Raron | Peter Baldinger ist neuer Trainer beim EHC Raron

«Früher ging es den meisten Trainern nur um den Erfolg»

Peter Baldinger, der neue Trainer beim EHC Raron.
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Peter Baldinger, der neue Trainer beim EHC Raron.
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Peter Baldinger (56) spricht über Saisonvorbereitung, Saisonauftakt sowie Saisonziele seines neuen Vereins, des EHC Raron, und – über das NHL-Debüt von Nico Hischier.

Peter Baldinger, Nico Hischier erzielte in der Vorbereitung mehrere Skorerpunkte und gab auch an seinem ersten NHL-Ernstkampf mit den New Jersey Devils einen starken Einstand. Sind Sie als sein ehemaliger Juniorentrainer überrascht, dass es ihm so gut läuft?
Nein. Schon als Nico Hischier gedraftet wurde, war ich davon überzeugt, dass er anfangs in der NHL zum Einsatz kommt. Es wird sich jetzt zeigen, ob er in der Mannschaft bleiben und die NHL-Saison durchspielen wird. (Hischiers Vertrag beginnt erst ab dem zehnten NHL-Spiel. Anm. der Red.) Im Moment deutet alles darauf hin, dass er bleiben kann.

Was hat man so für ein Gefühl, wenn ehemalige Schützlinge von Ihnen in der NLA spielen oder wie Hischier in der NHL, der besten Eishockeyliga der Welt?
Es ist eine Auszeichnung für den gesamten Trainerstaff und ein Beweis, dass auch ein kleiner Verein wie der EHC Visp Spieler ausbilden kann, die sich in den obersten Ligen bewähren.

Jahrelang haben Sie Junioren ausgebildet. Nun trainieren Sie den EHC Raron. Wieso?
Die Hälfte der Spieler im Kader des EHC Raron kenne ich aus ihrer Juniorenzeit. Sie haben sozusagen bei mir das Hockeyspielen gelernt. Das war der Grund, dass ich die Anfrage von Raron akzeptiert habe.

Was für Unterschiede bemerkt man ­zwischen der Arbeit mit Junioren und mit ­erwachsenen Spielern?
In der 2. Liga beim EHC Raron steht nicht mehr die Ausbildung im Vordergrund. Dort geht es mehr um taktische Sachen, Motivation der Spieler und darum, aus den gegebenen Umständen das Maximum herauszuholen.

Was ist Ihr Eindruck vom Kader?
Wie gesagt, ich kenne viele Spieler noch aus ihrer Juniorenzeit. Einige davon haben berufs- oder studienbedingt eine Hockeypause eingelegt und sind jetzt wieder zurück. Wir haben wirklich eine coole Truppe beieinander. Jetzt geht es darum, die Spieler so gut wie möglich vorzubereiten.

Wie sind Sie mit der Vorbereitung zufrieden?
Die Vorbereitung verlief nicht ideal. Wir konnten vor dem ersten Meisterschaftsspiel nur wenige Trainingseinheiten absolvieren. Viele Spieler haben während der Sommermonaten nicht viel gearbeitet. Deshalb sind wir im Konditionsbereich noch im Rückstand. Ein anderes Problem ist, dass einige Spieler gleichzeitig auch noch Fussball spielen und deshalb nicht immer zur Verfügung stehen. Und man muss bedenken: Wir trainieren lediglich an zwei Abenden pro Woche. Das alles ist natürlich nicht ideal. Aber: Je mehr wir auf dem Eis ­stehen, desto besser wird das Team.

Auf dem Eis stehen Sie neuerdings in der neuen Eishalle in Brig. Eine Verbesserung gegenüber den früheren Jahren?
Für uns ist es natürlich eine grosse Erleichterung, jetzt an zwei Abenden in Brig trainieren zu können. Früher wurden ja in Visp manche Trainings erst um 22.00 Uhr angesetzt, weil sonst kein Eis frei war. Noch nicht glücklich gelöst ist das Freitagabendtraining um 20.45 Uhr. Wenn wir tags darauf am Samstag ein Meisterschaftsspiel haben, so ist die Mannschaft nicht so frisch, wie sie sein könnte.

Stichwort eigene Eishalle in Raron.
Die Diskussionen und Planungen betreffend Standort sind ja bekanntlich im Gang. Aus sportlicher Sicht wäre es natürlich ein grosser Gewinn, wenn die Halle in Raron möglichst schnell realisiert werden kann. Wegen der Temperaturen können wir ja erst ab November unsere Heimspiele austragen oder wir müssen nach Brig ausweichen.

Das Auftaktspiel gegen Prilly ging mit 6:8 verloren. Wie lautet die Analyse von Trainer Baldinger?
In diesem Spiel musste die Mannschaft sehr viele Strafen nehmen. Deswegen haben wir letztlich auch den Match verloren. In Zukunft ist mehr Disziplin gefragt. Allerdings machte uns auch eine Regel­änderung zu schaffen.

Was meinen Sie damit?
Man darf nicht mehr den gegnerischen Stock gleich bearbeiten wie früher. Der Bereich, wo draufgeschlagen werden darf, wurde eingeschränkt. Das bedeutet für meine Spieler eine grosse Umstellung. Dazu hat der Schiedsrichter diese Regel­änderung sehr kleinlich ausgelegt und viele Strafen gegen uns ausgesprochen.

Wie sehen die Saisonziele mit dem EHC Raron aus?
Ich hoffe, dass wir uns in der vorderen Tabellenhälfte platzieren können und dann gute Playoffs spielen.

Was sagen Sie zum «Neubeginn» beim EHC Visp?
Der neue Trainer Matti Alatalo gilt als vorzüglicher Ausbildner. Das ist sicher gut für die Jungen.

Als Aktiver haben Sie in den 1980er-Jahren gespielt. Wenn Sie die Entwicklung im Eis­hockey betrachten, was hat sich verändert?
Die Professionalisierung. Früher hat jeder Spieler noch normal auf seinem Beruf gearbeitet. Dann sind die Trainer heutzutage viel besser ausgebildet als vor 30 Jahren. Früher ging es den meisten Trainern nur um den Erfolg. Ich kann mich nicht erinnern, jemals von einem Trainer, mit Ausnahme von Bruno Zenhäusern, einen Tipp bekommen zu haben, wie ich mich verbessern kann. Allerdings zählte früher die Kameradschaft mehr. Wir Spieler sassen praktisch nach jedem Match mit den Fans zusammen und haben mit ihnen diskutiert. Dies kennt man heute kaum noch.

Frank O. Salzgeber

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