Ringkuhkampf | Frist für Herbstmatch musste wegen zu wenig Anmeldungen verlängert werden
Organisatoren mussten grossen Effort leisten
Oberwallis | Am 23. September wird mit dem Herbstmatch im Rarner Goler die Stechfestsaison 2018/2019 eingeläutet. Inzwischen sind rund 170 Tiere für den Qualifikationskampf im Oberwallis registriert. Im Vorfeld verliefen die Anmeldungen jedoch schleppend.
Für den anstehenden Herbstmatch in der Goler-Arena bekundeten die Organisatoren zunächst Mühe, genug Tiere aufbieten zu können. Die auf Anfang August angesetzte Anmeldefrist musste wegen zu wenig Einschreibungen verlängert werden.
«Am Stichtag, am 11. August also», so Angelo Seematter, der beim diesjährigen Herbst-Ringkuhkampf zusammen mit Florian Lorenz für die Viehannahme zuständig ist, «waren auf dem Einschreibungsformular bloss 45 Tiere für insgesamt fünf Kategorien verzeichnet. Zu wenige für einen der drei Oberwalliser Qualifikationskämpfe.»
Qualifikation für Aproz
Ein Blick auf das Regelwerk des Schweizerischen Eringerviehzuchtverbands (SEZV) bestätigt die Angaben des Grengjer Züchters. Gemäss Vorschriften qualifizieren sich nämlich erst bei 30 aufgeführten Tieren pro Kategorie die ersten sieben fürs Nationale Finale. Liegt das Quantum zwischen 20 und 29 Tieren, sind noch die sechs bestplatzierten in Aproz teilnahmeberechtigt, bei weniger Anmeldungen (bis zu 20 Tiere) werden schliesslich fünf Siegerglocken und entsprechend fünf Tickets für Aproz verteilt. «Es wäre sehr schade gewesen, hätten die Züchter aus dem Oberwallis ihr jährliches Kontingent fürs Kantonale aufgrund fehlender Tiere nicht ausschöpfen können», gibt Seematter zu bedenken.
Es habe schliesslich eines besonderen Efforts bedurft, um weitere Halter und deren Vieh für den Oberwalliser Herbstmatch zu mobilisieren. «Nach Verstreichen der Anmeldefrist und in Anbetracht des anfangs spärlichen Interesses haben wir uns aktiv auf die Suche nach Züchtern und Tieren machen müssen», so Seematter. Die organisierende Eringer Viehzucht Genossenschaft Brig-Visp habe grosse Anstrengungen unternommen, es wurden zahlreiche Telefonate geführt. Dabei habe man freilich auf die Unterstützung vieler Eringer-Bauern zählen können, die ihrerseits weitere Züchter um die Teilnahme am Herbstkampf ersucht hätten, windet Seematter der Gilde ein Kränzchen.
Am 23. September kämpfen nun rund 170 Tiere in Raron und damit etwa gleich viele wie im vergangenen Herbst. «98 davon treten in der Kategorie Kühe an, 30 sind es bei den Erstmelken und schliesslich werden noch 49 Rinder aufgeführt», zeigt sich Seematter schlussendlich zufrieden.
Schonzeit im Winter
Dass es bei den Anmeldungen für den Herbstmatch – notabene nicht zum ersten Mal – anfänglich harzte, habe verschiedene Gründe, weiss Seematter. Die meisten Züchter favorisieren eine Teilnahme an einem der beiden Oberwalliser Qualifikationskämpfe im Frühjahr. Seematter erklärt: «Tiere, die den Sommer auf einer grösseren Eringeralpe verbracht haben, werden kaum für das Stechfest im Herbst angemeldet, da sie bereits eine harte Alpzeit mit diversen Kämpfen hinter sich haben. Verständlicherweise sollen diese nach der Alpsömmerung geschont werden.»
Geschont und deshalb nicht angemeldet werden ferner auch Kühe, bei denen kurz nach dem Herbstmatch der Termin zum Abkalben ansteht. Nicht wenige Besitzer achten bei ihrem Vieh nämlich auf eine frühe Abkalbung im Herbst, damit die Tiere während der Wintermonate ausreichend Zeit haben, um wieder zu Kräften zu kommen und – auch im Hinblick auf die Kämpfe im Frühjahr – wieder zeitig gedeckt werden können.
«Einige Tiere haben ihr Kalb möglicherweise schon vor der Austragung des Herbstmatchs zur Welt gebracht», fügt Seematter an. «Damit sind sie für den Ringkuhkampf natürlich nicht mehr zugelassen.» Denn gemäss dem geltenden Reglement des SEZV können für die Herbstkämpfe nur Tiere aufgeführt werden, welche 120 Tage und länger trächtig sind. Die neun Monate andauernde Trächtigkeit wird vor Ort mit einem Ultraschallgerät kontrolliert. «Die Festlegung des Abkalbzeitpunkts bleibt natürlich den Züchtern vorbehalten», so Seematter. «Das soll auch so bleiben.»
Halter schielen auf Frühling
Nichtsdestotrotz führt diese bei vielen Eringer-Bauern gängige Praxis dazu, dass bei den Oberwalliser Frühjahrsausscheidungen quasi ein «Überangebot» an Tieren besteht, wettkampfberechtigte Eringer teilweise gar abgelehnt werden müssen, für den Herbstmatch hingegen händeringend nach ausreichend kampfeswilligen Teilnehmenden gesucht wird. «Das ist mühsam und zeitaufwendig für die organisierende Genossenschaft», hält Seematter abschliessend fest.
Dass zugunsten einer Teilnahme am Sommer-Ringkuhkampf, welcher heuer im August in Zermatt stattgefunden hat und kein Qualifikationskampf fürs Nationale Finale in Aproz darstellt, diverse Tiere im Herbst nicht aufgeführt werden, will Seematter indes nicht recht gelten lassen. Seiner Meinung nach handelt es sich um eine verschwindend kleine Anzahl an Tieren, die statt im Herbst im Goler im Sommer in Zermatt gekämpft haben.
Für Seematter ist klar: «Viele Besitzer sind sich meist schon früh im Klaren darüber, ob und zu welchem Stechfest sie eine Kuh oder ein Rind anmelden.» Entsprechend diesen Absichten wird das Tier während des Jahres gehalten und gedeckt. Es sei jedoch wichtig, so Seematters Anliegen, dass bei den drei im Oberwallis stattfindenden Qualifikationskämpfen jeweils sämtliche Slots fürs Kantonale beansprucht werden könnten. Nicht nur im Frühling, sondern eben auch im Herbst.
Perrine Andereggen
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