Arbeitslosigkeit | Mit über 50 Jahren zu alt für den Arbeitsmarkt?
«Wenigstens eine Antwort könnte man doch erwarten»
Im Oberwallis ist jede vierte arbeitslose Person über 50 Jahre alt. Verlieren ältere Semester ihre Arbeitsstelle, haben sie es bei der Stellensuche deutlich schwerer als jüngere Arbeitslose.
«Vor zwei Monaten wurde mir meine Stelle als Umgebungsarbeiter nach dreieinhalb Jahren im Betrieb gekündigt. Seither bin ich auf Arbeitssuche», erklärt Roland Schalbetter im Gespräch. Obwohl der 57-Jährige aus Glis seither mehr als 60 Bewerbungen verschickt hat, ist er immer noch auf der Suche nach einem neuen Job. Dass man mit nicht einmal 60 Jahren schon zum alten Eisen zähle, findet Schalbetter erschreckend. Seinem Ärger darüber hat er in den letzten Wochen auf Internetportalen und durch Leserbriefe Luft gemacht.
Viele seiner Stellenbewerbungen, darunter auch zahlreiche Blindbewerbungen, blieben unbeantwortet. «In rund 70 Prozent der verschickten Bewerbungen habe ich nicht einmal eine Rückmeldung erhalten. Wenigstens eine Antwort könnte man doch erwarten», betont der angelernte Plattenleger konsterniert. Nur mit Widerwillen habe er sich beim regionalen RAV gemeldet, da das Stempeln und das Betteln um Unterschriften für ihn ein Horror sei.
Jeder Vierte über 50
Laut Peter Kalbermatten, Dienstchef der kantonalen Dienststelle für Industrie, Handel und Arbeit, ist im Oberwallis derzeit jede vierte arbeitslose Person über 50 Jahre alt, was eins zu eins der aktuellen Situation im übrigen Kanton entspricht. «Im Jahresvergleich sinkt die Arbeitslosenzahl der über 50-Jährigen um 5 Prozent», entschärft er jedoch gleichzeitig. Die unter 50-Jährigen seien, ist Kalbermatten überzeugt, tendenziell stärker von Arbeitslosigkeit betroffen.
Die berufliche und geografische Beweglichkeit bei Jungen stünden einer grösseren sozialen Verantwortung der Unternehmer bei älteren Arbeitnehmern gegenüber. Trotz höherer Lohnkosten werden über 50-Jährige deshalb weniger entlassen. Werden sie jedoch entlassen und finden als Langzeitarbeitslose länger keine Arbeitsstelle, hätten es ältere Personen schwieriger. «In dieser Hinsicht sind die 50-Plus stärker betroffen, wenn sie eine Kaderfunktion, einen Hochschulabschluss und einen hohen letzten Lohn auszuweisen haben.»
Rucksack entscheidend
Gemäss Analysen des Bundes steigen Arbeitslosenzahlen tendenziell eher dort an, wo Mankos bei den Arbeitsplatzqualifikationen ersichtlich sind. «Arbeitnehmer, die sich nicht weiterbilden und oft schon in jungen Jahren Qualifikationsprobleme hatten, verringern ihre Arbeitsplatzattraktivität.» Die Aussichten auf eine neue Stelle hänge deshalb auch entsprechend vom jeweiligen Rucksack ab: Wenn dieser mit gefragten Qualitäten gefüllt ist, ist die Suche einfacher.
Dabei hätten ältere Arbeitnehmer im Allgemeinen durchaus einiges bei einer Neuanstellung zu bieten, wie etwa wertvolle Berufs- und Lebenserfahrung und nicht selten eine weiter ausgebildete Sozialkompetenz als jüngere Arbeitnehmer. Viele potentielle Arbeitgeber werden zugleich jedoch auch von möglichen Nachteilen abgeschreckt: Lohnerwartungen, Sozialabzüge und allenfalls ein etwas langsameres, dafür jedoch zumeist genaueres Arbeiten.
Dunkelziffer möglich
Doch melden sich auch alle älteren Arbeitslosen tatsächlich beim RAV an? «Generell kann man eine Dunkelziffer von Personen vermuten, welche sich nicht beim RAV melden. Das gilt aber nicht nur bei der Altersgruppe der Ü-50», erklärt Kalbermatten weiter. «Es sind Personen denkbar, die finanziell nicht auf den Erwerb angewiesen sind, sich vielleicht aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen oder auf eigene Faust eine neue Stelle suchen.»
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Kommentare
Christine - ↑10↓4
Es ist noch viel schlimmer als herr schallbetter sagt. Manche haben eben keine Ahnung und
kennen es nicht mit ueber 50 arbeitslos zu werden.
Das Wallis ist und bleid , das Tal des schweigens...Also gebt uns ARBEIT.............
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Christine - ↑8↓4
Ich teile die meinung von herr schallbetter...............Ich kenne das Wallis auch und verlor meine stelle auch vor 1 Monat........nicht einfach
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Hans - ↑11↓2
Wer mit Mit ü50 keinen Chefposten hat und seinen Job verliert,braucht sich heute keine grossen Chancen auf eine Neueanstellung auszurechnen.In Deutschland geht man deswegen mit Staatsunterstützung ab 55 in Vorruhestand.
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DiNozzo - ↑20↓5
Auch der Pirat wird mal Ü-50!
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Arthur Heinzmann - ↑15↓4
Und was tun Sie hier gerade Herr Pirat?
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Pirat - ↑7↓26
Es ist einfach immer die anderen zu beschuldigen Herr Schalbetter...
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