Guttet-Feschel | Gemeinde und Betreiber liegen sich in den Haaren

Gnadenhof fällt in Ungnade

Pia Franceschini und Peter Trummer fühlen sich vom Veterinäramt und der Gemeinde genötigt: Jetzt droht das Aus für ihren Gnadenhof.
1/1

Pia Franceschini und Peter Trummer fühlen sich vom Veterinäramt und der Gemeinde genötigt: Jetzt droht das Aus für ihren Gnadenhof.
Foto: RZ

Quelle: RZ 16

Pia Franceschini (54) und Peter Trummer (60) haben in Guttet-Feschel einen Gnadenhof für Pferde aufgebaut. Jetzt liegen sie mit der Gemeinde im Clinch.

«Wir hatten schon im Solothurnischen und im Jura einen Gnadenhof für Pferde, bevor wir ins Wallis gezogen sind», sagt Franceschini. Seit zwei Jahren sind Franceschini und ihr Lebenspartner nun in Guttet-Feschel wohnhaft. Hier haben sich die Tierliebhaber eine neue Existenz aufgebaut. 14 Pferde, zwei Esel, zwei Schafe, ein Mini-Schwein, fünf Schildkröten, fünf Hunde, vier Katzen, zehn Hasen, 12 Meerschweinchen und 15 Hühner halten sie hier. Doch jetzt bläst den beiden Tierliebhabern ein steifer Wind entgegen. Der Grund: Gleich in mehreren Briefen wurden sie von der Gemeindebehörde, dem Veterinäramt und dem Amt für Umweltschutz aufgefordert, sich an die örtlichen Vorschriften zu halten und ihre Tiere artgerecht zu halten. «Wir fühlen uns ungerecht behandelt», sagt Franceschini. Doch der Reihe nach.

Reitangebot für Kinder

Als die beiden Tierliebhaber vor zwei Jahren mit ihren Tieren nach Guttet-Feschel ziehen, ist für sie die Welt noch in Ordnung. «Man hat uns akzeptiert, und wir haben uns sofort hier heimisch gefühlt», so Franceschini. Auch die Gemeindebehörde unterstützt die Pläne und das Vorhaben der neuen Einwohner, einen Gnadenhof für Pferde einzurichten. «Wir spürten viel Goodwill von der Behörde und in der Bevölkerung und auch das Reitangebot für Kinder fand einen grossen Anklang», ergänzt Trummer. Auch die mündliche Anfrage, ein Weidezelt und ein Iglu als Winterunterstand für die Pferde aufzustellen, wird vom zuständigen Gemeinderat positiv beantwortet. Erst im vergangenen Sommer ziehen erste Wolken über der Idylle auf. In einem Brief der Gemeinde werden Franceschini und ihr Partner freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass die Strassen und Wege in und um Guttet-Feschel «von Pferdekot freizuhalten sind». «Daraufhin haben wir bei der Gemeinde interveniert und darauf hingewiesen, dass nicht nur Pferde, sondern auch andere Tiere wie Kühe und Hunde ihre Kotspuren auf den Stras­sen und Trottoirs hinterlassen», erklärt Pia Franceschini.

Mehrere Reklamationen

Kurze Zeit später folgt die nächste Reklamation. Franceschini und ihr Partner werden angewiesen, ihren Hund an die Leine zu nehmen. «Es laufen mehrere Hunde frei herum. Darunter sind auch die Hunde von Pia Franceschini und ihrem Lebenspartner», erklärt Gemeindepräsident Christian Pfammatter auf Anfrage. «Leider konnte nie ein Chip abgelesen werden. Jedoch beweisen dies mehrere Aussagen von Anwohnern, die sich belästigt fühlten.» Für Peter Trummer ein haltloser Vorwand. «Wir konnten sogar nachweisen, dass keiner unserer Hunde durch das Dorf streunt», entrüstet er sich. Die nächste Beschwerde folgt im Januar: Nachdem Pia Franceschini mit ihren Pferden den Winterwanderweg entlang reitet – «auf dem Weg war kein Reitverbotsschild» – interveniert die Gemeinde erneut. Pferde hätten auf dem Winterwanderweg nichts zu suchen, heisst es in einem Schreiben. «Wir haben Frau Franceschini darauf aufmerksam gemacht, dass der Winterwanderweg nicht als Reitweg benutzt werden darf», so Pfammatter. Schliesslich wird sie schriftlich darauf hingewiesen, für ihren Bernhardiner einen Sachkundenachweis-Kurs (SKN) zu absolvieren. «Im Brief wurde mir eine Frist von fünf Tagen eingeräumt, obwohl ich dafür ein Jahr Zeit habe», ärgert sie sich. Ein versperrter Zugang zur Winterunterkunft ihrer Pferde durch die Schneeräumung bringt dann das Fass zum Überlaufen.

«Wir werden schikaniert»

Franceschini verlangt eine Aussprache mit der Gemeindebehörde. Diese verläuft jedoch ergebnislos. «Leider hat man überhaupt kein Gehör für unsere Anliegen und diffamiert uns öffentlich», beschwert sie sich. «Wir werden nur schikaniert.» Inzwischen verlangt die Gemeinde auch eine Baubewilligung für drei «Stallkonstruktionen» auf dem Wiler, obwohl laut Franceschini eine mündliche Zusage des Gemeinderats für die Bauten vorliegt. Für Christian Pfammatter handelt es sich dabei um ein Missverständnis. «Kurzfristige Bauten kann man ausnahmsweise ohne Baubewilligung anbringen, jedoch maximal für 60 Tage. Darum muss Frau Franceschini eine ordentliche Baubewilligung nachreichen.»

Beschwerde eingereicht

Auch das Veterinäramt hat, trotz gegenteiligem Nachweis im November 2015, bei einem neuerlichen Inspektionsrundgang im März dieses Jahres verschiedene Mängel protokolliert. «Aufgrund der Witterungsverhältnisse treten vor allem im Winter potenzielle Qualitätsprobleme zutage», begründet Kantonstierarzt Jerôme Barras die unterschiedlichen Resultate. Gemeindepräsident Christian Pfammatter verweist in dieser Angelegenheit auf die Ergebnisse des Veterinäramts: «Es ist uns wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. Wir sind der Ansicht, die Beanstandungen sind begründet.» Pia Franceschini hat inzwischen Beschwerde gegen den Bescheid des Veterinäramts eingereicht. Sie fühlt sich von den Behörden genötigt. «Man tischt uns fadenscheinige Argumente auf, nur um uns zu schikanieren.» Ihr Verdacht: «Man will uns weghaben.»

Walter Bellwald

Artikel

Kommentare

  • gnoogi - 138

    Endlich wurde mal etwas in der Sache unternommen!!!! Denn schliesslich müssen sich auch die anderen Tierhalter an die Gesetze und Regeln halten.

  • luwa - 923

    Der Name sagt es schon Gnadenhof,also dann gleich den Gnadenschuss dann sind alle Probleme gelöst und die Strassen und Wanderwege sind wieder frei von Pferdeäpfeln.

    • Fin Gerinpo - 68

      Super! Gnadenstoß, das passt super!

  • E.Kuonen Guttet - 1810

    1. In der Gemeinde Leuk waren sie auch. Ebenfalls hat man dort mehrere Sachen und Fehlverhalten beanstandet....
    2. Wieviel Geld wohl Frau Francheschini von der Reitschule an Einnahmen wohl wirklich versteuert?
    3. Die Idee an die Presse zu gehen war wohl nicht gut überdacht. Welche Grmeinde im Oberwallis wird sie wohl noch herzlich empfangen möchten

    • Kuonen - 1412

      Hier geht es bestimmt nicht um eine saubere Gemeinde, hier geht es um blosse Schikane. Ich kenne unsere Gemeinde und Behörde sehr gut. Es geht erstens um dem Besitzer der diese Lokalitäten vermietet den jetzigen Mieter abzujagen. Die Behörde hat damals einen Prozess gegen die Vermieterin verloren, und die Gemeinde musste noch eine zusätzliche Busse bezahlen. Das ist der Grund warum man hier versucht Pia und Peter weg zu haben. Sie haben genügend Flächen die Tiere artgerecht zu halten. Betreffend Hundekot, man muss nur die Augenoffen halten, so sieht man zur Genüge dass selbst aus ihren Kreisen der Hundekot liegen gelassen wird. Man schaut um sich und wenn sie glauben man sehe sie nicht lassen sie den Kot liegen. Auch die Rodibok werden erst geleert wenn sie Rand voll sind und bereits die Säcklein daneben deponiert werden. Im Weiteren wird der Kuhmist auch nicht von den Strassen entfernt. Betreffend Pferdeäpfel auf der Strasse, unsere Gemeindearbeiter haben ja Maschinen genug einmal mehr durch die Strassen zu fahren um sie zu säubern. Die Nebenstrassen, selbst im Dorf wo sie mit den Maschinen hinkommen, werden gar nicht gereinigt. So sieht es aus bei unsrer sauberen Gemeinde und Saubermänner. Bevor man über etwas sich das Maul aufreisst sollte man erst versuchen sich über die Sachlage zu orientieren. Warum läuft wohl rein gar nichts mit Gästen in unsrer Gemeinde, weil man eben so mit den Menschen umspringt und man niemand etwas gönnen mag. Schämen sie sich

  • soisches - 1620

    Ja bei diesem Gemeindpräsident haben eben nicht alle die gleichen Rechte....

    • Beobachter - 145

      Rechte hin oder her. Tiergerechte Haltung sollte auch auf einem Gnadenhof gewährleistet sein. Bei den ganzen Tieren und dem zur verfühgung stehenden Platz frage ich mich, ob auch alle Tiere einen Wind und wetterfesten Unterschlupf im Winter finden. Wer den Wil-er in der Gemeinde Guttet-Feschel kennt, weiss wovon ich spreche.
      Gerechte Haltung heisst aber auch z.B. Spaltenboden, Frischwasser für alle Tiere und Zugang zu frischen Weiden. (Biodiversität oder Bodenschonung)
      Hier bringt es sehr wenig, dem Präsidenten die Schuld zu geben. Er verrichtet lediglich seine Pflicht. Würde er nichts unternehmen, wären sie die/der Erste, der diese Angelegenheit bemängelt. Es gibt immer Leute wie sie die alles richtig machen.

  • Daniel Pfaffen - 282

    Falls die Tiere wirklich nicht artgerecht gehalten werden ist es vollkommen legitim, dass die Besitzer des Gnadenhofs zur Rechenschaft gezogen werden. Dem Veterinäramt wurden mehrfach Fälle von schwerstem Missbrauch an Tieren mitgeteilt und jedes Mal hiess es, da können wir leider nichts machen. Also entweder werden nicht alle gleich behandelt oder den Tieren auf dem Gnadenhof geht es wirklich sehr sehr sehr sehr schlecht...

  • Ana Luschi - 1911

    Jetzt kommt Leute. Wie seit ihr denn drauf, den beiden Öko's so zuzusetzen? Die tun doch nicht wirklich irgendwem was böses!
    Wenn man nach außen einen auf liberal und weltoffen macht, darf man sich nicht so spießig geben. Irgendwann kommt sonst gar niemand mehr!

  • Andres - 344

    Es wäre interessant zu erfahren, wieso die beiden sowohl den Kanton Solothurn wie auch den Kanton Jura verlassen haben? Gab es da etwa auch Probleme?

    • Ana Luschi - 68

      .... & warum Sie soviel Tagesfreizeit haben?
      Geht' s denn noch?

  • Petsch - 208

    Arme Gemeinden die sich mit solchen Mitmenschen rumschlagen müssen, aber solche Querulanten züchtet unserer Ego-Gesellschaft halt zunehmend. Dieses Nonchalante Päärchen ist schlicht 60 bis 70 Jahre zuspät auf die Welt gekommen. Die Zeiten / Spielregeln und Gesellschaft auch im Wallis machen sich geändert... Zum Glück kann heute nicht jeder machen was er will!

    • Norbert Walther - 206

      Sie bringen es auf den Punkt. Die Gemeinde soll sich wohl noch über den Pferdegestank und die streunenden Hunde freuen. Wir mögen ländliches Gebiet sein, wollen hier aber keinen Saustall

  • NaNu - 3318

    Pia Franceschini und Peter Trummer haben eines nicht bedacht, als sie nach Guttet-Feschel gezogen sind. Beide sind Schweizer Staatsbürger, also gilt für Gemeindebehörde, wie auch für Veterinäramt "Schikane bis aufs Blut".

    Wären sie Ausländer, könnten sie tun und lassen was sie wollen. Dies beweist ein Fall in Albinen, wo Gemeindebehörde und Veterinäramt klar aussagen, dass für einen französischen Hundehalter keine Gesetze gelten.

    Soweit sind wir schon und es geht schön brav und unaufhaltsam in diese Richtung weiter...

    • Sorry - 126

      ... aber wer ist denn da wer auf dem Bild?

    • Richard - 2110

      Gemeinde sollte sich mit den Betreibern an einen Tisch setzen und eine gemeinsame Lösung suchen...

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31