Evolène | Eine Frau in einer Männerdomäne

Die erste Wildhüterin im Wallis

Ein eingespieltes Team – Marie-Hélène Fauchère-Bonvin mit Hund «Flashy».
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Ein eingespieltes Team – Marie-Hélène Fauchère-Bonvin mit Hund «Flashy».
Foto: RZ

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Seit Anfang Juni­ steht Marie-Hélène Fauchère-Bonvin (49) als Wildhüterin im Einsatz. Die zweifache Mutter über Beruf, Familie und das Wolfsproblem im Wallis.

Marie-Hélène Fauchère-Bonvin strahlt. Ihr Hund «Flashy», ein Epagneul Breton, streicht ihr vertraut um die Beine. «Ein sehr gutes Tier und der beste Hilfswildhüter, den ich mir vorstellen kann», sagt Fauchère-Bonvin, die neue Wildhüterin im Val d’Hérens.

Jagd als Erlebnis

Die zweifache Mutter und Familienfrau kennt das Val d’Hérens wie ihre Westentasche. Hier ist sie aufgewachsen und hat vor 25 Jahren das Jagdpatent erworben. Als Frau damals noch keine Selbstverständlichkeit. «Die ersten zwei Jahre bin ich alleine auf die Jagd gegangen. Später habe ich mich einem Kollegen angeschlossen und dann bin ich mit meinem Mann auf die Pirsch gegangen», erinnert sie sich zurück. Ob sie treffsicher sei? Fauchère-Bonvin lacht: «Natürlich. Aber es ist nicht das Schiessen an sich, das die Jagd zum Erlebnis macht. Es sind die Tiere, die Natur und nicht zuletzt die Kollegschaft», wirft sie ein. Die Jagd sei nützlich und wichtig für die Wildregulierung. «Genauso wie es wichtig ist, dass die Alpweiden von Schafen abgegrast werden, um die biologische Vielfalt zu wahren», ergänzt Fauchère-Bonvin.

Positive Reaktionen

Als Fauchère-Bonvin, die seit mehreren Jahren für die kantonale Jagdbehörde arbeitet, die Stellenausschreibung eines Wildhüters im Val d’Hérens sieht, zögert sie keine Sekunde. «Ich liebe es, mich in der Natur zu bewegen und die Tiere zu beobachten. Zudem bin ich mit den Spielregeln der Jagd vertraut. Darum habe ich mich auch beworben.» Schliesslich bekommt Fauchère-Bonvin den Zuschlag. «Natürlich habe ich mich gefreut und bin ich stolz darauf, die erste Wildhüterin im Wallis zu sein», beschreibt sie ihre Gefühle. Dass sie auch in einer Männerdomäne als Frau ihren Mann stehen kann, hat sie schon länger bewiesen. «Sowohl bei meiner früheren Arbeit als Polizeibeamtin als auch bei der Jagdabteilung waren die männlichen Kollegen in der Überzahl. Aber es hat super funktioniert. Und bisher habe ich auf meine Ernennung zur Wildhüterin nur positive Reaktionen erhalten», betont Fauchère-Bonvin.

«Der Wolf ist Sache der Politik»

Auch wenn sich die neue Wildhüterin jede Woche ein fixes Programm zusammenstellen kann, ist es nicht immer einfach, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. «Es kommt immer wieder zu unerwarteten Einsätzen. Darum ist eine gewisse Flexibilität unabdingbar. Mein Mann unterstützt mich aber sehr gut und die Kinder sind auch sehr naturverbunden. Das erleichtert meine Arbeit ungemein», sagt Fauchère-Bonvin, die sich beim Thema Wolf sehr zurückhaltend gibt. «Natürlich sind Wolfsrisse keine schöne Sache. Aber ich bin dem Gesetz unterstellt und muss danach handeln. Alles andere ist Sache der Politik», sagt die Wildhüterin, die auch schon Lämmer, die nach einem Wolfsangriff am Verenden waren, erschiessen musste. Keine Angst, von einem verärgerten Schäfer oder Wilderer einmal tätlich angegriffen zu werden? Marie-Hélène Fauchère-Bonvin schüttelt den Kopf und sagt augenzwinkernd: «Ich habe vor nichts Angst, nicht einmal vor dem Fegefeuer.»

Walter Bellwald

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