Walliser Sport Awards | Ramon Zenhäusern musste sich gegen Théo Gmür wehren
Hauchdünnes Gold-Duell
Roman Lareida
Sportlerwahlen geben immer zu reden. Sie sind so eine Sache. Da schwingt eine oder einer nicht wie erhofft obenaus und ist baff, weil die Gewinnerin oder der Gewinner unerwartet einen anderen Namen trägt. Ganze Fangemeinden fühlen dann ebenso. Das Problem ist nicht zu lösen, denn es ist ein Problem des Standpunktes.
Sportlerwahlen sind aus der Einzeloptik nie gerecht. Aber nie siegt eine oder einer unverdient. Und deshalb sind sie immer richtig. Die Sportjournalisten und Präsidenten der Fachverbände haben beispielsweise vor zwei Jahren den Tour-de-France-14. Sébastien Reichenbach klar zum Walliser Sportler des Jahres erkoren, doch die Publikumsstimmen spülten die Telemark-Überfliegerin Amélie Reymond knapp auf Platz eins. So soll es sein können.
Es gibt Jahrgänge, in denen Zweifel keinen Platz haben, weil es nur einen ganz oben geben kann. Bei Patrizia Kummer 2014 oder Nico Hischier 2017 war das der Fall.
0,03 Prozent
Als Ramon Zenhäusern an den Olympischen Spielen von Pyeongchang im Februar zu Teamgold und Einzelsilber gefahren war, wussten eigentlich alle, wer Ende Jahr der Walliser Aushängesportler sein wird. Auch wenn es für die Slalomzukunft keine Sicherheiten geben kann, so darf man ge-
trost davon ausgehen, dass die beiden Medaillen den Durchbruch Zenhäuserns markieren. Deshalb ist die Leistung eine einschneidende in der Karriere des Vispers.
Doch seine Wahl war alles andere denn sicher. Denn das Wallis hat 2018 viele Olympische Ski-Goldmedaillen gewonnen – Théo Gmür an den Paralympics sogar deren drei, was einer Schweizer Premiere gleichkam. Kein Wunder, dass der Sieg
zum Walliser Sportler des Jahres sehr umstritten war. Letztlich siegte Zenhäusern mit minimen 0,03 Stimmenprozenten Unterschied. Weil er heute den Weltcup-Slalom in Saalbach-Hinterglemm fährt, war er via Videobotschaft aus Österreich zugeschaltet. «Zuerst Oberwalliser Sportler des Jahres, jetzt Walliser, das wird ja immer besser», flachste Zenhäusern. Den Preis nahmen seine Eltern mit.
Das Walliser Team des Jahres bilden die Amateur-Pferdesportler von «La Ferme des Moulins» aus Sembrancher. Sie führten
ihr Viergespann mit je zwei
Gold- und Silbermedaillen im Weltcup an die Weltspitze.
Zudem sicherten sich die Unterwalliser an den Weltreitspielen
in den USA den fünften Platz – ein beeindruckendes Palmarès
in einer Randsportart. Als Sportlicher Leiter kam Gaby Micheloud zu Ehren. Der Grônard steht seit vier Jahren an
der Spitze des Rad-Volksrennen «Cyclosportive des Vins du Valais». Vor allem bekannt
ist Micheloud, weil er seit 2000 der Speaker der Tour de Romandie ist.
Die Anekdote aus Erde
Dass man nicht bloss mit Siegen oder Bestzeiten zu Ehren kommen kann, zeigt die Anekdote aus Erde. Der örtliche Fussballklub war der fairste Klub der Schweiz und durfte dadurch am Schweizer Cup teilnehmen, was den Spezialpreis wert war. Das kleine Klubpech: Das Los bescherte keinen Super-League-Klub als Gast, sondern Azzuri Lausanne. Das kleine Klubglück: Der FC Erde war der einzige 4.-Ligist, dem im Cup ein Tor glückte.
Der gestrige Tag war auch aus anderer Sicht ein Freudentag für den Walliser Sport. Loïc Meillard schaffte in Österreich seinen ersten Weltcup-Podestplatz, und seine nicht minder talentierte, aber verletzte Schwester Mélanie lachte an der Zeremonie in Savièse über alle Backen, weil es ihr jeden Tag besser geht auf dem Weg zurück in den Rennzirkus. Kein Wunder, war beispielsweise auch Patrick Flaction, der Konditionstrainer der beiden Geschwister und Lara Gut-Behrami, gut gelaunt am gestrigen grossen Rendez-vous des hiesigen Sports.
Der Tag dürfte kommen,
an dem eine oder ein Meillard Walliser Sportlerin oder Sportler des Jahres werden wird.
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