Wie viele Walliser Luchse tappen in die Fotofalle?

Zimmermann: «Paarungszeit der Luchse erhöht Erfassungsrate»

Fridolin Zimmermann (kleines Foto): «Fotofallen-Aufnahmen ermöglichen eine genaue Identifikation des Tieres anhand des individuellen Fellmusters.» (Aufnahme in der Region Walensee, 2012)
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Fridolin Zimmermann (kleines Foto): «Fotofallen-Aufnahmen ermöglichen eine genaue Identifikation des Tieres anhand des individuellen Fellmusters.» (Aufnahme in der Region Walensee, 2012)
Foto: KORA

Eine der 41 Fotofallen, die im Wallis in den nächsten 60 Tagen  im Wallis Luchse während der Nacht knipsen sollen.
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Eine der 41 Fotofallen, die im Wallis in den nächsten 60 Tagen im Wallis Luchse während der Nacht knipsen sollen.
Foto: zvg

Quelle: 1815.ch /zen 18.02.14 0
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In den kommenden 60 Nächten werden im Wallis mit Fotofallen Luchse geknipst. KORA-Mitarbeiter Fridolin Zimmermann, Verantwortlicher fürs Luchsmonitoring in der Schweiz, erklärt, wie es funktioniert.

1815.ch: Fridolin Zimmermann, was weiss man über die Luchsbestände im Wallis?

Fridolin Zimmermann: «Es gibt keine genauen Zahlen für den Kanton Wallis, deshalb führen wir diese Studie zusammen mit dem Kanton durch. Es besteht lediglich eine Verbreitungskarte des Luchses aus der letzten Wildhüter-Umfrage.»

Wird das Luchsmonitoring genaue Zahlen liefern können?

«Wir versuchen die Anzahl Luchse im Referenzgebiet Wallis Nord zu schätzen. Absolute Zählungen von Wildtieren sind in unserem Gelände unmöglich. Die Fang-Wiederfang-Methode erlaubt, mit systematisch erhobenen Stichproben die Gesamtpopulation zu schätzen.

Wenn Tiere anhand natürlicher oder künstlicher Merkmale identifizierbar und von anderen Individuen unterscheidbar sind, kann man durch wiederholtes Fangen ihre Anzahl, ihre Fangwahrscheinlichkeit und die entsprechenden statistischen Fehler schätzen. Das erlaubt eine bestmögliche Annäherung an die tatsächliche Populationsgrösse der untersuchten Tierart und das Beurteilen der Genauigkeit der Schätzung.»

Und wie werden die Luchse «gefangen»?

«Zum ‚Fangen’ der Luchse kommen Fotofallen zum Einsatz, das heisst, die Tiere müssen nicht behändigt werden. Fotofallen-Monitoring gehört heute zu den Standardmethoden zum Erfassen kryptischer Arten. Besonders bei gefleckten oder gestreiften Katzen mit einem individuellen Fellmuster bietet diese nicht invasive Methode ein sehr grosses Potenzial.»

Wie viele Fotofallen wurden installiert und welche Kriterien sind für die Standortwahl wichtig?

«Nach demselben Aufstellungsprinzip wie in den anderen Referenzgebieten in der Schweiz wurde ein 2,5x2,5-km-Raster auf das Referenzgebiet Wallis Nord im geografischen System gelegt. Nur bewaldete Zellen mit mindestens einem Drittel ihrer Fläche unterhalb 2300 Meter wurden berücksichtigt. In jeder zweiten Zelle wurde ein Fotofallen-Standort ausgewählt.

So wurden im Ganzen 41 Fotofallen mit je zwei gegenüberliegenden Fotofallen – um beide Flanken der Luchse gleichzeitig zu fotografieren, was eine eindeutige Identifikation der Luchse ermöglicht – im Referenzgebiet von 813 Quadratkilometern auf Forst- und Wanderwegen aufgestellt. Während ihrer längeren Verschiebungen benutzen Luchse regelmässig leicht begehbare Passagen, wie Forststrassen und Wanderwege. Jene, die zwischen ein Felsband gehen, sind besonders geeignet. Die Kenntnisse der lokalen Wildhüter wurden bei der Festlegung der Standorte berücksichtigt.»

Das Luchsmonitoring wird auf der rechten Talseite der Rhone zwischen dem Baltschiedertal und der Kantonsgrenze bei Collonges durchgeführt. Weshalb gerade dort?

«In der Schweiz sind wir in den letzten Jahren dazu übergegangen, in jedem Grossraubtier-Managementkompartiment ein bis mehrere Referenzgebiete mit fixen Grenzen als Bezugsfläche zu definieren. Die Grenzen des Referenzgebiets sind so gewählt, dass sie gemäss unseren Kenntnissen vom Raumverhalten der Luchse so gut wie möglich mit den Grenzen vermuteter Luchsreviere übereinstimmen. Die Reviergrenzen verlaufen in der Regel entlang natürlicher oder künstlicher Barrieren wie stark besiedelter Täler oder entlang markanter Reliefstrukturen.

Das Referenzgebiet wurde ausreichend gross gewählt, damit es vergleichbar zu den Studiengebieten der Alpen und des Juras und auch repräsentativ für die Teilpopulation der Luchse im Wallis ist. Im Referenzgebiet Nordwestalpen, inklusive Erweiterung Waadt (Kantone Bern, Waadt und Freiburg), das angrenzend zum Referenzgebiet Wallis Nord liegt, findet auch diesen Winter einen Fotofallen-Durchgang statt.

Dies ermöglicht uns, zu sehen, ob einige Luchse von einem zum anderen Referenzgebiet wandern. Der Perimeter des Referenzgebiets wurde zusammen mit dem Kanton Wallis festgelegt. Im Tal wird das Referenzgebiete durch die Rhone abgegrenzt und im Gebirge durch die 2700-Meter-Höhe-Linie. Nach Westen und Osten werden sie durch die Perimeter der einzelnen Wildregionen abgegrenzt.»

Das Monitoring wird zwischen Februar und März durchgeführt. Was spricht für diesen Zeitpunkt?

«Der Winter ist die geeignetste Zeit. Luchse, auch Weibchen mit Jungen, machen regelmässiger grössere Verschiebungen vor und während der Paarungszeit im März, was ihre Erfassungsrate erhöht. Wenn es Schnee hat, benutzen Luchse gerne gepfadete Wege, wo sie leichter laufen können. Dank den Spuren im Schnee können auch die Standorte besser optimiert werden.

Um Berechnungen zum Schätzen geschlossener Populationen anwenden zu dürfen, muss die Population im Referenzgebiet während des ganzen Durchgangs ‚geschlossen sein’, das heisst, dass keine zusätzlichen Tiere dazukommen oder verschwinden. Die Fotofalleneinsätze werden im Winter während 60 Nächten durchgeführt, eine Zeit ohne Geburten und kurz genug, damit diese Bedingung bei einer Art wie dem Luchs annähernd erfüllt ist.»

Sind weitere Bestandeserhebungen im Wallis in Planung?

«Das müssen wir mit dem Kanton Wallis und mit dem BAFU nach den Ergebnissen dieses Durchgangs besprechen.»

18. Februar 2014, 07:00
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