Update: Massive Umweltvergiftung
Ausmass der Umweltbelastung grösser als bisher angenommen
Rund 50 Tonnen Quecksilber sind von den Lonza-Werken in Visp in den Grossgrundkanal abgeleitet worden. Fast doppelt so viel wie bisher angenommen.
Das Chemiewerk Lonza in Visp hat die Zahlen zur Quecksilberbelastung nach oben korrigiert. Von einem Gesamtverbrauch von 350 Tonnen wurden zwischen 1930 und 1973 schätzungsweise 50 und nicht 28 Tonnen des Schwermetalls in einen Kanal geleitet. Weitere 50 Tonnen gelangten in die Luft. Wer die Sanierungen zahlt, ist noch unklar.
«Die Lonza nimmt die Quecksilberthematik sehr ernst und will die Fakten transparent und objektiv aufarbeiten», betonte der Standortleiter Lonza Visp, Raoul Bayard, am Freitag an einem Mediengespräch in Visp. Es sei im Interesse der Lonza, mit allen involvierten Anspruchsgruppen aktiv zusammen zu arbeiten.
«Die Frage, ob wir schlussendlich eine gerichtliche Auseinandersetzung haben werden, kann ich im Moment aber nicht beantworten», fügte Bayard hinzu. Die Lonza strebe eine tragfähige und möglichst einvernehmliche, gemeinsame Lösung mit den Gemeinden und Eigentümern an. Das Schadenausmass sei zurzeit noch nicht klar.
50 Tonnen ins Wasser, 50 Tonnen in die Luft
Gemäss einer vertieften Analyse einer internen Fachgruppe hat die Lonza zwischen 1930 und 1973 gesamthaft 350 Tonnen Quecksilber in der Produktion verwendet. Davon wurden 50 Tonnen in den Grossgrundkanal geleitet. Weitere 50 Tonnen Quecksilber gelangten in die Luft. Der Rest soll auf dem Werkgelände (71 Tonnen) oder in Deponien (112 Tonnen) liegen oder wiederaufbereitet worden sein (40 Tonnen. Bei 27 Tonnen ist nicht klar, wohin sie gekommen sind.
Bestätigt hat sich gemäss Lonza zudem die Zahl von rund 4,5 Tonnen Quecksilber, die sich heute noch innerhalb des Lonza-Areals beim Grossgrundkanal und auf übrigen Flächen befinden, etwa im Siedlungsgebiet in Turtig und auf Landwirtschaftsflächen.
Eine Analyse hatte Ende Jahr ergeben, dass sich im Siedlungsgebiet Turtig in 10 von 36 Parzellen mehr als fünf Milligramm Quecksilber pro Kilogramm Boden befinden. Auf diesen Parzellen dürfen private Gärten und Kinderspielplätze seither nicht mehr genutzt werden.
«Nichts zu verstecken»
Bis Ende März sollen alle Parzellen im betroffenen Gebiet untersucht werden. Die Lonza betonte am Freitag erneut, dass sie die Untersuchungen vorfinanziere, allerdings ohne Präjudiz.
Weiter habe die Lonza entschieden, so Bayard, im Sinne der Transparenz eine externe, unabhängige Schweizer Firma mit der Aufarbeitung der Quecksilberproblematik zu beauftragen. «Dies soll zeigen, dass die Lonza nichts zu verstecken hat.»
Ärzte für Umweltschutz zweifeln Zahlen an
Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) begrüssten in einer Stellungnahme vom Freitag, dass die Lonza über die Bücher gehe und ihre Resultate offen lege. Sie zweifelten aber verschiedene Annahmen von Lonza nach wie vor an. So halten die AefU an der Grössenordnung der Quecksilberemissionen von rund 200 Tonnen durch Lonza via den Kanal fest.
Die Aefu fordern, dass die Lonza die Kosten für die Sanierung beziehungsweise Reinigung der verseuchten Böden, des Grossgrundkanals sowie der Rhone übernimmt.
Lonza mit Abstand
Der Swiss Market Index (SMI) legte am Freitag 0,6 Prozent auf 8431,78 Punkte zu. Der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um 0,5 Prozent auf 8055,81 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 17 im Plus, 9 im Minus und 4 unverändert.
An der Spitze der Bluechips standen zum Schluss Adecco mit einem Plus von 2,3 Prozent. Das Papier hatte am Vortag allerdings deutlich eingebüsst. Mit etwas Abstand folgten Lonza mit 1,4 und Novartis mit 1,1 Prozent Zugewinn.
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Kommentare
Nicht Betroffener - ↑0↓0
Es wurde nicht doppelt soviel Quecksilber abgeleitet wie bisher angenommen, sondern wie bisher von den Verantwortlichen zugegeben. Effektiv wird die Menge noch weit höher sein. Warten wir weitere Artikel diesbezüglich ab.
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Seppi - ↑0↓0
Wissen sie noch was ihr Grossvater alles in seiner Arbeitszeit gemacht hat? Haben Sie noch alle seine Dokumente? Nicht? Sehn Sie, Lonza auch nicht. Diese Generation versucht das Ganze jetzt aufzuarbeiten. Zugeben oder verschweigen kann die Firma im Moment schlicht gar nix... weil man nach der ganzen Zeit einfach nicht wissen kann was die Vorfahren alles gemacht oder gelassen haben...Thats a fact