Gletscherfund | Sie lagen Jahrzehnte im Eis des Tsanfleuron-Gletscher
Seit 1942 vermisstes Paar identifiziert

Bei den Gletscherleichen wurden zwei Rucksäcke, Schuhe und eine Weinflasche mit der Aufschrift «Sion» gefunden.
Foto: Keystone
Die auf dem Tsanfleuron-Gletscher entdeckten menschlichen Überreste sind inzwischen anhand von DNA-Analysen formell identifiziert worden. Es handelt es sich um das seit 1942 vermisste Ehepaar Dumoulin.
Wie die Kantonspolizei in einem Communiqué mitteilt, handelt es bei den beiden auf dem Tsanfleuron-Gletscher gefundenen Personen um Francine und Marcelin Dumoulin. DNA-Analysen der Gerichtsmedizin in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Wallis sowie der Staatsanwaltschaft ermöglichten eine formelle Identifizierung. Das Paar galt seit einer Wandertour am 15. August 1942 als vermisst.
Hoffnung der Tochter bestätigt
Damit bestätigt sich die Hoffnung ihrer Tochter Marceline Udry-Dumoulin. In der heutigen Ausgabe des «Walliser Boten» erklärte sie noch, es gebe keinen Zweifel, dass es sich bei den Leichen um ihre Eltern handle. Auf den Fotos des Fundorts habe sie ihre Mutter sofort an den Schuhen erkannt. «Mein Vater war Schuhmacher, niemand anders machte diese Schuhe.» Gemeinsam mit ihren Geschwistern hat sie die Hoffnung nie aufgegeben, eines Tages «richtig» Abschied nehmen zu können.
Die Ungewissheit habe sie ihr ganzes Leben lang begleitet und belastet. Als Kleinkind hat die heute 79-Jährige damals auf einen Schlag beide Elternteile verloren, wurde danach von ihrer Tante grossgezogen. «Nichts in der Welt kann eine Mutter oder einen Vater ersetzen. Nichts», betont sie. Bei der Urnenbeisetzung wolle sie nun nicht Schwarz tragen, versichert Marceline Udry-Dumoulin. «Sondern Weiss. Ich fühle mich wie neu geboren. Meine Eltern sind jetzt zurückgekehrt.»
Liste mit Vermissten
Die beiden Leichen sind am 14. Juli am frühen Morgen auf Walliser Territorium des Gletschers in einer Höhe von 2'615 Metern über Meer vorgefunden worden. In der Folge begaben sich für die Bergung der Gletscherleichen mehrere Spezialisten vor Ort. Aufgrund der aufgefundenen Ausrüstung war bereits zu diesem Zeitpunkt sehr wahrscheinlich, dass es sich um Opfer eines Bergunfalles, der sich vor mehreren Jahrzehnten zugetragen hat, handeln muss.
Die menschlichen Überreste sowie persönliche Gegenstände, wie etwa ein Rucksack, eine Uhr und ein Buch, wurden zwischenzeitlich von der Fundstelle an die Gerichtsmedizin in Sitten und die kriminaltechnische Abteilung der Kantonspolizei übergeben. Wie die Kantonspolizei erinnert, führt sie eine Liste mit Personen, die seit 1925 als vermisst gelten. Nicht wenige der Vermissten waren in den Bergen unterwegs. Es sei davon auszugehen, dass aufgrund der schwindenden Gletscher künftig weitere Personen freigegeben werden könnten.
pd / pmo
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Kommentare
Erich Bregy, Raron - ↑19↓14
Das Bild ist pietätlos.
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