Rolf Kalbermatter (49) ist als Pfarrer in Ried-Brig tätig. In unserer Rubrik «10 Fragen an…» haben wir ihm auf den Zahn gefühlt.

Herr Pfarrer, wann haben Sie das letzte Mal geflucht?
Das war erst vor ein paar Tagen. Ich habe jemanden zitiert und dieser jemand hat geflucht.

Haben Sie schon mal mit dem Herrgott gehadert?
Natürlich. Es gibt Momente und Situationen im Leben, wo man sich allein gelassen fühlt. Natürlich sind das vorwiegend egoistische Gründe. Aber ich verstehe Leute, die aufgrund von Schicksalsschlägen mit dem Herrgott ins Hadern kommen. Ich hoffe aber immer, dass diese Menschen den Zugang zur Kirche früher oder später wieder finden.

Fällt es Ihnen schwer, eine Predigt zu schreiben?
Immer wieder. Es kommt einerseits auf die ­Tagesform an, aber auch darauf, ob ich viel zu tun habe. Dann kann es schon mal vorkommen, dass ich aus dem Stegreif predige.

Lassen Sie sich gerne zum Essen einladen?
Sehr gerne. Ich esse auch praktisch alles. Das ­Einzige, was ich nicht mag, ist Leber.

Trinken Sie lieber Wein als Wasser?
Von der Menge her lieber Wasser, aber ich trinke auch sehr gerne ein Glas Wein.

Gehen Ihnen die Alltagssorgen der Mitmenschen auch mal auf die Nerven?
Nein. Nicht nur als Pfarrer, sondern auch als Mitmensch höre ich anderen Menschen gerne zu und teile ihre Sorgen.

Haben die Leute zu wenig Respekt vor dem Pfarrer?
Die Leute haben grundsätzlich zu wenig Respekt untereinander. Ich würde mir wünschen, dass man dem Gegenüber mehr Respekt und Wertschätzung entgegenbringt.

Haben Sie sich während der Messe schon gelangweilt?
Während der Messe, die ich selbst zelebriere, nicht. Aber wenn ich andere Messen besucht habe, ist das auch schon vorgekommen.

Gibt es Neid unter den Pfarrern?
Ja, leider. Ich persönlich freue mich, wenn ein anderer Pfarrer einen Erfolg verbuchen kann. Und wenn jemand neidisch auf einen Berufs­kollegen ist, dann tut er mir leid. Ich persönlich bin immer sehr froh, wenn mir jemand bei der Arbeit zur Hand geht.

Welchen Beruf hätten Sie gewählt, wenn Sie nicht Pfarrer geworden wären?
Wenn ich nicht Pfarrer geworden wäre, hätte ich einen Beruf gewählt, wo ich viel mit Menschen in Kontakt gekommen wäre. Das ist auch heute meine Berufung.