Kultur | Zug im Haus
Das Jungfraujoch erhält endlich seinen Südanschluss
Im Aletsch Campus in Naters wurde am Mittwoch ein Bahnwagen der Jungfraubahnen ins Gebäude gehievt. Der Wagon ist ein Teil des Besucherzentrums im World Nature Forum.
Mitten im Herzen des UNESCO-Welterbes Swiss Alps Jungfrau-Aletsch liegt das Jungfraujoch. Die Fahrt von Interlaken hinauf zum höchsten Bahnhof Europas gehört zu den touristischen Highlights der Schweiz. Bereits im Jahr 1907 wurden Eisen- und Schlittenbahnprojekte initiiert, die den Südanschluss von Brig über den Grossen Aletschgletscher hinauf auf das Jungfraujoch gewährleisten sollten.
Die Beweggründe der damaligen Konzessionsbewerber aus Meringen lauteten wie folgt: «Ist schon die Jungfrau mit einer Bergbahn konzessioniert, von der Berner Seite her, so wird es nicht ganz für unbillig gelten, dass auch den Touristen, Hotelgästen und Bergfreunden des Wallis die Möglichkeit geboten werde, von dieser Seite aus diesen prachtvollen Berggipfel besuchen zu können, ohne an seine Muskeln allzu grosse Anforderungen machen zu müssen.»
«Die Realisierung des Projekts war bei der Bevölkerung und den Behörden umstritten und die Streckenführung des Projekts wurde mehrmals geändert», erklärt Heinz Schild, Autor des Buches «Visionäre Bahnprojekte». 109 Jahre später wird das Projekt nun endlich realisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – zumindest virtuell.
Im World Nature Forum (WNF) in Naters, dem Besucherzentrum des UNESCO-Welterbes Swiss Alps Jungfrau-Aletsch, das am 22. September 2016 seine Türen öffnet, kann im historischen Ambassador-Wagen der Jungfraubahn die Fahrt aufs Jungfraujoch von der Südseite her erlebt werden. «Diese virtuelle Fahrt wird in der Ausstellung eines der Highlights sein. Ein verbindendes Element zwischen der Berner und der Walliser Seite des Welterbes», sagt Beat Ruppen, Geschäftsleiter des UNESCO-Welterbes Swiss Alps Jungfrau-Aletsch, in einer Mitteilung.
Neben der Fahrt wird im und um den Eisenbahnwagen die touristische Geschichte des Welterbes thematisiert. Bevor es aber soweit ist, trat der historische Eisenbahnwagen am Mittwoch, 20. Juli 2016, seine vorerst letzte Reise an. Der über 100 Jahre alte Wagen wurde von Lauterbrunnen auf einem Tieflader über die Grimsel nach Naters transportiert. Damit der Wagen in das World Nature Forum eingebracht werden konnte, wurde er mit einem Kran auf eine Container-Konstruktion gehievt und auf einem Gleis ins 1. Obergeschoss des Ausstellungshauses gerollt.
«Das nächste Puzzle-Teil für die interaktive Ausstellung im WNF wird angeliefert», so Beat Ruppen. «Ohne die Unterstützung der Jungfraubahnen wäre dieses Projekt nicht umsetzbar gewesen. Dass sie uns einen derart wertvollen Wagen zur Verfügung stellen und ihn sogar ins Wallis transportieren, ist eine grossartige Geste und ein Bekenntnis zum UNESCO-Welterbe.»
Dementsprechend war gestern auch ein spezieller Tag für die Jungfraubahnen. «Es freut uns, dass der Wagen der Ambassador-Komposition in Naters ein neues Zuhause gefunden hat», sagt Patrizia Bickel, Leiterin Corporate Communications der Jungfraubahnen. «Wir unterstützen das Projekt World Nature Forum, da das UNESCO-Welterbe ein wichtiges Label für unsere Kommunikation rund um das Top of Europe ist und wir uns für den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft in der Welterbe-Region engagieren wollen.»
pd/noa
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