Sprachgebrauch in Oberwalliser Kindergärten

«Wir sprechen konsequent Hochdeutsch»

Hochdeutsch hat in den Oberwalliser Kindergärten Platz. (Symbolbild)
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Hochdeutsch hat in den Oberwalliser Kindergärten Platz. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Quelle: 1815.ch /map 09.09.14 9
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Die Zuger SVP will durch eine Initiative ein «Hochdeutsch-Verbot» an den Kindergärten in Zug einführen. Im Kanton Wallis existieren verschiedene Muster für den Umgang mit Dialekt und Hochdeutsch bei den Kleinsten. Man ist sich allerdings einig: Eine Verbannung der Standardsprache macht keinen Sinn.

In Zuger Kindergärten soll zukünftig ausschliesslich Mundart gesprochen werden. Dieses Anliegen verfolgt die SVP Zug mit ihrer kantonalen Volksinitiative «Ja zur Mundart», die Anfang Juli lanciert wurde. Mundart, so die Argumentation, fördere nämlich die Integration und sei zudem «Teil unserer Kultur und Identität».

Die Situation im Wallis sieht laut kantonalem Konzept zum Sprachenunterricht für den Kindergarten und die obligatorische Schulzeit folgendermassen aus: «Aktivitäten zur Förderung der Begegnung mit Sprachen und der Öffnung für Sprachen werden ab dem Kindergarten durchgeführt. Im deutschsprachigen Kindergarten wird die Standardsprache in wiederkehrenden Situationen möglichst vielfältig im Sinne der Begegnung der Sprache verwendet.»

Kinder aus 23 Nationen

Die Primarschule und den Kindergarten Zermatt, Täsch und Randa besuchen nach Auskunft von Pino Mazzone, Schulleiter und Co.-Präsident des Vereins Oberwalliser Schuldirektoren, Kinder aus 23 Nationen. «Wir legen grossen Wert darauf, dass die Kinder möglichst früh die Standardsprache, beziehungsweise Deutsch, lernen. Dies im Hinblick auf weiterführende Klassen, aber auch, damit die Kinder im Klassenzimmer miteinander kommunizieren können. Deshalb sprechen wir im Kindergarten konsequent Hochdeutsch.»

Hochdeutsch, so Mazzone, sei für die mehrsprachigen wie auch für die deutschsprachigen Kinder eine neue Sprache, die mit Hören, Verstehen und Sprechen schrittweise gelernt werden müsse. Dies geschehe spielerisch und sehr schnell. Auf dem Pausenhof oder beim Schulausflug hingegen habe die Mundart ihren Platz. «Es bringt nur Vorteile, wenn die Kinder auf diese Weise gleichzeitig Mundart und Standardsprache lernen dürfen. Dies ist ein natürlicher Vorgang. Die Kinder werden in ihrer Neugier unterstützt und dürfen Sprache entdecken.»

Mazzone fügt an: «Sprache ist ein dynamischer Prozess. Ich stelle auch in der Mundart ein 'Sprachgewirr' fest. Wie viele Kinder haben denn beispielsweise noch wirklich klassische Zermatter Wurzeln, welche es ihnen ermöglichen 'echtes Zermattertiitsch' zu lernen?» 

Dem Vorhaben der Zuger SVP kann er nichts abgewinnen: «Die konsequente 'Verbannung' des Hochdeutschen aus dem Kindergarten ist aus meiner Sicht einerseits etwas zu polemisch und andererseits für unsere multikulturelle Schule nur von Nachteil, ist doch Hochdeutsch auch ein nicht zu unterschätzender Integrationsfaktor.»

Gemeinsame Sprache als Kriterium

Martin Fux, Schuldirektor der Schulen Untergoms, ist ebenfalls der Ansicht, dass im Kindergarten beide Sprachformen, Dialekt und Standardsprache, zur Anwendung kommen sollten - je nach Lernziel, Situation und Klasse. Die Standardsprache aus dem Kindergarten zu verbannen, mit dem Ziel, den Dialekt zu fördern, werfe Fragen auf: «Wie verständigen sich fremdsprachige Kinder untereinander? Welcher Dialekt soll gefördert werden? Wird die Herkunft der Lehrperson zum Anstellungskriterium?»

Nach seinen Beobachtungen bereitet das Verwenden von Standardsprache und Dialekt den Kindergärtnern keine Schwierigkeiten: «Die Kinder sind sich das bereits aus dem Alltag gewohnt. Zudem: Sinn und Zweck jeder Standardsprache ist es, eine gemeinsame Sprache zu haben. Dies ist Grund genug, sie auch im Kindergarten anzuwenden.»

Gute Vorbereitung für Mehrsprachigkeit

«Kinder hören die hochdeutsche Sprache über die Medien und üben sich darin im eigenen Spiel und auch im Kindergarten. Dieser lustvolle Umgang mit der hochdeutschen Sprache ist eine gute Vorbereitung für die Primarschule und auch für die Mehrsprachigkeit», ist Robert Lochmatter, Direktor der Schulen Brig-Glis, überzeugt.

Beiden Sprachformen spricht er einen grossen Stellenwert in Hinblick auf die Integration zu: «Für fremdsprachige Kinder ist das Erlernen der hochdeutschen Sprache und gleichzeitig der Mundart schwierig, da es sich lerntechnisch gesehen für sie wie um zwei Fremdsprachen handelt. Trotzdem ist es unerlässlich, dass sie beides lernen - die Integration kann nur so erfolgreich sein.»

09. September 2014, 07:00
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Kommentare

  • Jossi Charly - vor 11 Jahre ↑0↓0

    Alles vor dem Kindergarten liegt bei den Eltern.Das bedingt aber, dass man Zeit für seine Kinder hat.Mein jähriger Sohn erkennt die Schwarznase in dem laut "bäh" ruft.Im Kindergarten wird er die gängigen urchigen Wörter, besonders das Schäferlatein kennen und weiss,was das für ein Mann ist,der da am Kreuze hängt.Das wird sein Kern,seine Heimat.Alles andere ist dann spannende Horizonterweiterung.

    antworten

  • Schosi - vor 11 Jahre ↑0↓0

    Alles wird Standard-auch die Sprache. Die ausländischen Kinder, die hier in die Schule gehen, dass heisst, die hier auch beheimatet sind, werden wahrscheinlich unser urchig schönes Walliserdialekt nie recht verstehen oder lernen.
    Man passt sich einander an und auf dem Mittelweg trifft man sich. So wird üs enera Pfyfoltera en Schmetterling oder üs enera Tschiffera en Chorb.

    antworten

  • schosi - vor 11 Jahre ↑0↓0

    Die Muttersprache ist die schönste Sprache!
    Wie wird das eigentlich in Moldawien, Polen, Tschechoslowakei, Lettland, Finnland, Island mit den Jüngsten in der Vorschule gehandhabt?
    Müssen die auch Hochdeutsch, äh pardon, eine Hochsprache lernen, damit sich die Lehrerin und die drei Käsehochs untereinander verstehen?
    Oder lernen die schon bereits Hochenglisch?
    Kinder, Kinder! Wird das lustig!

    antworten

    • schosi - vor 11 Jahre ↑0↓0

      An slowakischer Tscheche:

      Gut aufgepasst!

    • Slowakischer Tscheche - vor 11 Jahre ↑0↓0

      Wo haben Sie denn in den letzten 30 Jahren gelebt? Die Tschechoslowakei gibt es bald seit 25 Jahren nicht mehr... Dies nur so als Randnotiz.

  • Schosi - vor 11 Jahre ↑0↓0

    Wir gleichen uns immer mehr anderen Sprachen, anderen Kulturen, anderen Essgewohnheiten, anderen Lebensstyles,..... an.
    Es wird auch im schönen Oberwallis globaler, denn die Menschheit rückt im hochentwickelten Westen immer enger zusammen.
    Was solls! Unsere Jüngsten kennen durch Games und TV-Sendungen wie Spongepop und co. das Deutsch bereits bestens. Die Kinder stört das weniger als uns.

    antworten

  • Lumen - vor 11 Jahre ↑0↓0

    "Kinder hören die hochdeutsche Sprache über die Medien"
    exakt das ist der Punkt.

    Deutsches TV glotzen, Ausländer in der eigenen Firma anstellen, und dann lautstark rumposaunen, Ausländer zerstörten die schweizer Kultur und würden Schweizern die Arbeitsplätze wegnehmen.
    (Dümmer geht's nimmer!)

    Also:
    1.) TV aus!
    2.) Schweizer einstellen!
    3.) DANN Rumposaunen - oder Klappe halten!

    antworten

  • Schosi - vor 11 Jahre ↑0↓0

    Viele Kinder und Jugendliche kennen jetzt schon viele Dialektwörter nicht mehr.
    Auf den Strassen hat sich ein Slangwortschatz entwickelt, bei dem sich unser Nachwuchs mit he, Alter, usw. anspricht.
    Unser Dialekt wird immer Deutscher. So versteht man sich untereinander schneller, da es ja immer mehr Anderssprachige in unserem Schulwesen gibt. Da muss man schon im Kingsgi Rücksicht nehmen. Oder?

    antworten

  • L.men - vor 11 Jahre ↑0↓0

    So geht unser beliebter Dialekt verloren. Das einzige, was ins neben dem sturu Grind, vom Rest der Schweiz abhebt...

    antworten

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