Mehr Sprengungen in Skigebieten
Pistenchefs unter Druck
Immer mehr Wintersportler wollen das kühle Weiss abseits der markierten Pisten geniessen. Dies übt Druck auf die Pistenchefs aus: Sie sind heute dazu verpflichtet, Hänge so zu sichern, dass sich auch beim Befahren durch Freerider keine Lawinen lösen.
Hochgerechnet zieht es laut «Schweiz am Sonntag» mehr als eine Million Schneesportler gelegentlich in den Tiefschnee. Damit steigt der Druck auf die Pistenchefs: Sie sind heute verpflichtet, die Hänge so zu sichern, dass sie begeh- und befahrsicher sind. Will heissen: Fährt ein Freerider in einen Tiefschneehang abseits der markierten Piste, darf sich keine Lawine lösen, die das Skigebiet und die Anlagen gefährden könnte.
Früher mussten die Patrouilleure einen Hang lediglich abbruchsichern, damit sich keine Spontanlawinen lösten. «Das ist ein riesiger Unterschied - auch von der Verantwortung her», sagt Vali Meier, Rettungschef der Davoser Bergbahnen.
Die Skigebiete in der Schweiz verbrauchen insgesamt zwischen 80 und 100 Tonnen Sprengstoff, um die Hänge rund um die Pisten zu sichern. «Die benötigte Menge hat in den vergangenen Jahren etwas zugenommen», so Clo Gregori von der Société Suisse des Explosifs.
Deutlich öfter Gefahrenstufe «erheblich»
Acht Freerider haben in dieser Wintersaison bereits ihr Leben durch eine Lawine verloren. Hinzu kommen 17 Skitourenfahrer. «Die Anzahl Lawinenunfälle ist nicht aussergewöhnlich diese Saison», sagt Benjamin Zweifel, Lawinenprognostiker vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF). Das SLF geht davon aus, dass jährlich 200 Menschen von einer Lawine mitgerissen werden. 40 werden durchschnittlich verschüttet und rund 22 sterben. Betroffen sind in etwa zwei Dritteln der Fälle Tourengänger.
Der Winter war bisher nicht besonders schneereich. «Doch in den inneralpinen Regionen vom Wallis und Graubünden ist der Schneedeckenaufbau ungünstig», sagt Zweifel. In diesen ungünstigen Gebieten seien ausgeprägte Schwachschichten in der Schneedecke vorhanden. So musste das SLF in 49 Prozent der Fälle - deutlich öfter als den durchschnittlichen 33 Prozent - die Gefahrenstufe «erheblich» prognostizieren.
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