Raubtier | Zum Abschuss freigegeben
Auf der Suche nach Wolf M75
Inzwischen haben drei Kantone den Wolf mit der Kennzeichnung M75 zum Abschuss freigegeben. Ihm werden über 50 Risse von Schafen zugeschrieben. Nur: Wie findet man das Tier? Und wie kann es in freier Wildbahn von seinen Artgenossen unterschieden werden?
Das Urteil ist gefällt: Nach den Kantonen Graubünden und Tessin hat am Montag auch St. Gallen den Wolf M75 zum Abschuss freigegeben. Für einmal sind die Meinungen klar: Der WWF hat bereits letzte Woche bekannt gegeben, dass er auf eine Beschwerde gegen die kantonalen Verfügungen verzichten wird.
Durch DNA-Analysen konnten M75 inzwischen Risse in fünf Kantonen nachgewiesen werden. Auch im Thurgau und im Kanton Zürich hat er nachweislich Schafe getötet. Das bedeutet, dass der Wolf in einem grossen Rayon unterwegs ist und immer wieder Herdentiere angreift.
Bloss: Wie kann nun das Tier gefunden werden, um es danach abzuschiessen? «Durch sein ungewöhnliches Verhalten», erklärt Dominik Thiel, Leiter des St. Galler Amtes für Natur, Jagd und Fischerei, gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Das besondere an M75 sei, dass er Zäune überspringe und «mit Null Respekt» auch in Ställe eindringe. Und: Dass er jeweils innerhalb von 24 Stunden an den Ort zurückkehre, um weiter zu fressen.
Amtsmitarbeiter auf der Lauer
Der Plan der Behörden sieht nun so aus: Ein Landwirt meldet einen Riss, der dem Angriffsschema von M75 entspricht. Danach legt sich ein Mitarbeiter des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei mit dem Gewehr auf die Lauer und geht davon aus, dass ein zurückkehrender Wolf auch wirklich M75 ist. Das bedeutet aber auch, dass vorläufig abgewartet werden muss: «Es braucht einen weiteren Riss», stellt Thiel klar.
Als weitere Bedingung muss der Wolf in einem Kanton entdeckt werden, aus dem eine Abschussbewilligung vorliegt. In diesem Fall hinke der Gesetzgeber hinterher, stellt der Amtsleiter fest. Eine schweizweite Genehmigung sei bisher nicht möglich. Es bräuchte dafür 26 kantonale Verordnungen, die jeweils von einem Regierungsmitglied unterschrieben werden müssten.
Sehr starkes Tier
Beim verhaltensauffälligen Wolf dürfte es sich um einen Einzelgänger handeln, der wohl aus einer um die 1000 Tiere starken Population aus dem italienisch-französischen Grenzgebiet auf der Suche nach einem neuen Lebensraum eingewandert ist.
Eine mögliche Route, die auch schon von anderen Wölfen benutzt wurde, führe über das Wallis und den Oberalp-Pass nach Graubünden und schliesslich in den Kanton St. Gallen - «quer den Alpen entlang», so Thiel. Was man weiter weiss: Es handle sich um ein «sehr starkes Tier», das sehe man auf verschiedenen Aufnahmen.
Noch ist nicht sicher, ob die Mitarbeiter der kantonalen Jagdämter je ausrücken müssen, um den Wolf zu töten. Es könne durchaus sein, dass M75, wie andere Artgenossen vor ihm, wieder in seine Heimatregion zurückkehre, so Thiel.
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