Bike-WM Grächen | Spektakel, harte Aufstiege, enttäuschte Schweizer – die WM im Zeitraffer
«Ich war zu euphorisch»

Endlich. «Ich habe lange auf dieses Ziel hingearbeitet», sagt Weltmeister Hector Leonardo Paez.
Foto: Keystone
8.30 Uhr. Grächen erwacht. Der Speaker versucht Stimmung zu machen. Die Zuschauer reagieren noch zurückhaltend, aber immerhin. Die Eröffnung am Samstagabend war eindrücklich. «Man hat schon gespürt, dass eine WM etwas ganz Besonderes ist», so die Medienchefin Beatrice Meichtry.
8.52 Uhr. Die Fahrerinnen werden einzeln vorgestellt. Man versteht es, ein Rennen so richtig zu lancieren. Punkt 9.00 Uhr gehts dann los.
10.00 Uhr. Die Herren werden auf die 95 km lange Strecke geschickt. Aus Schweizer Sicht ruhen die Hoffnungen auf Mathias und Lukas Flückiger.
10.15 Uhr. Die umtriebigen Grächner Organisatoren denken an alles. Mit dem Medienbus gehts nach Törbel. Die Verkehrsführung bei einem derartigen Grossanlass und den engen Strassen ist heikel, man bewegt sich am Limit.
11.08 Uhr. Kurz nachdem wir in Törbel angekommen sind, fährt auch bereits die erste Frau durch: Pauline Ferrand-Prévot. Die Französin ist eine äusserst interessante Fahrerin. 2014 gewann sie – noch im U23-Alter – WM-Gold im Elite-Strassenrennen, 2015 liess sie sich als Radquer- und Cross-Country-Weltmeisterin feiern.
11.31 Uhr. Stefanie Zahno erreicht Törbel. Die einzige Oberwalliserin am Start hatte Pech. Kurz vor dem Start brach ihr der Bremshebel. Mit einem provisorisch geflickten Hebel musste die Bürchnerin danach an den Start und hält sich
wacker.
12.47 Uhr. Die ersten Männer erreichen Törbel. Nicht weniger als 13 Fahrer umfasst die Spitzengruppe. Kurz kommt Hektik auf: Was passiert, wenn derart viele Fahrer in die heikle Abfahrt durch die Dorfgasse von Törbel gehen?
12.53 Uhr. Lukas Flückiger kommt als Erster von der Runde um Törbel zurück. Unglaublich, wie es die Fahrer die Gasse hinunter «krachen» lassen.
Die Organisatoren sind bewusst in die Dörfer gegangen. «Wir wollen fürs Biken begeistern», so OK-Präsident Berno Stoffel. Es geht auf. In Törbel herrscht gute Stimmung, in
Visperterminen hatte es auf dem Dorfplatz gar 300 Zuschauer. «Das ist doch toll», so Stoffel. Der Aufwand freilich ist gewaltig. Jeder Strassenübergang muss abgesichert werden. Das Positive: «Wir hatten keine Zwischenfälle», so der OK-Präsident.
13.15 Uhr. Journalisten zusammenhalten ist schwieriger als einen Sack Flöhe. Endlich sind alle da, es geht zurück nach Grächen.
14.17 Uhr. Hector Leonardo Paez hats geschafft: Weltmeister. «Ich habe lange auf dieses Ziel hingearbeitet, endlich hats geklappt», so der Kolumbianer, der vor einem Jahr WM-Dritter geworden war. Auch ein Sturz kurz vor dem Ziel konnte ihn nicht stoppen.
14.22 Uhr. Die Schweizer enttäuschen. Nach den Frauen gehen auch die Männer leer aus. Bis zum Schlussaufstieg war alles möglich, dann stellte es die Flückiger-Brüder auf. «Ich hatte gute Beine, dachte, dass eine Medaille drinliegt, dann aber bekam ich Krämpfe», so Lukas Flückiger. «Ich habe alles riskiert, aber bei einer WM gibts nichts anderes.»
Bruder Mathias hingegen, zu Beginn gar solo unterwegs, hinterfragte die Taktik. «Ich war etwas zu euphorisch.» Die technisch schwierigen Abfahrten kamen ihm entgegen. «Aber es lässt dir nie Ruhe und die Aufstiege waren brutal schnell und hart. Vielleicht hätte ich etwas ruhiger bleiben müssen», so Mathias Flückiger.
Nicht so einfach im Rennfieber.
Alban Albrecht
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Kommentare
Fidelis Sonnentrücker, Visp - ↑0↓0
Phantastisch, Schön, dass wir auch einen einheimischen Weltklasse Speacker haben..
Gratulatio Waldemar Schön
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