Tourismus | Sommerskigebiete ziehen trotzdem gute Bilanz
Auswirkungen durch preissensible Sommergäste und Spontanbuchungen
Das Wallis muss zusammen mit Tessin und Graubünden empfindliche Umsatzeinbussen im Sommertourismus hinnehmen. Am Wetter konnte es in diesem Jahr nicht liegen, denn in den Oberwalliser Sommerskigebieten wurde gar ein Zuwachs an Gästen verzeichnet.
Obwohl das Wetter im August besser war als noch vor einem Jahr, rutschten die Übernachtungszahlen im Wallis in den Keller. Zusammen mit Graubünden und Tessin verbuchten die drei Regionen seit Anfang Jahr jeweils rund 100'000 bis 200'000 Logiernächte weniger als im Vorjahreszeitraum.
«Auf der Suche nach preisgünstigen Alternativen»
Das Wallis sollte eigentlich gerade aufgrund seiner Jubiläumsfeierlichkeiten besonders viele Gäste anziehen - laut aktuellen Statistiken war dies nur bedingt der Fall. Trotzdem lässt sich der Direktor von Valais/Wallis Promotion, Damian Constantin, zu keinem Urteil hinreissen: «Grossveranstaltungen wie die Feierlichkeiten des 200-Jahr-Jubiläums des Wallis, die 150 Jahre Erstbesteigung Matterhorn, das Eidgenössische Schützenfest und weitere Events sind ein wichtiger Bestandteil der kantonalen Wertschöpfung. Das Wetter stellte dabei einen wichtigen Faktor betreffend kurzfristigen Buchungen für Ferien in der Schweiz dar.»
Der Tourismusdirektor ist überzeugt, dass die Tendenz weitergeht, dass der Gast immer kürzer und spontaner bucht. «Zudem zeigt sich, dass der Gast aus dem europäischen Raum – vor allem aus Deutschland und den Benelux-Staaten – sehr preissensibel ist und hinsichtlich der Frankenstärke vermehrt auf der Suche nach preisgünstigeren Alternativen ist», so Constantin.
«Sommergast ist preissensibler»
Der Gast sei gerade im Sommer preissensibler als jener im Winter, weil die Alternativen im Konkurrenzumfeld für den Sommergast grösser seien, meint Constantin. Dass die Schweizer Tourismusgebiete weiterhin auf die Einheimischen zählen können, zeige sich gerade in den Sommermonaten: «Schweizerinnen und Schweizer sind im Sommer tendenziell eher dazu bereit, ihre Ferien in der Schweiz zu verbringen – sofern, wie bereits erwähnt, das Wetter stimmt. Im Gästeverhalten spielt aber auch die geopolitische Situation eine Rolle.»
Denn aufgrund der aktuellen Krisen und Unsicherheiten in gewissen Regionen werde gerade das Thema Sicherheit beim Gast immer wichtiger. Und hier könne sich die Schweiz sehr gut positionieren, ist Constantin überzeugt.
Gute Saison für Sommerskigebiete
Der aussergewöhnlich schöne und sehr heisse Sommer bescherte gerade den beiden Oberwalliser Skigebieten gute Frequenzen. In Saas-Fee etwa herrschen aufgrund des schneereichen vorangegangen Winters trotz der hohen Temperaturen vom Juli und August, auch auf 3‘500 Meter über Meer, hervorragende Pistenverhältnisse, wie es auf Anfrage heisst. «Die klaren Nächte, die es braucht damit die frischpräparierte Piste gefriert, waren durch die Schönwetterphase ebenfalls gewährleistet.» Deshalb können die Saastal Bergbahnen AG denn auch zufrieden auf die Sommersaison zurückblicken.
Weil sich Saas-Fee einer grossen Beliebtheit bei den Skiteams für ihr Sommertraining und die Vorbereitungen für die kommende Wintersaison erfreut und die Höhenlage des Gletschers das Skigebiet zu einer sicheren Sommerskidestination mache, habe man gegenüber dem Vorjahr im alpinen Bereich sowie auch im Bereich Freestyle von einem Zuwachs profitieren können.
«Dies resultiert auch daraus, dass tiefer liegende Gebiete mehr mit dem Hitzesommer zu kämpfen hatten. Wir konnten aber auch beim Individualskifahrer einen kleinen Zuwachs verzeichnen; es ist möglich, dass viele aus dem Unterland der Hitze entfliehen wollten und sich auch im Sommer nun mal auf die Pisten gewagt haben.»
«Gute Pistenverhältnisse»
Hatten denn die hohen Temperaturen, die auch in höheren Lagen herrschten, keine Auswirkungen auf die Pistenverhältnisse auf dem Gletscher? Bei Saas-Fee Tourismus verneint man: «Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die Teams gern früh trainieren weil dann auch die Schneekonditionen besser sind. Die erste Bergfahrt für die Trainer und Teams im Juli und August ist bereits morgens um ca. 6 Uhr. Das Skigebiet ist dann bis um 12 Uhr geöffnet. Um diese Zeit herrschen perfekte Schnee- und auch Lichtverhältnisse zum Trainieren. Der Individualgast kann um 7 Uhr ebenfalls hochfahren und so noch von den guten Pistenverhältnissen profitieren.»
Gegen Mittag werde es jedoch schnell weich, auch aufgrund der erhöhten Sonneneinstrahlung. «Später im Herbst hinein, schiebt sich dann der ganze Fahrplan zwischen 30-60 Mintuen nach hinten, da die Sonne dann auch später aufgeht, um 6 Uhr würde man noch im Dunkeln tappen und die Sonneneinstrahlung nimmt auch ab, so dass die Pisten bis um 13 Uhr bzw. bis um 14 Uhr gut befahrbar sind.»
Durch die guten Schneedepots aus dem schneereichen Winter sei die Schneeschmelze, hergerufen durch die hohen Temperaturen, kompensiert worden. Das Pistenangebot konnte gegenüber den Vorjahren identisch gehalten werden. Neu hat Saas-Fee in diesem Sommer auf 3‘500 Meter über Meer einen Kinderpark, das Glacier Fun, eröffnet. Das kostenlose Angebot, im Sommer eine Wintertubingbahn zu nutzen und mit speziellen Kinder Skidoos - Schneetöffs für Kinder - auf dem Schnee seine Runden zu ziehen, fand bei den Fussgängern regen Anklang.
«Frequenzen vergleichbar mit vergangenem Jahr»
Auch bei Zermatt Tourismus hatte das Wetter keinen signifikanten Einfluss auf die Qualität des Sommerskigebietes, wie der CEO der Zermatter Bergbahnen AG, Markus Häsler, erklärt. Im Gegenteil: «Bei weniger Schnee auf dem Gletscher ist die Pistenqualität auf Grund der Beschaffenheit des Altschnees immer besser als bei einer grossen Menge Schnee vom vergangenen Winter oder laufenden Sommer, da dieser durch die Sonneneinstrahlung jeweils stark durchnässt wird.»
Das Ausapern des Gletschers habe vermehrt Spalten sichtbar werden lassen. «Anfangs Sommer erschwerte der viele Frühjahrsschnee auf den Pisten die Pistenpräparierung, da dieser jeweils sehr weich war - dies durch hohe Temperaturen und Sonneneinstrahlung.»
In Zermatt dauert die Sommerskisaison noch bis Ende Oktober, zu diesem Zeitpunkt kann dann auch definitiv Bilanz gezogen werden, betont Häsler. «Bisher waren die Frequenzen vergleichbar mit dem Vorjahr. Trotz Hitzesommer können wir auf eine gute Saison zurückschauen.»
Auch für Zermatt ist die die Pistenreservation für Skinationalmannschaften im Sommer ein zentraler Geschäftszweig. «Wir konnten über den gesamten Sommer hinweg alle Pisten wie in den vergangenen Jahren bereitstellen. Zudem waren auch die öffentlichen Pisten und der Snowpark ununterbrochen geöffnet resp. sind noch immer offen.»
rul
Artikel
Kommentare
Burgener, S. - ↑5↓4
Unsere Top-Destinationen mögen ja zufrieden sein, aber das ist nur eingeschränkt relevant für den Rest des Landes. In den Dörfern des Goms hört man alle von "aufgeben, einstellen, zusperren" murmeln.
Die Verantwortlichen gehören aufgeknüpft!
antworten