WB-Monatsgespräch | Mit Dr. Kilian Stoffel, Rektor der Universität Neuenburg, über seine Laufbahn, Studierende, Professoren und tertiäre Bildungsfragen
«Die tertiäre Ausbildung ist in der Schweiz auf einem hohen Niveau»
Die pädagogische Matura öffnete Ihnen vor 25 Jahren den Weg zur Hochschule. War für Sie stets klar, was Sie werden wollten?
«Der Lehrerberuf war immer ein Ziel. Im letzten Jahr am Lehrerseminar zeichnete sich deutlich ab, dass ich noch weiterstudieren wollte. Etwa in Richtung Sekundar- oder Mittelschullehrer.»
Mit 33 Jahren wurden Sie Hochschullehrer, seit drei Jahren sind Sie Rektor der Universität Neuenburg. Eine tolle Laufbahn.
«Damit das so zusammenpasst, muss einiges aufgehen, auch zeitlich. Planbar ist so was nicht. Man weiss ja nicht im Voraus, wie sich die eigenen Interessen entwickeln und welche Stellen ausgeschrieben werden.»
Würden Sie rückblickend Ihren Ausbildungsweg anders gestalten?
«Nein. Ich ging an die Uni Freiburg, um Mathematik zu studieren. Dann kam Informatik dazu, in der ich nach dem Diplomstudium doktorierte. Heute würde ich vielleicht früher auf Informatik setzen, etwa nach einem Bachelorstudium. Ich konnte machen, was mich am meisten interessierte. Das war Ende 1980er-/Anfang 1990er-Jahre in der Informatik noch nicht so selbstverständlich. Im tertiären Bereich gab es in Sachen Informatik damals noch wenig strukturierte Ausbildungsmöglichkeiten. Beim Doktorat war es genauso. Man musste eine solche Möglichkeit erst mal finden.»
Was fasziniert Sie an der Informatik?
«Die künstliche Intelligenz.»
Gibt es dafür eine einfache Definition?
«Wikipedia bezeichnet sie als ein Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens und dem maschinellen Lernen befasst.»
Als Ihre Kernkompetenzen nennt die Uni Neuenburg «Knowledge Representation», «Ontologies», «Information Systems» und «Data-Mining». Erklären Sie bitte.
«Im Wesentlichen geht es bei den drei ersten Begriffen darum, Überlegungen und Untersuchungen anzustellen, um das Präsentieren von menschlicher Information und Wissen nachzuahmen und geeignete formale Modelle zu finden, sodass der Computer das Wissen speichern und verarbeiten kann sowie aufgrund von Daten gewisse Regelmässigkeiten und Regeln entdeckt, damit das Wissen wiederverwendet oder erweitert werden kann. Letzteres ist das Ziel von ‹Data-Mining›.»
Das ist immer noch sehr abstrakt. Wird uns der Computer eines Tages dominieren?
«Es gibt heute schon eine grosse Menge von Entscheidungen, die vom Computer getroffen werden. Man kann das akzeptieren, weil man weiss, wie sie zustande kommen, auch wenn man nicht zwingend im Detail nachvollziehen kann, wie die Schlussfolgerungen zustande kamen. Durch dieses Nicht-nachvollziehen-Können kommt die künstliche Intelligenz in einen Bereich, wo sich viele Menschen Sorgen machen.»
Sie nicht?
«Nicht, wenn man den Computern Kompetenzen erteilt, die nicht verantwortbar sind. Dafür muss man verstehen, wie der Computer zu seinem Wissen kommt. Jeder einzelne Schritt, der vom Rechner ausgeführt wird, ist zwar nachvollziehbar, aber die Anzahl dieser Schritte ist so hoch, dass sie schnell nicht mehr fassbar sind. Der Mensch verliert den Überblick über das verarbeitete Datenvolumen und die Menge an Information, die vom Computer verarbeitet wird. Das ist so.»
Wird das nicht gefährlich?
«Was ein Computer berechnen kann, ist theoretisch bekannt. Er kann uns unzählige Entscheidungshilfen liefern. Es gibt daneben aber eine riesige Menge an menschlichen Aktivitäten und Entscheidungen, die heute für einen Computer nicht berechenbar sind. Hier liegt es in der Verantwortung und Vernunft der Menschen, was sie zulassen oder eben delegieren wollen. Die Horrorvorstellung, der Computer würde das Diktat über den Menschen übernehmen, ist unbegründet, solange unsere Gesellschaft funktioniert.»
Wie stehen Sie zum breiten Thema Datenmissbrauch?
«Es ist klar, dass Maschinen hier als technische Hilfsmittel eingesetzt werden können. Entscheidend ist, ob wir das wollen. Wir standen früher auch schon vor ähnlichen Fragestellungen. Ich erinnere an die Diskussionen über die Genmanipulation. Was heute bei der Informatik anders ist, ist die einfache Verfügbarkeit und Zugänglichkeit zu deren Infrastruktur. Ein paar Spezialisten können mit relativ einfachen Rechnern schon ziemlich grossen Schaden anrichten. Darum ist es wichtig, dass wir als Gesellschaft lernen, mit dieser Problematik umzugehen.»
Das Wissen entwickelt sich in der Informatik fast täglich. Wie können Sie sich da selbst noch à jour halten?
«Die Informatik hat sich als junge Wissenschaft von Beginn an schnell entwickelt. Das hat im Wesentlichen mit den immer schnelleren und komplexeren Rechnern zu tun. Die Theorie, das Grundwissen dahinter, ist aber genügend solide, um auch langfristig gültig zu sein. Hinzu kommt die immer stärkere Spezialisierung. Früher konnte man sich als Forschender auf ein breiteres Spektrum konzentrieren. Heute werden die Forschungsbereiche immer enger. So kann man zumindest in seinem Gebiet à jour bleiben. Grundsätzlich informiert man sich auch hier in der Fachliteratur und auf Fachkonferenzen.»
Haben Sie dafür als Rektor noch die notwendigen Zeitgefässe?
«Bedingt. Ich bin kaum noch in der Forschung und Lehre tätig. Was einzig noch bleibt, ist die Betreuung einiger Doktoratsarbeiten.»
Bedauern Sie, an den neuesten Entwicklungen nicht mehr nahe dran zu sein?
«Für mich war die Übernahme des Rektorats ein bewusster Entscheid. Die Leitung der Uni ist ein Vollzeitjob. Mir war klar, dass meine Zeit für wissenschaftliche Arbeiten durch die neue Funktion stark limitiert würde.»
Was zählt heute zu Ihren Aufgaben?
«Ich trage die Gesamtverantwortung für die Uni nach innen und aussen. Nach innen gegenüber den Studierenden, dem Lehrkörper und dem administrativen Betrieb. Bei 4300 Studierenden und nahezu 1200 Angestellten stehen viele organisatorische und administrative Führungsaufgaben an. Nach aussen sind die Interessen der Uni in wissenschaftlichen, bildungs- und finanzpolitischen Fragen wahrzunehmen.»
Wer bietet Ihnen dabei Unterstützung?
«Das Rektorat funktioniert mit fünf Personen als operatives Führungsgremium. Daneben gibt es ein internes Gremium (Assemblée), in dem Professoren, der Mittelbau, die Studierenden und administratives Personal aller Stufen Einsitz haben. Dieses nimmt beratend Einfluss. Die Dekanate, also die Leitungen der verschiedenen Fakultäten, übernehmen ebenfalls Führungsaufgaben. Zudem gibt es einen externen Universitätsrat, der Aufsichtsfunktionen hat.»
Wie steht es um Ihren Einfluss auf dem bildungspolitischen Parkett?
«Die Uni Neuenburg gehört dem Kanton. Ein eben eingeführtes Universitätsgesetz regelt die Zuständigkeiten. Ich bin froh, dass uns Regierung und Parlament in Lehre und Forschung den gewünschten akademischen Freiraum und die nötige Autonomie zugestehen. Natürlich sind wir aber alljährlich rechenschaftspflichtig, was auch richtig ist.»
Wo sehen Sie heute für den tertiären Bildungsbereich die grössten Herausforderungen?
«Der Anteil der Gesellschaft, die für die Ausübung ihrer professionellen Tätigkeiten einen Hochschulabschluss braucht, wird steigen. Es gibt Schätzungen, die diese Quote bis 2050 bei 35 Prozent der aktiven Bevölkerung sehen. Das Universitätssystem darauf anzupassen, ist eine grosse Herausforderung. Mit der Eröffnung von zusätzlichen Klassen ist es nicht gemacht. Es geht um das Rekrutieren von Studienwilligen über die Gymnasien, die Berufsmaturitäten und auch andere Passerellen und es braucht das entsprechende akademische Personal. Das aktuelle disziplinäre Denken wird sich mehr durchmischen. Gefragt ist interdisziplinäres Wissen und Können.»
Erfüllen die Ausbildungsstätten die Erwartungen von Wirtschaft und Gesellschaft?
«Diese Frage müsste man so an die Wirtschaft und Gesellschaft stellen. Ich sehe, dass der Arbeitsmarkt die Leute mit einer tertiären Ausbildung absorbiert. Es gibt unter Hochschulabgängern relativ wenige, die stellenlos sind. Feststellbar ist auch, dass nicht alle in ihrem studierten Fachgebiet bleiben. Gerade in Studienrichtungen, die nicht auf einen spezifischen Beruf abzielen, orientieren sich viele um. Da kommt das Profil der verschiedenen Hochschulen zum Tragen. Die Universitäten sollen Grundlagenwissen und -kompetenzen vermitteln, um auf ein weites Spektrum von Problemstellung und Herausforderungen der Gesellschaft reagieren zu können. Diese zielen weniger auf ein spezifisches Berufsbild ab als typischerweise jene der Fachhochschulen. Da sehe ich auch den fundamentalen Unterschied zwischen diesen Hochschultypen.»
Den hier oft zitierten Konflikt zwischen Theorie und Praxis sehen Sie nicht?
«Beide sind komplementär. Wer die theoretischen Kompetenzen hat, muss oft die praktische Seite dazulernen. Wer das praktische Können besitzt, muss fähig sein, sich anzupassen, sobald sich Gegebenheiten ändern. Diese Anpassungsfähigkeit ist lernbar und es ist eine der grossen Herausforderungen für die Bildungsinstitute, sie den Studierenden mitzugeben.»
Steht die tertiäre Ausbildung aktuell auf einem hohen Niveau?
«Das kann ich, was die Schweiz betrifft, mit gutem Gewissen sagen.»
Wie viel trägt dazu der Wettbewerb der Institute unter sich bei?
«Bei den Anstellungen von Professoren findet sicher ein gewisser Konkurrenzkampf statt. Die Universitäten schreiben ihre Stellen je nach Fachgebiet mittlerweile weltweit aus. Sie sind daran interessiert, die bestmöglichen Leute zu sich zu holen.»
Geht das auch über Geld, wie in der freien Wirtschaft?
«Teils spielt das sicher eine Rolle. Bei uns aber nicht. Wir halten uns als öffentliche Uni strikt an die vom Kanton definierten Lohnklassen.»
Wie kommen Sie dann zu Ihren Wunschkandidaten?
«Indem wir ein Umfeld schaffen, in dem die Forschenden und Lehrenden bestmögliche Bedingungen finden, um ihre Vorhaben umzusetzen. Selbstverständlich muss das Profil eines Kandidaten aber auch zu unserer Institution passen, um eine gute Integration zu sichern. Grundsätzlich ist die Auswahl gegeben. Schreiben wir eine Stelle aus, die nicht regionalspezifisch ist, können durchaus bis zu 200 Bewerbungsdossiers eingehen.»
Wie erfolgt dann die Selektion?
«Dahinter steckt ein klar definiertes Verfahren, das von der Bewerbung bis zur Anstellung rund ein Jahr dauert. Zuerst sind die Fakultäten in der Pflicht, am Schluss entscheidet das Rektorat. Dazwischen finden mehrere Gespräche und Diskussionen auf verschiedenen Stufen und auch Probevorlesungen statt. Wir wollen einen Lehrkörper, der forscht und unterrichtet. Das muss er in französischer Sprache tun können, selbst wenn ab Masterstufe Englisch auch bei uns immer bedeutender wird.»
Manche Hochschulen behelfen sich mit privat finanzierten Lehrstühlen. Wie sieht das bei Ihnen aus?
«Bei der stets steigenden Zahl von Studierenden und den gleichzeitig limitierten öffentlichen Mitteln ist das eine verständliche Entwicklung. Sind strikte Rahmenbedingungen erfüllt, sind solche Lehrstühle grundsätzlich möglich. Bei uns gibt es im Moment keine komplett gesponsorten Lehrstühle. Unsere Unterstützung durch Dritte erfolgt über Mandate und Zusammenarbeitsprojekte.»
Ihre Uni zählt viele junge und auch weibliche Professoren. Ist das gewollt?
«Ja. Die Entwicklung geht langsam aber sicher in die richtige Richtung. In den letzten drei, vier Jahren wurde die Hälfte der Stellen oder mehr durch Frauen besetzt. Es ist ein klares strategisches Ziel unserer Uni, das akademische Umfeld geschlechterspezifisch auszugleichen. Ich denke, das gilt in der ganzen Hochschullandschaft der Schweiz als anzustrebendes Ziel.»
Zu den Studenten: Bringen sie aus der Mittelschule mit, was Sie von ihnen erwarten?
«Die Mittelschulen leisten ihre Arbeit anhand ihrer Lehrpläne, keine Frage. Die Frage ist, wie sich die Unis als Anschlussschulen definieren. Sie haben ihre Programme und es ist natürlich einfacher, wenn sie dafür mehr voraussetzen können. Wir stehen in einem guten Austausch mit den Gymnasien aus der Umgebung, die einen Grossteil der Schweizer Studierenden bei uns stellen.»
Trotzdem sind Probleme programmiert.
«Der Übergang zur Hochschule bietet immer eine Reibungsfläche. Um den Schock zu absorbieren, bieten wir diesen Sommer erstmals ein Seminar über zwei Wochen an. In diesem sollen sich die Studienneulinge an das neue Umfeld mit einer deutlich höheren Eigenverantwortlichkeit gewöhnen können. Ziel ist, die relativ hohe Zahl der Studienabbrecher, das heisst jene, die abbrechen, ohne eliminiert worden zu sein, zu reduzieren.»
Tun die Hochschulen da bisher zu wenig?
«Wir wollen verstehen, warum es so ist. Bieten wir an, was die Studierenden gar nicht wollen – oder stehen diese selbst neben den Schuhen? Abgänge gibt es vor allem zu Beginn einer Stufe. Das ist selbst bei den Doktoranden noch so. Warum steigen viele Einsteiger wieder aus? Das ist längst nicht immer eine Frage der Kompetenzen.»
Wo sehen Sie mögliche Verbesserungen?
«In der aktuellen Umstrukturierung von Art und Weise der Lehrveranstaltungen sehen wir das grösste Potenzial. Bei uns geht das wieder vermehrt in Richtung individualisiertes Lernen. Ein Studierender soll also mehr Zeit erhalten, wenn er diese braucht, um den Stoff zu verarbeiten. Ein kleinere Uni kann dem sicher besser Rechnung tragen als eine grosse.»
Wie nehmen Sie die jungen Leute grundsätzlich wahr?
«Ich schicke voraus, dass wir die jungen Leute heute nicht gleich wahrnehmen, wie wir uns selbst damals in der gleichen Rolle gesehen haben. Wer sie kritisiert, sollte auch einen konstruktiven Ansatz haben. Unsere Aufgabe ist, den Studierenden Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, damit sie gerüstet sind, ihre gesellschaftliche Aufgabe nach ihrem Gutdünken erfüllen zu können.»
Das war jetzt sehr diplomatisch. Sind sie motiviert und zielgerichtet – oder suchen sie vor allem mal eine gute Zeit?
«Die Studiendauer ist in den letzten Jahren massiv kürzer geworden. Jedes Programm hat eine beschränkte Studiendauer. Wer also innerhalb einer gewissen Semesterzahl nicht abschliesst, wird eliminiert. Noch vor 20 Jahren gab es praktisch keine Zeitlimiten. Das führte zu so manchem ‹ewigen Studenten›». Die sind heute verschwunden. Fehlende Motivation ist auch ein gesellschaftliches Problem. Die Art der Stoffvermittlung und der Zielsetzungen ist in diesem Fall zu hinterfragen. Eine Grosszahl der Unterrichtenden tut das auch. Es ist eine ihrer spannenden Herausforderungen, den Stoff interessant rüberzubringen. Früher war das Studium darauf ausgerichtet, Wissen direkt und passiv zu vermitteln. Heute ist die Idee, dass die Studierenden sich dieses aktiv erarbeiten.»
Rund die Hälfte der Studienanfänger verlassen die Uni mit einem Abschluss. Ist das gut oder schlecht?
«Die reine Abschlussquote als Qualitätssiegel zu betrachten, wäre falsch. Wir lehren ja nicht, um zu selektionieren. Studierende werden mobiler und das Hochschulsystem wird auch durchlässiger. Studierende, die sich umorientieren, gehören immer mehr zur Norm. Mir persönlich machen jene Sorgen, die das Studium aufgeben, ohne leistungsmässig eliminiert worden zu sein.»
Die Diplome Ihrer Uni sind wertvoll. Sie zählen unter den Unis mit weniger als 5000 Studierenden weltweit zu den besten 20…
«Wir sind schon zufrieden, dass wir konkurrenzfähig sind.»
Das tönt jetzt aber sehr bescheiden…
«Dieses Ranking ist für uns ein nützlicher Vergleich. Generelle Vergleiche mit Unis, die zehnmal grösser sind, sind für uns nicht aussagekräftig, weil deren Forschungsproduktion grundsätzlich verschieden ist. Eine kleine Uni kann sich da schwer sehr hoch platzieren. Ausgenommen, sie hat sich extrem spezialisiert. Das ist aber nicht unsere Strategie.»
An was für Zielen arbeiten Sie in Sachen Weiterentwicklung?
«Ein rein quantitatives Wachstum ist in den strategischen Zielen nicht definiert. Wir haben viele Disziplinen, in denen wir unterrichten wollen. Das ist für uns als öffentliche Uni eine Mission. Gerade dort, wo es schweizweit wenig Studierende hat, ist es wichtig, die Angebote und Programme am Laufen halten zu können.»
Ihre Uni hat einen Etat von 142 Millionen Franken. Wie stark beschäftigen Sie die Finanzen?
«Die Finanzierung läuft über drei in etwa gleich starke Schienen. Den Standortkanton, den Bund und die anderen Kantone, die Studierende zu uns schicken, sowie Drittmittel. Drittmittel sind Gelder, welche die Uni selbst reinholt, im Wesentlichen über Forschung. Die Unterstützung von Bund und Kantonen ist abhängig von unserer Leistung in Forschung und Lehre. Beim Sockel, den der Kanton Neuenburg beisteuert, sind wir abhängig von dessen Finanzlage. Entweder profitieren wir oder spüren die Sparmassnahmen wie andere kantonale Budgetposten auch.»
Sehen Sie am aktuellen Profil der Uni Handlungsbedarf?
«Typischerweise in den Bereichen, in denen wir Potenzial sehen. Nehmen die Studentenzahlen bei gleichbleibenden Budgets zu, ist der Handlungsspielraum relativ eng. So bleibt das Umverteilen des Kuchens, was aber bei den Personalkosten, die einen Grossteil unseres Aufwandes bedeuten, nicht einfach ist. In der strategischen Ausrichtung gibt es im Vierjahresrhythmus einen Plan, der die Richtung der Uni definiert. Der erste unter meiner Leitung erarbeitete Plan liegt im Moment beim Grossen Rat. Die Sache zieht sich etwas in die Länge, weil das 2017 in Kraft gesetzte neue Universitätsgesetz die Prozesse ziemlich veränderte.»
In welche Richtung zielen Sie?
«Wir setzen auf Kontinuität. Es ist ja auch unnötig, den Betrieb auf den Kopf zu stellen, zumal uns das Ranking gute Noten verleiht. Das neue Gesetz lässt uns viel autonomes Handeln, was auch unsere Verantwortung erhöht. Ein Beispiel: Die Ernennung der Professoren erfolgt nun durch das Rektorat und nicht mehr durch den Staatsrat.»
Eine Verantwortung, die Sie gerne übernehmen?
«Ich bin motiviert, für unsere Institution zu tun, was ich kann, und auch meinen Beitrag zu leisten zur Entwicklung des tertiären Bildungsbereichs in unserem Land. Da sind verschiedene Netzwerke zu bewirtschaften. Je tiefer man in die Materie eintaucht, umso interessanter wird es.»
Das Gespräch führte Thomas Rieder
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar