Brig-Glis | Briger Stadtrat in der Kritik

Absetzung des Briger Musik­direktors sorgt weiter für Stunk

Dass die Stelle des Briger Musikdirektors nicht mehr besetzt wird, stösst auf Unverständnis
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Dass die Stelle des Briger Musikdirektors nicht mehr besetzt wird, stösst auf Unverständnis
Foto: Paul Georg Meister/pixelio.de

Quelle: RZ 0

Der Entscheid, die Stelle des abtretenden Musikdirektors nicht mehr zu besetzen, sorgt weiter für Unmut. Kritische Stimmen mehren sich und fordern gar eine Volksbefragung.

In der Oberwalliser Schul- und Musikszene ist Feuer im Dach. Mittendrin: der kurz vor der Pension stehende Briger Musikdirektor Hansruedi Kämpfen. Zur Vorgeschichte: Der Briger Stadtrat hat entschieden, die Stelle des abtretenden Kämpfen, welcher diese Funktion seit 1992 innehat, nicht mehr zu besetzen. Der Entscheid sorgt in der Oberwalliser Kulturszene für viel Kopfschütteln. Auch Kämpfen selber brachte sein Unverständnis in einem WB-Leserbrief zum Ausdruck und kritisierte den Briger Entscheid. Dieser habe einen nachhaltig negativen Einfluss auf die künftige musikalische Förderung an den Schulen (dabei steht der Musikdirektor beratend zur Seite). Zudem sehe es mit dem Musikunterricht an den Oberwalliser Primarschulen seit Jahren nicht gut aus.

Vermehrt kritische Stimmen

Der Stadtrat hätte dieses Mandat darum nicht abschaffen, sondern gar wesentlich erhöhen sollen. Zumal über 70 Prozent der PH-Abgänger (Pädagogische Hochschule) nicht fähig seien, die Ziele des Lehrplans Musik zu erfüllen, so Kämpfen weiter im Leserbrief. Mit dieser Einschätzung ist Kämpfen nicht alleine. «Die Schulen erfüllen ihre Pflicht nicht», sagt der Präsident des Oberwalliser Musikverbands Philipp Loretan. So bieten viele Musikvereine ihrem Nachwuchs, nebst dem Erlernen des Instruments, ausserhalb der Schule theoretische Grundkurse wie Musik- und Notenlehre an. «So etwas gehört aber eigentlich in die Schule und würde die Vereine entlasten», sagt Loretan. Der Musikverbands- präsident sieht aber auch positive Beispiele. So sei der schulische Musikunterricht stark lehrerabhängig. «Lehrpersonen mit Flair für Musik geben dies den Kindern eher mit auf den Weg.»

«Kulturelle Bankrotterklärung»

Aber nicht nur aus schulischer Sicht stösst der Entscheid, dass Brig künftig über keinen Musikdirektor mehr verfügen wird, auf Unverständnis. Auch aus Kulturkreisen wird Kritik laut. «Das ist eine kulturelle Bankrotterklärung», sagt ein Mitglied des Briger Männerchors, Marius Wyer. Es gebe aus politischer Sicht zwar sicherlich gute Gründe, die Stelle nicht mehr zu besetzen, aber dass ein Musikdirektor nicht mehr zeitgemäss sei, «muss strikt verneint werden», sagt er. Visp verfüge ja auch über einen Musikdirektor und das La Poste mit regionaler Ausstrahlung. Der Entscheid habe für die Oberwalliser Metropole Brig deshalb nicht zu unterschätzende Auswirkungen in kultureller Hinsicht. Gerade Grossprojekte mit Einbindung mehrerer Vereine würden in Zukunft höchstwahrscheinlich nicht mehr zustande kommen. «Ein Verein alleine kann eine solche Veranstaltung nicht stemmen. Dafür braucht es einen Koordinator zwischen den einzelnen Vereinen, welcher über hohe musikalische Kompetenz verfügt», sagt er. Diese Aufgabe könne nur ein Musikdirektor erfüllen. Wyer ist darum überzeugt, dass die Angelegenheit im öffentlichen Interesse ist, und schlägt gar eine Volksbefragung vor. «Nur so kann eine optimale Vorlage für den Stadtrat aufgezeigt werden, damit dieser den gefällten Entscheid nochmals überarbeiten kann, ohne sein Gesicht zu verlieren», so Wyer. «Wir sind gewählt, um Entscheidungen zu treffen, was auch von uns verlangt wird», sagt Stadtpräsident Louis Ursprung.

Direktbetroffene schweigen

Die Stadtgemeinde mache viel für Kultur und sei auch offen dafür. «Doch etwas, was sich früher bewährt hat, muss aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen und struktureller Veränderungen nicht zwangsläufig auch heute noch gültig sein», sagt er. Deshalb wolle man nicht stur daran festhalten, sondern für eine erfolgreiche Zukunft beste Voraussetzungen schaffen: «Der Kirchenchor soll weiterhin über einen kompetenten Chorleiter verfügen, der Männerchor wird auf Zusehen hin auch seinen Dirigenten haben und für Grossanlässe sind projektbezogene Beiträge in Erwägung zu ziehen, wie sie sich bei anderen kulturellen Veranstaltungen bewährt haben», so Stadtpräsident Ursprung. Der Schuldirektor der Schulen Brig Süd, Robert Lochmatter, und der abtretende Musikdirektor Hansruedi Kämpfen wollten sich nicht dazu äussern.

Peter Abgottspon

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