Stalden | Konkurrenz aus Osteuropa und Spanien

Förster warnt vor Billig-Brennholz

Förster Rovina: «Im schlimmsten Fall müssen wir Stellen abbauen.»
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Förster Rovina: «Im schlimmsten Fall müssen wir Stellen abbauen.»
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Revierförster Peter Rovina beklagt sich, dass die einheimischen Forstreviere immer mehr unter der Billig-Brennholz-­Konkurrenz aus Osteuropa und Spanien zu leiden haben.

«Sogar wir vom Forstbetrieb Stalden und Umgebung erhalten solche Angebote», ereifert sich Förster Peter Rovina und zeigt eine Werbemail, in der Brennholz feilgeboten wird. Herkunftsort: Valencia. Doch nicht nur von Spanien, auch aus Rumänien, Bulgarien und Polen flattern in letzter Zeit immer öfters Offerten für Brennholz in die Oberwalliser Stuben oder besser gesagt Mailboxen. Und dies zu derartigen Dumpingpreisen, dass Rovina nur den Kopf schütteln kann.

Transport quer durch Europa

«Man muss sich das mal vorstellen: Eine Lastwagenladung voll Holz wird quer durch Europa transportiert und hier im Wallis dann zum Preis von 1000 Franken verkauft. Nur der Transport allein kostet ja mindestens diese Summe. Wird da noch seriös kalkuliert?», fragt sich Rovina und vermutet: «Die Holzproduktion findet in jenen Ländern wohl unter sehr fragwürdigen Arbeitsbedingungen statt, jenseits der Sicherheitsstandards, die hier in der Schweiz gelten.» Dabei hat es in den heimischen Walliser Wäldern genug Holz, das verwertet werden muss. «Unsere primäre Aufgabe ist die Schutzwaldpflege», erklärt Rovina. Allein der Forstbetrieb Stalden und Umgebung, zu dem die Gemeinden Stalden, Törbel, Embd, Grächen, Eisten und Staldenried gehören, unterhält 65 Hektaren Schutzwald. Bei der Pflege dieses Schutzwalds fallen rund 4000 m3 Holz als Nebenprodukt ab. Die Hälfte davon kann als Brennholz verwendet werden. Ein grosses Geschäft sei der Brennholz-Verkauf für die Oberwalliser Forstbetriebe zwar nicht, aber eine sinnvolle Ergänzung, so Rovina: «Wir müssen selbsttragend arbeiten. Der Brennholz-Verkauf hilft, die Kosten zu senken, und leistet so indirekt einen Beitrag an die Finanzierung des Schutzwalds.»

Appell ans Gewissen

Illegal ist die ausländische Billig-­Konkurrenz allem Anschein nach nicht, doch Rovina gibt zu bedenken: «Wenn ein Lastwagen wegen einiger Ster Brennholz 2000 Kilometer weit von Rumänien ins Wallis fährt, so mag dies rechtlich vielleicht legal sein, aber ökologisch ist das doch ein Unsinn.» Viele Oberwalliser Konsumenten scheinen sich allerdings an den langen Transportwegen nicht zu stören. Innerhalb eines Jahres sind die Brennholz-Bestellungen im Forstbetrieb Stalden und Umgebung massiv zurückgegangen. Und Rovinas Kollegen vom Forstrevier Inneres Nikolaital sind noch viel stärker betroffen. Offenbar wird gerade im grossen Absatzmarkt Zermatt bei Brennholz-Schnäppchen-Angeboten rege zugeschlagen. Und was sind die Folgen für die Oberwalliser Forstreviere, wenn diese jetzt immer öfters auf ihrem Brennholz sitzen bleiben? «Das Holz kann weniger sinnvoll verwendet werden. Weil die Einkünfte wegfallen, müssen die betroffenen Gemeinden mehr Geld für ihre Forstbetriebe einschiessen und im schlimmsten Fall müssen wir Stellen abbauen», sagt Rovina. Viel mehr als eindringlich an das ökologische Gewissen der Konsumenten appellieren, kann der Förster aber nicht.

Frank O. Salzgeber

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