3. Dezember | Ds Mutzji macht en Bruchlandig
Im Stübchen
In 24 Fortsetzungsgeschichten erzählt Bernadette Brunner, wie es im Himmel vor Weihnachten zu- und hergeht, wie das Christkind und der Nikolaus die Weihnachtswünsche der Kinder erfüllen, und wie das Mädchen Karoline den Engel Mutzli am liebsten für immer bei sich behalten hätte.
Mit Vorsicht gelingt es Karoline, sich fast bis zum Fensterchen anzuschleichen. Wie kalt es draußen ist, sieht sie an den vielen Eisblumen im unteren Scheibenteil der Fenster. Karoline ist so angespannt, dass sie die Kälte nicht spürt. Sie ärgert sich aber, dass ihr die Eisblumen die Sicht verdecken. Sie schaut sich um und entdeckt einen abgesägten Baumstrunk. Sie klettert hinauf und kann nun beinahe das ganze Stübchen überblicken. Sankt Nikolaus steht am Ofen und entfernt mit einem eisernen Haken ein paar rußig- schwarze Ringe. Er stochert in der Glut herum.
Funken sprühen und springen heraus, verlöschen aber, sobald sie auf der Ofenoberfläche ankommen. Aus einer rohgezimmerten Kiste schaufelt er nun Tannenzapfen auf die Glut. Sorgfältig verschließt er die Öffnung wieder mit den Russringen. Dann geht er mit schwerfälligen Schritten zum Tisch und setzt sich auf die Bank. Er bückt sich, und man hört ihn bis nach draußen ächzen und keuchen. Bums, bums, poltert es zweimal. Aha, er hat seine schweren Stiefel ausgezogen, stellt sie ordentlich neben dem Ofen ab und ergreift seine Pantoffeln, Große, braune, abgewetzte Schlappen sind's. Sofort sind seine schleppenden Schritte fast nicht mehr zu hören. Karoline muss sich auf die Zehenspitzen stellen, damit sie erkennen kann, was er gerade tut. Aha, Sankt Nikolaus steht am Tisch und zieht die Schublade heraus. Plötzlich hält er ein viereckiges Glasfläschchen mit schwarzer Flüssigkeit in der Hand. In der andern, Karoline traut ihren Augen nicht, in der andern hält er eine große, lange Feder. Es muss sich um die Schwanzfeder eines Huhns handeln. Er nimmt den Stöpsel vom Glasfläschchen und legt die Feder quer über die Öffnung.
Da blitzt es in Karolines Köpfchen. Ach du guter Gott, das sind doch Tinte und Federkiel. Sankt Nikolaus hat noch nicht auf Füller umgestellt, geschweige denn auf Metallfedern. Er benutzt immer noch einen Federkiel! Karoline findet das äußerst lustig. Sankt Nikolaus macht sich weiter im Stübchen zu schaffen. Erst jetzt, als er davor steht, fällt Karoline der große Schrank auf. Mit einem Schlüssel, der an einer Schnur am Gürtel baumelt, schließt ihn der Nikolaus auf. Lauter Bücher, der Schrank ist voller Bücher, weiße, rote, grüne, blaue Bücher. Alle sind auf dem Rücken mit Goldbuchstaben beschriftet. Sankt Nikolaus dreht Karoline den Rücken zu, so dass sie es wagt, noch näher ans Fenster zu schleichen.
Sie will wissen, was auf den Büchern geschrieben steht. Nahe am Fenster kann sie in der obersten Reihe entziffern: Agarn, Ausserberg, Ausserbinn, ein bisschen weiter: Blatten/Lötschen, Blitzingen und auf einem ganz dicken Buch steht Brig-Glis. Aha! überlegt Karoline, das sind alles Ortschaften des Oberwallis. Ach so, das sind die Bücher, in denen Sankt Nikolaus alles aufschreibt. Nun nimmt er aus der untersten Reihe ein paar Bände und trägt sie zurück zum Tisch. Karoline beobachtet so gebannt, dass sie vergisst, sich vom Fenster zurückzuziehen. Aber Sankt Nikolaus ist tief in seine Arbeit versunken. jedenfalls entdeckt er die Späherin am Fenster nicht. Nochmals geht er zurück zum Schrank.
Ganz zuunterst, unter der letzten Reihe - das hat Karoline bis jetzt übersehen - befindet sich eine ganz flache Schublade, fast schon ein Geheimfach. Sankt Nikolaus öffnet sie, indem er an den Schrankfüßen dreht. Die Schublade geht auf wie von Geisterhand. Was verbirgt sich wohl darin?
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Kommentare
äs gspannts Chind - ↑0↓0
Schad geit das Gschichtji online nimmä witär
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