FC Sitten | Dritter Sieg in Serie – die Walliser festigen den dritten Rang
Fehlstart? Von wegen…
Fünf Spiele, zehn Punkte und Rang 3. Der FC Sitten hat rein punktemässig einen beeindruckenden Start hingelegt. Doch wie gut ist die Mannschaft?
Alban Albrecht
Nach der Startniederlage gegen Basel und vor der schwierigen Auswärtspartie in Genf beschwor der Boulevard bereits eine Schicksalspartie herauf.
Es drohte der Fehlstart. Ein Unentschieden und drei Siege später grüsst der FC Sitten vom dritten Platz, knapp hinter den Dominatoren YB und Basel.
Keine Frage: Die Mannschaft hat vor allem gegen Zürich und Lugano
das Glück etwas gar grosszügig in Anspruch genommen. Gegen Luzern zeigte man die wohl beste Leistung der Saison. Wie weit ist die Mannschaft wirklich?
Fragen wir mal die Spieler. Xavier Kouassi, Sitten hat drei Spiele in Serie gewonnen. Was ist möglich? «Wir dürfen nicht euphorisch werden, wir müssen hart weiterarbeiten, jedes Spiel fängt wieder bei null an.»
Zwei Meter daneben in der Mixed-Zone ist ein Luzerner Journalist auf Ursachenforschung. Idriz Voca, wie kann der FC Luzern aus der Abwärtsspirale wieder herausfinden? «Wir müssen ruhig bleiben und hart weiterarbeiten. Jedes Spiel fängt wieder bei null an.» Das zeigt: Fussballer sagen unmittelbar nach einer Partie fast immer das Gleiche. Einfach andere Vorzeichen. Nicht wirklich hilfreich…
Da wächst was zusammen
Der FC Sitten stieg nach zwei Siegen gegen das kriselnde Luzern als Favorit in die Partie. Das gabs in der Vergangenheit schon mehrfach und oft folgte die Enttäuschung auf dem Fuss. Weil man sehr oft zu nachlässig in die Partie stieg, meinte, es gehe von selbst. Nicht so gegen Luzern. Die Sittener waren von Beginn an hoch konzentriert bei der Sache, zweikampfstark, auch wenn die Luzerner ihnen in der ersten Halbzeit mit ihrem harten Einsteigen phasenweise den Schneid etwas abkauften. Dennoch: Es scheint, dass da was zusammenwächst. Zugegeben, das haben wir schon oft gemeint. Doch diesmal ist (hoffentlich) alles anders. Der Hoffnungsträger heisst Stéphane Henchoz. Er ist gekommen als harter Arbeiter und mit dem Anspruch, das auch von seinen Spielern zu verlangen. Die Zuschauer spüren das. Wenn gekämpft wird, kann man sich auch mal einen Fehler erlauben, ohne dass es gleich Pfiffe gibt.
Immer noch Schwächephasen, aber weniger
«Wir sind in unserem Defensivverhalten kompakter geworden», konnte Ermir Lenjani nach der Partie festhalten. «Wir lassen weniger Chancen zu und begehen weniger individuelle Fehler», so der linke Aussenverteidiger, der diesmal wieder als Flügel eingesetzt wurde. Es gab sie wieder, die schwächeren Phasen. «Du kannst nicht über
90 Minuten konstant auf hohem Niveau spielen, schon gar nicht bei der Hitze», so Lenjani. «Aber wir haben auch in den schwächeren Phasen nicht viel zugelassen.» Stéphane Henchoz sieht freilich noch Verbesserungspotenzial. «Wir haben phasenweise zu viele leichte Ballverluste, dadurch verlieren wir dann die Kontrolle über das Spiel», so der Sittener Trainer.
Mehr Druck, mehr Chancen
In der Offensive werden die Sittener unberechenbarer. Auch wenn Grgic schon bessere Tage gesehen hat und Pajtim Kasami schon mehr Einfluss genommen hat, konnte sich der Heimklub viele Chancen erarbeiten. Vor allem in der zweiten Halbzeit hätten sie die Entscheidung weit früher erzwingen müssen. Die Sturmfrage freilich ist weiter nicht gelöst. Man hofft auf einen Nordkoreaner (siehe rechts), am Wochenende wurden die Diskussionen um den Portugiesen Quaresma wieder neu entfacht. Geht da noch was?
Roberts Uldrikis ist bemüht, er ist eine wichtige Anspielstation und er hatte zwei gute Szenen. Beim Penalty und beim Fast-Tor, das nur der VAR verhindern konnte. Dennoch brauchts natürlich eine Steigerung. Ob er die Zeit dazu erhält?
Wo sind die Neuen?
Murat Yakin hat das ganze Kader getestet, am Schluss spielten Lenjani und Kasami auf den Flügeln. Stéphane Henchoz hat viel probiert, und auch er setzt auf Lenjani in der Offensive. Das spricht nicht gerade für die Qualität der Zuzüge. Offenbar ist (noch) keiner in der Lage, da wirklich eine wichtige Rolle zu übernehmen.
Okay, Patrick Luan ist verletzt. Er hat angedeutet, dass er eine Verstärkung sein kann. Und auch Fortune war nach ansprechendem Start zuletzt verletzt. Die grosse «Bombe» aber ist weiter nicht in Sicht.
Fazit: Den Moment geniessen, aber auf dem Boden bleiben. Es gibt noch viel zu tun…
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