Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Gründe für den nationalen Selbsthass und die Folgen davon

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 1

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Bezahlte Schreiberlinge des Medienmoguls Bayard?

Für Oskar Freysinger sind die Redaktoren des «Beobachters» «bezahlte Schreiberlinge» im Dienste der jüdischen «Gehirnwäsche». So funktionieren leider unsere rechten Verschwörungstheoretiker. Für andere lokale Kronleuchter bin ich ein bezahlter SVP-Schreiberling, weil ich wöchentlich in der «Weltwoche» publiziere.

Oskar Freysinger und ich schreiben jede Woche in dieser Zeitung je eine Kolumne. Wir haben – wie die jüngste WB-Umfrage zeigt – Luft nach oben. Weniger Polemik und bedeutend mehr lokale Substanz wünschen sich die Leserinnen und Leser.

Fredy Bayard bezahlt trotzdem jedem von uns für jeweils 2500 Anschläge ein mehr als anständiges Honorar. Sind wir deshalb «bezahlte Schreiberlinge» im Dienste jenes Oberwalliser Medienmoguls, dessen Mutter als vitale, kommunistische Partisanin in jungen Jahren für die Befreiung Italiens von den Faschisten kämpfte? Kabis.

Und jetzt soll sich die gesamte westliche Welt selbst hassen. Das Gegenteil ist der Fall. Das amerikanische Imperium zeigt mit Trump sein wahres Gesicht. Und Boris Johnson tickt mit gleicher Frisur weitgehend gleich.

SVP-Bundesrichter entschied Match gegen Steuerhinterzieher

40 000 Französinnen und Franzosen hatten ein bisher anonymes Konto bei der UBS. Darunter zu viele Schwarzgeld-Konten. Frankreich verlangt richtigerweise die Herausgabe der Namen der Steuersünder. Das Finanzdepartement von Ueli Maurer war einverstanden. Die UBS nicht. Das Bundesgericht entschied letzte Woche mit 3 zu 2 Stimmen zugunsten der Steuergerechtigkeit. Den Ausschlag gab der unabhängige SVP-Bundesrichter Yves Donzallaz. Nix fremde Richter. Stattdessen SVP-Bundesrat und SVP-Bundesrichter. Leidet die SVP unter Selbsthass? In Teilen eher unter Vernunft.

Die WB-Umfrage von Michael Hermann zeigt: Das Oberwallis liebt einheimische Kost. Und es verändert sich. SP und Grüne sind inzwischen stärker als die SVP oder die Gelben. Franz Ruppen und Thomas Egger haben – wie ich dies bereits mehrmals geschrieben habe – ihre Sitze weg. Weil die politischen Veränderungen im Unterwallis, das uns leider wenig interessiert, noch viel dramatischer, noch viel erfreulicher sind.

SP und Grüne werden bei den Nationalratswahlen absehbar drei Sitze machen. Die SP zwei und die Grünen einen. Wenn das Oberwallis zwei Nationalratssitze halten will, müssen die aufgeweckteren Oberwalliserinnen und Oberwalliser diesmal die Liste des roten Unternehmers Gilbert Truffer nehmen. Er ist einer von uns und ist garantiert frei von jedem Selbsthass.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Die Sackgasse der Selbstverleugnung

Haben Sie schon einen Inder, einen Senegalesen oder einen ­Brasilianer getroffen, der sich seiner kulturellen Wurzeln schämt und die Aufhebung seiner Landesgrenzen fordert? Ich auch nicht. Eine solche Selbstkasteiung und Selbstverleugnung trifft man nur in der westlichen Welt. Warum? Weil mit unserer Entchristlichung die Möglichkeit der religiösen Sühne und Vergebung verschwunden ist und nunmehr in der Globalisierung gesucht werden muss. Um uns vom Druck unserer historischen Schuld als «Unterdrücker» zu erlösen, müssen wir, laut der Linken, unsere Staatszugehörigkeit und unsere Identität aufgeben und uns in eine Art Weltenbürgertum flüchten. Der heterosexuelle weisse Mann ist zum absoluten Feindbild geworden und findet nur dadurch vor sich selber Rettung, als er von der eigenen so weit wie möglich entfernte Identitäten wie Moslems, Frauen, Migranten und LGBTQI+ heiligspricht oder gegen die globale Erwärmung und den Populismus wettert. Kein Wort über die Barbareske (islamischer Sklavenhandel, der dreihundert Jahre lang im Mittelmeerraum gewütet hat), kein Wort über die Christenverfolgungen weltweit (die heutzutage am meisten verfolgte religiöse Gemeinschaft), wir richten den Blick nur auf uns selber und klagen uns, Vergebung heischend, aller Übel an.

Diese Entwicklung ist eine Katastrophe für unsere Zivilisation. Wer glaubt, unsere Erlösung liege in der Aufgabe der Nationalstaaten zugunsten supra-nationaler Organismen, verkennt den kulturellen, geistigen und integrativen Wert der historisch gewachsenen Nationen. Selbstverständlich ist jeder in einer Wertegemeinschaft lebende Mensch nicht nur Staatsbürger, sondern auch Frau oder Mann, Immigrant, farbig, homosexuell oder was auch immer, aber die aufgrund unseres schlechten Gewissens erfolgende Aufgabe des Staatsbürgertums zugunsten von Kommunitarismus und Parallelgesellschaften schafft nur neue, unüberschaubare Mikro-Grenzen und letzten Endes ein Chaos. Staatsgebilde spielen heute mehr denn je eine wichtige Rolle, wenn sie integrierend wirken und ihre Werte nicht zugunsten eines schlecht verstandenen Multikulturalismus opfern. Nichts hindert die Nationen daran, in internationalen Gremien zusammenzuarbeiten. Das kann jedoch nur auf der Basis eines gesunden Selbstvertrauens geschehen. Internationale Verträge – die ja von den Staaten finanziert werden – sind nur dann solide, wenn es die Nationen auch sind. Es geht darum, zwischen einem gescheiterten Kosmopolitismus und einer völligen Abkapselung einen pragmatischen Mittelweg zu finden.

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Kommentare

  • Katrin Schmidhalter-Loretan, Brig - 43

    Ich finde es besorgniserregend, dass Herr Freysinger den "heterosexuellen weissen Mann" als Opfer darstellt. Was genau ist das für eine Entwicklung? Woher kommt diese scheinheilige Idee? Insebesondere ist mir das aufgefallen, als dass er nicht der einzige ist, der damit "hausiert". Soll das jetzt plötzlich alles rechtfertigen? Es schent mir eine gefährliche Propaganda zu sein, die versucht "heterosexuelle weisse Männer" per se in einen Topf zu werfen und damit alle anderen (Frauen, Homosexuelle, Dunkelhäutige,...) als "Täter" hinzustellen. Ich frage mich auch, was das damit zu tun haben soll sich als Schweizer Bürger zu fühlen? Aber vielleicht bin ich einfach zu glücklich Schweizerin sein zu dürfen, als dass ich mich in solche Probleme einfühlen kann?

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