Dorfserie | Die "Rossschintini" aus Reckingen

«Die Reckinger waren neidisch auf die Münsterer»

Der Übername der Reckinger steht in Zusammenhang mit jenem der Bewohner von Münster.
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Der Übername der Reckinger steht in Zusammenhang mit jenem der Bewohner von Münster.
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Die Bewohner der neun Dorfschaften der Gemeinde Goms haben alle eigene Übernamen. Die Menschen aus Reckingen werden «Rossschintini» gerufen.

«Für den Übernamen ‹Rossschintini› gibt es zwei mögliche Erklärungen», sagt Bernhard Schmid. Schmid ist ehemaliger Präsident des Kulturvereins «Alt-Reckingen-Gluringen». «Eine Erklärung, die weniger schmeichelhafte, liegt darin, dass die Reckinger wohl nicht allzu nett mit ihren Pferden umgegangen sind und diese richtiggehend geschunden haben.» Die zweite mögliche Herkunft des Übernamens ist dagegen eng verknüpft mit jenem für die Leute aus Münster. Diese tragen den Übernamen «Bärefrässer». «Die Geschichte erzählt, dass in Münster der letzte Bär im Goms erlegt wurde», sagt Schmid. «Die Münsterer sollen diesen anschliessend verspeist haben, daher ihr Übername.» Die Reckinger hingegen waren neidisch auf die Münsterer. «Sozusagen als Ersatz wurde daraufhin ein Pferd geschlachtet und gehäutet, um es anstelle eines Bären zu verspeisen», sagt der Kenner der Reckinger Geschichte. Auch die Menschen in den anderen Dorfschaften der Gemeinde tragen teilweise recht spezielle Übernamen. So werden die Bewohner von Gluringen «Städter» genannt, da «sie sich wohl für etwas Besseres hielten als alle anderen», erzählt Bernhard Schmid und lacht. Die Gluringer tragen aber noch einen anderen Übernamen: «Altwiiberstafel». «Die Furkastrasse führt schon eine sehr lange Zeit nicht mehr direkt durch den Dorfkern», erklärt Bernhard Schmid. «Daher gab es bis in die 1960er-Jahre, als die ersten Gebäude an der Strasse gebaut wurden, keinen eigentlichen Durchgangsverkehr.» Weil es im Dorfkern daher sehr ruhig war, etablierte sich der Name «Altwiiberstafel», als Inbegriff dieser Ruhe. Die Menschen aus der Grafschaft tragen derweil den nicht abwegigen Übernamen «Grafini». Der Gebietsname Grafschaft geht mutmasslich auf die einstigen Grafen von Mörel zurück. In Geschinen sind die «Heloggsini» zu Hause. Das Wort «Heloggsi» bezeichnet eine Eidechse. «Vermutlich gab es in früherer Zeit ein grosses Vorkommen an diesen Tieren», hält Bernhard Schmid fest, «da das Dorf nahe an einem grossen Sumpfgebiet lag.» Fehlt noch der Übername der Niederwaldner. Diese werden «Füchse» gerufen.

Martin Meul

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