Dorf ABC | Niedergesteln

Die «Chrottä» aus Niedergesteln

Die Geschtjer sollten die Kröten im Sumpf erschlagen
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Die Geschtjer sollten die Kröten im Sumpf erschlagen
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Quelle: RZ 0

Niedergesteln ist im Oberwallis bekannt als das Ritterdorf. Vermutlich wurde das Dorf im 11. Jahrhundert als Suste und Handelsherberge von savoyischen Handelsleuten gegründet.

Im 12. Jahrhundert entsteht oberhalb des Dorfs die Gestelnburg, die das Zentrum der Macht der Herren von Turn darstellt. Bis sich Anton von Turn am 8. August 1375 entschliesst, den Bischof von Sitten, Witschard Tavelli, zu töten, um so die alleinige Herrschaft über das Wallis an sich zu reissen. Der Bischofsmord leitet jedoch schlussendlich den Niedergang der Herren von Turn ein. Die Gestelnburg wurde schliesslich zerstört, weshalb heute nur noch Teile des Mauerwerks von dem einst prächtigen Bauwerk künden. Den Rittern von Turn verdankt Niedergesteln den Übernamen Ritterdorf. Über die Herkunft des Übernamens «Chrottä» für die Bewohner des Dorfs gibt es derweil zwei Legenden. So erzählt man sich, dass in der «Feschti-Höhle» hinter der Gestelnburg ein Goldschatz versteckt liegt, der von einer riesigen Kröte bewacht wird. «Um an den Schatz zu kommen, muss man diese Kröte küssen», erzählt Christian Kalbermatter, Stiftungsratsmitglied der Stiftung Pro Castellione, die sich um den Erhalt der Kulturgüter in Niedergesteln kümmert. «Allerdings muss man dies genau zum richtigen Zeitpunkt tun, und zwar während der Mitternachtsmesse an Weihnachten.» Bis heute, so die Legende, habe darum noch niemand den Schatz für sich beanspruchen können. Die andere Legende zum Übernamen der Geschtjer bringt wiederum die Herren von Turn ins Spiel. Früher gab es im Sumpfgebiet rund um Niedergesteln sehr viele Kröten. «Deren Gequake störte
die Nachtruhe der edlen Herren auf der Gestelnburg», erklärt Christian Kalbermatter. «Also befahlen sie, die Geschtjer sollten sämtliche Kröten in den Sümpfen mit Stöcken erschlagen.» Ob diese Gechichte wahr ist, lässt sich historisch jedoch nicht belegen. «Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die grossen Krötenvorkommen in den Sümpfen rund um das Dorf dafür verantwortlich waren, dass die Geschtjer ‹Chrottä› gerufen wurden», sagt Kalbermatter. Der Name Niedergesteln leiter sich übrigens vom lateinisch-romanischen Wort «castellione» ab, das Burg oder Lager bedeutet.

Martin Meul

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