BaZ-Artikel sorgt für rote Köpfe im Oberwallis
«Blaufahrer»-Bahnerth: «Würde gerne als Walliser geboren»
Unter dem Titel «Die Blaufahrer aus den Bergen» hat die «Basler Zeitung» am Dienstagabend auf ihrem Online-Portal einen Artikel veröffentlicht, in dem jedes gängige Oberwalliser-Klischee bedient wird. Der Autor heisst Michael Bahnerth und äussert sich auf 1815.ch über seine Satire.
An die 30 Kommentare zu seinem Artikel auf dem Online-Portal der «Basler Zeitung», zahlreiche entrüstete Facebook-Einträge von Oberwallisern - Michael Bahnerth hat mit seinem Artikel Reaktionen ausgelöst; zum grössten Teil negative.
1815.ch: Michael Bahnerth, in Ihrem Artikel «Blaufahrer aus den Bergen» klappern Sie so ziemlich jedes Klischee ab, das über Walliser existiert und haben damit im Oberwallis einige Reaktionen ausgelöst. Haben Sie damit gerechnet?
Michael Bahnerth: «Da ich das Wallis grundsätzlich für unberechenbar halte, habe ich mit allem gerechnet. Irrtümlicherweise auch mit Humor.»
Wurden Sie auch persönlich angefeindet?
«Ein bisschen. Walliser stornierten Basler Urlaub, ein paar wollen Kühe auf mich loslassen, einer will mich aufhängen, zwei mich steinigen, vier wollen mich mit Weisswein umbringen und zwei Walliser haben mich eingeladen.»
Wurde die Veröffentlichung des Artikels diskutiert?
«Nein.»
Ihr Artikel ist satirisch gemeint. Was haben Sie denjenigen zu sagen, die Ihre Worte für bare Münze nehmen?
«Trinkt noch mehr Wein.»
Ein Kommentarschreiber auf «baz.ch» bezeichnet Ihren Artikel gar als hinterhältig-witzig geschriebene Liebeserklärung ans Wallis. Sehen Sie das auch so?
«Ich liebe das Wallis, seine Männer und Frauen, seine Grossartigkeit, seinen Minderwertigkeitskomplex, seinen Sexappeal, seine lebenden und toten Tiere, seinen Wein, seine Weisheit, seine Fähigkeit zur Aufregung, seine Selbstverliebtheit, den durchschnittlichen Fussball, den es kann, seine Souveränität, seinen Stolz, seine Aprikosen und dass 'Miss Wallis' keine Frau ist, sondern stets eine Kuh, so viel ich weiss. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich gerne als Walliser nochmals auf die Welt kommen. Ich glaube, Walliser zu sein hat den Vorteil, nicht allzu sehr über die Sinnfrage im Leben nachdenken zu müssen, weil man als Walliser ja denkt, es macht genug Sinn im Leben, Walliser zu sein.»
Die Oberwalliser sind oft stolz auf ihr Image und regen sich nun trotzdem über Ihre Schilderungen auf. Haben Sie eine Erklärung dafür?
«Die Identität der Walliser definiert sich offenbar über Abneigungen. Das ist nicht nur destruktiv, sondern psychologisch gesehen natürlich nicht ganz unproblematisch, wenn die gefühlte Grösse eine künstliche Spiegelung des unterdrückten Kleinen ist. Dass diese These nicht ganz von der Hand zu weisen ist, zeigt sich ja auch an der Aufmerksamkeit, die der kleinen Blaufahrer Polemik zuteil wird. In der übrigens auch steht, dass Walliser Philosophen sind. Aber soweit hat wohl keiner gelesen.»
Woher kennen Sie das Oberwallis und wann waren Sie zum letzten Mal hier?
«Letzthin bin ich mit dem Auto durchgefahren und dachte, wenn schon sterben, dann hier. Nirgends sind die Friedhöfe so schön gelegen. Es gibt da einen in Ernen, der ist grossartig.»
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