Guggenmusikant Kevin Studer:
«Dem Kater keine Chance geben»
Aufwändige Schminke und Kostümierung dürfen bei der Natischer Guggenmusik «Cocillos» nicht fehlen
Foto: zvg
Seit 12 Jahren mischt der Natischer Kevin Studer als Mitglied der Guggenmusik «Cocillos» an der Oberwalliser Fasnacht aktiv mit. Auf 1815.ch spricht er über Nachwuchsprobleme, das Konzept Guggenmusik-Ball und gibt Überlebenstipps für die kommenden Fasnachtsanlässe.
Die fünfte Jahreszeit hat im Oberwallis Einzug gehalten. Umzüge, bunte «Maschgini» und vor allem auch Guggenmusiken dominieren das Bild auf den Strassen. Eine davon ist die Guggenmusik «Cocillos» aus Naters, die 1988 aus der Rhythmusgruppe «Mexikanos» entstanden ist.
Kevin Studer unterstützt die «Cocillos» seit mittlerweile 12 Jahren als Trompeter. Sechs Jahre lang amtete der Natischer als Musikus. Seit 2010 ist der 25-Jährige für das Ressort Festwirtschaft zuständig und war bei den letzten beiden Cocillos-Bällen in den Jahren 2012 und 2014 als OK-Präsident tätig.
1815.ch: Kevin Studer, mit 25 Jahren gehörst du bei den «Cocillos» sicher schon zur älteren Garde?
Kevin Studer: «Bei unserer Guggenmusik gehört man mit 25 Jahren tatsächlich schon zum älteren Drittel. Allerdings trifft das natürlich nicht auf alle Guggenmusiken zu. Es gibt auch viele Guggenmusiken bei denen das Durchschnittsalter bei 25 Jahren oder noch höher liegt.»
Haben die Oberwalliser Guggenmusiken Nachwuchsprobleme?
«Ich denke, im Moment geht es den meisten Guggenmusiken in der Region Naters, Brig-Glis und Visp gut. Aber das kann sich immer sehr schnell ändern. Vor ein paar Jahren musste das die Guggenmusik 'Cocillos' selber erfahren. Damals waren wir nur noch 24 Mitglieder. Aber wir haben uns sehr gut erholt und zählen jetzt wieder 42 motivierte Mitglieder, die sehr viel für den Verein leisten.»
Man hat ja so ein Bild vom fasnächtlichen Treiben eines Guggenmusik-Mitglieds: Viel trinken und unterwegs sein bis frühmorgens. Sind das bloss Vorurteile?
«Das sind zum Teil schon nicht nur Vorurteile. Die Fasnacht dauert eine Weile und man ist jeden Tag lange unterwegs. Da kann es schon sein, dass es den einen oder anderen erwischt. Allerdings wissen die meisten, wann sie genug haben.»
Das Mitmachen in einer Guggenmusik ist sicher ein zeitintensives Hobby: Wie viel Zeit musst du während dem Jahr investieren?
«Bei uns beginnen die Proben immer Mitte September und dauern dann bis zum Drachenausbruch. Die Bläser üben immer am Donnerstag und Samstag. Der Rhythmus übt am Samstag und circa ab November sind dann die Donnerstags-Proben auch für sie obligatorisch.»
Jeweils alle zwei Jahre organisiert ihr im Zentrum Missione in Naters den «Cocillos»-Ball. Wie zufrieden seid ihr mit dem vergangenen Mitte Januar?
«Wir sind sehr zufrieden mit dem Ball. Von der Planung bis zum Fest und dem anschliessendem Aufräumen verlief alles planmässig. Es waren 900 Leute in der Halle und die Stimmung war super. Die 'Cocillos' bedanken sich nochmals herzlich bei allen, die unser Fest unterstützt haben.»
Von vielen ähnlichen Anlässen hat man gehört, dass immer weniger Leute auftauchen. Haben Guggenmusik-Bälle bald ausgedient?
«Ich denke, das Problem liegt an der heutigen Jugend. Das Interesse an solchen Anlässen ist nicht mehr so gross. Und die Tatsache, dass schon Wochen vor dem Drachenausbruch an jedem Wochenende mehrere Feste durchgeführt werden, macht es den Organisatoren auch nicht leichter.
Es kommt noch hinzu, dass die Leute immer später an den Festen auftauchen. Die meisten kommen erst nach 22.00 Uhr. Das war früher nicht der Fall. Allerdings waren wir dieses Jahr, wie schon erwähnt, sehr zufrieden mit allen Zahlen unseres Balls.»
In der Agenda der «Cocillos» stehen noch zahlreiche Auftritte, unter anderem auch am Briger Gätsch - eine sicher strenge Zeit im Leben eines Guggenmusikanten. Hast du ein paar Überlebenstipps?
«Nicht zu viel Alkohol trinken ist einer davon. Am besten trinkt man immer wieder ein Glas Mineralwasser und isst etwas, vorzugsweise fettige Speisen. Aber das Allerbeste ist, wenn man schon am Morgen danach, noch vor der Dusche, wieder ein Bier trinkt und so dem Kater erst gar keine Chance gibt (lacht).»









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Kommentare
Erich Tschuggen - ↑0↓0
Im Nörglerland am Rhonestrand gibt es viel zu reklamieren und zu traktieren. Der Sinn der Fasnacht ist es nicht, möglichst viel zu fasten ... Ob früher alles besser war, wissen die Maschgigötter!?
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young - ↑0↓0
Dem kann ich nur zustimmen! Ich weiss nicht ob es früher besser war, da ich noch keine 30 bin. Aber der Lärm und vor allem der Dreck nach dem Gätsch im Zentrum von Brig sind unerträglich und kaum mehr zumutbar! An solchen Tagen wünschte ich mir eine nicht so zentral gelegene Wohnung!
William - ↑0↓0
Lieber Erich,
Typischer Beitrag von jemand der nicht betroffen bzw. in Visp/Brig/Naters wohnt.
Habe selber im Zentrum gewohnt / es ist einfach "grüsig", die ganze kotze und pisse, sogar scheisse auf der Strasse. Diese Exese gab es vor 20 Jahren nicht. Von ganzen Abfall, Glasscherben (warum immer noch erlaubt?) Konfetti, etc... will lieber nicht labern.
Katholo bolo - ↑0↓0
Ich feier dann ab aschermittwoch
40 tage ballerman
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Unbekannterweise - ↑0↓0
Es gibt schon lange nicht nur Guggenmusik Balle. Von einer Guggenmusik weiss ich, dass sie nicht mehr auf einen Ball zählt, sondern einen Sportanlass (Unihockey)nach der Fastnacht Organisiert. Dieser Anlass soll den Ball ersetzen und es macht immer sehr viel Spass, an dem Anlass teilzunehmen.
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Dani - ↑0↓0
Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Die Kommerzialisierung die in den letzten 15 Jahren stattgefunden hat, finde ich sehr bedenklich. Für viele Mitmenschen geht es wie der #1 Poster unten geschrieben hat, in erster Linie ums Saufen und ein bisschen Vögeln... In Basel hat man 9 Monate nach der Fasnacht die Grösste Geburtenrate....
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Simon R. - ↑0↓0
Diese Guggenbälle landauf landab sind doch sowas von out! Wären nicht 10-15 Guggenmusiken eingeladen, blieben diese Hallen leer. Es hat zuviele Anlässe, zuviele Guggenmusiken und darunter leidet die ganze Qualität. Schade, dass so was Schönes wie die Fasnacht in 20 Jahren kaputt-gefeiert wurde!
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Achim Vaz - ↑0↓0
Das glaffer wärch isch scho extrem worde. Öi schad das so vill fremd gänd während der Fasnacht. Unschön das Ganza.
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