Sport | Alex Burgener über seinen Freund

«Constantin wollte mich als Trainer entlassen»

Alex Burgener mit seinem Freund und FC Sitten-Präsident Christian Constantin.
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Alex Burgener mit seinem Freund und FC Sitten-Präsident Christian Constantin.
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Seit zehn Jahren ist Alex Burgener ein enger Freund von Christian Constantin. Der Zermatter sagt, weshalb er neben Constantin im Stadion sitzt und erklärt, warum ihn der FC-Sitten-Präsident feuern wollte.

Alex Burgener, der FC Sitten holte zum Saisonstart aus sechs Spielen acht Punkte. Genügt das den Ansprüchen des FC Sitten?
Wenn wir die ersten sechs Spiele betrachten, dürfen wir nicht vergessen, dass die Mannschaft viermal auswärts angetreten ist. Deshalb ist die Punkteausbeute in Ordnung. Zudem erinnere ich daran, dass Sitten vor einem Jahr schlechter klassiert war als jetzt. Der FC Basel lag damals meines Wissens über zehn Punkte vor uns.
Trotzdem: Es ist offensichtlich, dass sich die Mannschaft noch nicht gefunden hat. Es ist klar, dass sich eine Mannschaft mit so vielen neuen Gesichtern erst einmal finden muss. Doch im Heimspiel gegen den FC Basel hat man gesehen, dass das Team auf dem richtigen Weg ist. Teamleader wie Vero Salatic und Reto Ziegler waren in der Vorbereitung noch dabei und gehören nun nicht mehr zum Kader. Dadurch hat die Mannschaft viel Erfahrung verloren. Doch ich bin davon überzeugt, dass es Trainer Paolo Tramezzani gelingt, einen attraktiven Fussball in Sitten spielen zu lassen. Dann kommen auch die Fans wieder ins Stadion.

Stichwort Fans: Nach der Freistellung von Trainer Peter Zeidler im Frühling gab es einen Riss zwischen den Fans und der Vereinsführung. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Das sehe ich genauso. Ich bin stets offen und ehrlich zu Christian Constantin und habe ihm gesagt, dass es ein grosser Fehler war, Trainer Peter Zeidler zu entlassen. Der Cupfinal war ein Beispiel dafür, wie gross der Riss zwischen Fans und Vereinsführung war. Rund 7000 Basler haben mehr Stimmung gemacht als knapp 20 000 Walliser. Das hätte es früher bei einem Final nie gegeben und wird es hoffentlich auch nie mehr geben.

Sie sind seit zehn Jahren mit Christian Constantin befreundet. Hört er auch auf Sie oder trifft er jede Entscheidung ganz alleine?
Er hört stets zu, wenn man ihm etwas sagt. Aber die Entscheidung trifft er immer alleine. Schliesslich ist er auch derjenige, der am Schluss die Gehälter bezahlt. Einen grösseren Einfluss als ich hat bestimmt sein Sohn und Sportchef Barthélémy Constantin.

Alex Burgener, wie ist Ihre Freundschaft zu Christian Constantin eigentlich entstanden?
Im Sommer 2007 waren sowohl Christian Constantin wie auch ich auf demselben Fest in Randa, welches von Christian Seiler organisiert wurde. In einem Gespräch erwähnte ich Constantin gegenüber, dass ich kaum noch ins Stadion «Tourbillon» gehe. Er wollte wissen warum. Ich sagte ihm, dass ich mit der Entlassung von meinem Kollegen Jean-Paul Brigger in den 1990er-Jahren nicht einverstanden war. Er sagte mir bloss: Nun wärst du ohnehin zu alt und würdest nicht einmal mehr mit einer AHV-Karte ins Stadion kommen.

Wie ging es dann weiter?
Einige Wochen später liess ich mich von Christian Seiler dazu überreden, ein Heimspiel des FC Sitten anzusehen. Im Anschluss trafen wir Christian Constantin, der sich wunderte, dass ich im Stadion war. Als ich ihm erzählte, dass ich dank meiner AHV-Karte gratis ins Stadion durfte, war der Bann gebrochen. Er lachte und er umarmte mich. Das war der Beginn unserer Freundschaft.

Reicht Ihre Freundschaft mit Christian Constantin über den Fussball hinaus?
Ja, auf jeden Fall. Wir telefonieren oft miteinander und sprechen dann auch über anderes als Fussball.

… zum Beispiel?
… über Gott und die Welt, über Geld, über Frauen. Zudem konnte ich ihn auch für die Patrouille des Glaciers begeistern. Obwohl wir dafür zusammen trainierten, haben wir diese stets in unterschiedlichen Teams absolviert. Unsere Telefongespräche finden meistens zwischen 22.00 Uhr und Mitternacht statt.

Der FC-Sitten-Präsident soll Ihnen auch schon beim Fussballspielen zugesehen haben, als Sie beim FC Nikolai engagiert waren?
Während mehreren Jahren war ich Coach der Senioren des FC Randa. Diese traten unter dem Namen «FC Nikolai» an. Als wir uns gegen Eischoll um den Titel duellierten, schaute sich Constantin das entscheidende Spiel in Randa an. Obwohl uns ein Punkt zur Meisterschaft gereicht hätte, siegte dann Eischoll und wurde Senioren-Meister. Constantin meinte dann zu den Zuschauern, er als Präsident des FC Nikolai hätte den Coach sofort gefeuert (lacht).

Während den Heimspielen des FC Sitten sitzen Sie immer neben Christian Constantin. Warum eigentlich?
Unter Trainer Didier Tholot sass Barthélémy Constantin immer auf der Spielerbank. Als Peter Zeidler das Team übernahm, sollte Barthélémy auf der Tribüne sitzen. Demnach nahm er «meinen Platz» neben Christian ein. Seit Peter Zeidler nicht mehr da ist, nimmt Barthélémy wieder auf der Spielerbank Platz. Auch ich wollte meinen Platz anschliessend auf der Tribüne beibehalten, doch Christian sagte mir, ich solle wieder neben ihm sitzen. Das hat zur Folge, dass ich manchmal lustige SMS erhalte...

Erzählen Sie.
Einmal schrieb mir ein Kollege, wie der dunkelhaarige Kerl neben mir eigentlich heisse. Seit Kurzem haben Sie auch eine Karte, die es Ihnen ermöglicht, in die Spielerkabine zu gehen.

Was ist Ihre Funktion beim FC Sitten?
Christian Constantin hat mir diese Karte besorgt, die mir den Zutritt zu den Kabinen ermöglicht. Doch zur konkreten Frage: Ich habe keine Funktion beim FC Sitten und bin auch nicht von Constantin angestellt. In den Cupfinals 2015 und 2017 war ich eine Art Motivationscoach. Leider hat uns diese Motivation nur im Jahr 2015 etwas gebracht. Seitdem ich in die Kabine gehen darf, wünsche ich den Spielern bei den Heimspielen vor dem Spiel viel Glück.

Wie ist denn Ihr Kontakt zu den Spielern?
Es gibt unterschiedliche Spielertypen: Mit Reto Ziegler zum Beispiel ist eine gute Freundschaft entstanden. So lud er mich und meine Frau heuer an seine Hochzeit nach Lausanne ein. Mit Zverotic und Carlitos verstehe ich mich ausgezeichnet. Salatic mochte ich ebenfalls, genauso wie Serey Die, Sierro, Assifuah oder Kouassi, die nicht mehr für Sitten spielen. Doch es gab auch andere Spieler: Konaté erreichte ich zum Beispiel nie, der tickt halt anders. Und das, obwohl ich mich nach dem Cupfinal 2015 für seinen Verbleib eingesetzt habe.

Wie bitte?
Nach dem Cupfinal 2015 kamen einige Mitglieder des Fanklubs Lötschental auf mich zu und sagten mir, dass man Konaté dringend behalten müsse. Ich teilte diese Meinung und ermutigte Christian, ihn zu behalten. Das war nicht einfach, denn es gab Angebote von 6 bis 7 Millionen Franken. Aus irgendeinem Grund hielt er dann doch an ihm fest. Dafür wollte er mir und dem Fanklub kürzlich eine Rechnung stellen.

Weshalb?
Er sagte mit einem Lächeln, eigentlich müssten ich und diese Mitglieder nun die Differenz zahlen zwischen dem Betrag, den er nun für Konaté erhalten habe und dem, den er nach dem Final 2015 hätte einstreichen können. Die Differenz lag zwischen 3 und 4 Millionen Franken.

Zum Sportlichen. Vor einem Jahr gehörten Edimilson, Lacroix, Salatic, Ziegler, Sierro, Assifuah, Akolo oder Gekas zum Kader des FC Sitten. Nun sind Spieler wie Kukeli, Kasami, Schneuwly, Adryan, Dimarco, Lenjani oder Zock gekommen. Das ist ein Qualitätsverlust.
Ja und Nein. Natürlich haben wir durch die Abgänge dieser Spieler Erfahrung verloren. Zurzeit fehlen Persönlichkeiten auf dem Platz. Zudem erkannte man vor einem Jahr gerade in der Zeit, als Peter Zeidler die Mannschaft übernommen hat, dass ein Team auf dem Platz stand. Das ist heute noch nicht der Fall. Ein Spieler wie Constant findet kaum Anschluss an das Team. Trotzdem: Ich sehe darin auch eine grosse Chance.

Wo liegt die?
In meinen Augen hat der FC Sitten mit Paolo Tramezzani einen hervorragenden Trainer verpflichtet, der Erfolg haben wird, sobald sich das Team gefunden hat. Darin sehe ich eine grosse Chance. Die Spieler wollen zeigen, was sie können und sich aufdrängen. Denn wir haben sehr viele junge Spieler, die den FC Sitten als Sprungbrett sehen. Das kann eine grosse Chance für den ganzen Verein sein.

Im Umfeld des FC Sitten heisst es immer wieder, die Mannschaft müsse sich in den Top 4 der Liga festsetzen. Hat die aktuelle Mannschaft das Potanzial dazu?
Wie dürfen nicht vergessen, dass das Durchschnittsalter des FC Sitten zurzeit bei knapp 23 Jahren liegt. Ich bin mit der Transferpolitik mit Constantin einverstanden, bis auf die Tatsache, dass er den Vertrag mit Ziegler nicht verlängert hat. Das habe ich ihm auch gesagt. Trotzdem: Ich sehe das Team auf einem Platz in den Top 4. Das muss möglich sein.

Entgegen den Medienberichten soll es im Vertragspoker zwischen Ziegler und Constantin nicht um das Geld gegangen sein?
Nein, es ging nicht ums Geld. Das haben mir Ziegler und Christian bestätigt. Es ging um die Vertragslänge. Christian wollte Ziegler keinen Dreijahresvertrag geben, weil er fand, er sei zu verletzungsanfällig.

Sie begleiten Christian Constantin auch bei Gesprächen bezüglich Olympiakandidatur 2026 und waren kürzlich mit ihm beim Bündner Regierungsrat. Wie war es?
Mir gefällt das Dossier, das Christian zusammengestellt hat. In Graubünden war ich vor allem als Übersetzer unterwegs. Wer Christian Constantin kennt, weiss, dass er überall und immer jeden duzt. Als er dies jedoch auch bei der Bündner Regierung anwendete, musste selbst ich schmunzeln.

Alex Burgener, Sie sind ein begeisterter Golfer im Golfclub «Matterhorn». Der Verein hat mittlerweile über 400 Mitglieder und Sie sind der Präsident.
Es ist eindrücklich, wie der Verein in jüngster Vergangenheit wachsen konnte. Was mir Sorgen bereitet, ist, dass dieses ausgezeichnete Angebot nicht von allen Seiten unterstützt wird. So hat die Gemeinde Täsch eine Umzonung abgelehnt, die es uns ermöglicht hätte, die Anlage auf 18-Loch auszubauen. Ich finde es schade, dass manche Leute noch nicht wissen, dass wir alle vom Tourismus leben. Heisst, wenn es Zermatt gut geht, geht es auch Täsch, Randa und Grächen gut. Das sind Fakten.

Simon Kalbermatten

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