Visp | Der Oberwalliser Para-Bogenschütze Martin Imboden ist wieder an einem Grossanlass dabei

Die WM in Peking im Fokus

Martin Imboden war in Rio an seinen ersten olympischen Spielen dabei.
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Martin Imboden war in Rio an seinen ersten olympischen Spielen dabei.
Foto: zvg

Bei den «Fussgängern» ist Martin Imboden Vizeschweizermeister.
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Bei den «Fussgängern» ist Martin Imboden Vizeschweizermeister.
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Quelle: RZ 0

Martin Imboden ist der einzige Schweizer Teilnehmer an den im September in Peking stattfindenden Weltmeisterschaften im Para-Bogenschiessen. Der Countdown läuft.

Jetzt vor der WM trainiere ich jeden Tag», sagt Martin Imboden. Sein Privattrainer Carlo Castelletti reist dafür mehrmals pro Monat extra ins Oberwallis. Dabei konzentriert er sich vor allem aufs Finalschiessen. Denn ein Bogenschiesswettkampf unterteilt sich in eine Qualifikationsphase und in eine anschlies­sende K.-o.-Phase, dem Finalschiessen. Neben Bogenschiessen, Krafttraining und Koordinationsübungen legt Imboden aber auch besonderen Wert auf Mentaltraining. Dafür arbeitet er intensiv mit seinem Mentalcoach Karin Werlen. «Oftmals entscheiden nur wenige Punkte, ob man weiterkommt oder ausscheidet. Die Wettkämpfe werden häufig im Kopf entschieden.»

Spezielle Olympia-Erfahrung

Ein Beispiel war im vergangenen Herbst, als Imboden als einziger Oberwalliser an den Paralympics in Rio teilnahm. In seiner Kategorie Compound Open kam er bis in die 1/16-Finals. 138:140 – am Schluss fehlten dem gebürtigen Hohtenner zwei Punkte fürs Weiterkommen. «An den Olympischen Spielen herrschte eine für mich ungewohnte Atmosphäre. Alles war um einige Dimensionen grösser als bei einer Weltmeisterschaft», so Imboden. Die Busfahrt vom olympischen Dorf zu den Wettkampfstätten und zurück dauerte rund drei Stunden. Dabei fuhren die Athleten auch durch die Armenviertel von Rio. Die Fahrten haben beim Oberwalliser bleibende Eindrücke hinterlassen: «Was man da alles an Elend zu sehen bekommt. Ich bekam richtig ein schlechtes Gewissen, wenn ich dran dachte, wie gut es uns hier geht.» Speziell war auch das Wohnen im olympischen Dorf, das aus 36 Blockbauten zu je 18 Stockwerken bestand. Dieses wurde mitten in einem Naturschutzgebiet aus dem Boden gestampft. Doch die dort lebenden Tiere sind nicht verschwunden. «Nachts schlichen sie um unser Dorf herum», erinnert sich Imboden. Auch die kommenden Weltmeisterschaften in Peking vom 12. bis 19. September haben einen olympischen Touch. Das Para-Bogenschiessen-Turnier findet in den gleichen Wettkampfstätten statt wie schon die Olympischen Spiele 2008. Alle Athleten sind auch ganz in der Nähe im selben Ort untergebracht. Diese kurzen Wege schätzt Imboden ebenso wie die persönliche Atmosphäre, die zwischen den Bogenschützen herrscht: «Wir sind wie eine grosse Familie.»

Einziger Schweizer an WM

Insgesamt nehmen an der WM 75 Sportler in der Kategorie Compound Open teil. Ein Land darf maximal drei Bogenschützen derselben Kategorie an die WM schicken. Als einziger Schweizer hat Martin Imboden die Nominationskriterien von Swiss Olympic erfüllt. Begleitet wird er nach Peking von seinem persönlichen Coach Carlo Castelletti, der an jedem Turnier dabei ist. Daneben gehört auch seine Mentaltrainerin Karin Werlen zum Begleitstaff. Auf seine Ziele angesprochen, bleibt der 53-Jährige zurückhaltend: «Ich will am Tage x einfach mein Bestes geben.» Verläuft der Wettkampf optimal, darf sich Imboden aber durchaus Medaillenhoffnungen machen.

Aktueller Schweizer Meister

Martin Imbodens Erfolgspalmarès liest sich eindrücklich: So ist er zwölffacher Schweizer Meister und 15-facher Schweizer Rekordhalter. Am 7. September reist er als frischgebackener Schweizer Meister 2017 nach Peking. An den Schweizer Meisterschaften in Tenero wurde er aber nicht nur Sieger bei den Para-Bogenschützen. Bei den «Fussgängern», wie er die «normalen» Schützen nennt, gewann er den Schweizer Vizemeistertitel. Bogenschiessen ist die einzige Sportart, wo die ­Para-Sportler im gleichen Wettkampf mitmachen.

Geld gesammelt für neue Pfeile

Die Kosten für Ausrüstung und Spesen an Turnieren muss Imboden fast alle selbst übernehmen. Bogen und Ersatzbogen kosten je zwischen 3500 und 5000 Franken. Alle drei Jahre muss er gewechselt werden. Ein Pfeil kostet 75 Franken. Pro Saison benötigt er ein Set mit 36 Pfeilen. Deshalb sammelte er in der Online-Sportunterstützungs-Plattform «I believe in you» Geld für neue Pfeile. «Auf 3000 Franken hoffte ich, am Ende kamen fast
7500 Franken zusammen. Die Unterstützung war überwältigend», bedankt sich Imboden bei seinen Spendern.

Frank O. Salzgeber

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