Abwasserwirtschaft | Kostenexplosion in einigen Gemeinden

Hohe Abwasserkosten in Albinen – Gemeinde reagiert

Berechnet seit einiger Zeit die Kosten für das Abwasser hauptsächlich nach der zugeführten Abwassermenge – die ARA Radet.
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Berechnet seit einiger Zeit die Kosten für das Abwasser hauptsächlich nach der zugeführten Abwassermenge – die ARA Radet.
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Bewohner des Dorfs Albinen haben sich bei der Gemeinde beschwert, weil ihre Abwasserrechnungen für das Jahr 2016 teilweise 70 Prozent höher ausgefallen sind als im Vorjahr. Die Gemeinde hat Massnahmen ergriffen.

Der Grund für die teils happige Erhöhung der Abwasserrechnungen in Albinen liegt in einer Änderung des Abrechnungssystems der ARA Radet, an die die Gemeinde Albinen angeschlossen ist. Wurde den angeschlossenen Gemeinden die zu zahlenden Gebühren bis dato zu zwei Dritteln basierend auf der Einwohnerzahl in Rechnung gestellt, so macht seit vorletztem Jahr die zugeführte Wassermenge zwei Drittel der Kosten aus.

Hohe Rechnung wegen Fremdwasser

Entsprechend fällt die Rechnung für die Gemeinde Albinen im Vergleich zur Einwohnerzahl nun massiv höher aus. «Der Grund dafür ist, dass Albinen aufgrund des hohen Anteils an Fremd- beziehungsweise Oberflächenwasser eine vergleichsweise überdurchschnittliche Abwassermenge aufweist», erklärt Gemeindepräsident Beat Jost. «Aufgrund des neuen Kostenverteilschlüssels stiegen die Kosten für Albinen von 35 000 Franken im Jahr 2015 auf fast 60 000 Franken im Jahr danach.» Die Folge: Die Gebührenrechnungen fielen um rund 70 Prozent höher aus. Denn gemäss geltender Gebührenordnung müssen die ARA-Kosten nach einem Punktesystem und im Sinne des Verursacherprinzips vollumfänglich den Gebührenpflichtigen in Rechnung gestellt werden.

Bis zu 227 Prozent höhere Kosten

Die Gemeinde Albinen ist jedoch nicht die einzige Gemeinde, die wegen des neuen Kostenverteilschlüssels höhere Abwasserrechnungen von der ARA Radet erhielt. In Turtmann-Unterems betrug der Kostenanstieg aufgrund des Systemwechsels satte 227 Prozent. In Zahlen heisst das: Die Kosten stiegen von 90 000 auf fast 205 000 Franken. «Wir hatten ebenfalls das Problem, dass zu viel Oberflächenwasser in die Hauptabwasserleitung gelangt ist», sagt der Gemeindepräsident von Turtmann-Unterems, Marcel Zenhäusern. «Die Leitung bis zum Bahnhof wies einige Lecks auf, sodass das Wasser in die Leitung eindringen konnte und die Abwassermenge entsprechend gross war.» Aber auch in Bürchen beispielsweise fiel die Rechnung 2016 mit einem Anstieg von 44 Prozent deutlich höher aus als jene für das Jahr 2015. Während man in Albinen, Turtmann-Unterems oder im Birkendorf also tiefer in die Tasche greifen musste, gab es aber auch Nutzniesser des Systemwechsels. So musste die Gemeinde Leuk rund 71 000 Franken weniger pro Jahr an die ARA Radet zahlen, und auch Agarn oder Oberems sparten 25 respektive 24 Prozent der Kosten ein.

«Baulich unsorgfältige Eingriffe»

Während man in Turtmann mit Abnützungserscheinungen an der Abwasserleitung zu kämpfen hatte, ist die Situation in Albinen etwas pikanter. Hier hätte es nämlich gar nicht zu dem erwähnten Kostenanstieg kommen müssen. «Albinen war in den 1990er-Jahren eine der ersten Gemeinden, die ein Trennsystem für Abwasser und Oberflächenwasser einführte», führt Gemeindepräsident Beat Jost aus. «Allerdings kam dieses System im Verlaufe der Jahre bei baulich unsorgfältigen Eingriffen, insbesondere bei Kanalisationsanschlüssen, so durcheinander, dass inzwischen viel zu viel Oberflächenwasser in die Abwasserkanalisation fliesst.»

Albinen hat das Problem angepackt

Im Dezember gingen in Albinen denn auch mehrere Beanstandungen und konkret drei Einsprachen gegen die gesalzenen Gebührenrechnungen ein. Allerdings ist der Gemeinderat seit dem Frühjahr 2017 dabei, das Problem zu beheben. So wurde ein Mandat für den «Generellen Entwässerungsplan» (GEP), der seit 2007 fällig gewesen wäre, im Rahmen eines umfangreichen Pflichtenhefts und in Absprache mit der kantonalen Dienststelle bis im Herbst zur Ausschreibung vorbereitet. «Am 9. Januar 2018 wurden fünf Ingenieursbüros zur Offerteneingabe eingeladen», sagt Jost. «Die Eingabefrist läuft nun bis am 30. April 2018.» Zudem habe der Gemeinderat beschlossen, noch im laufenden Jahr kurzfristig kleinere, jedoch wirksame Korrekturmassnahmen an die Hand zu nehmen, die unmittelbar zu einer Reduktion des Oberflächenwassers in der Abwasserkanalisation führen, hält der Albiner Gemeindepräsident fest. Wie wirksam solche Massnahmen sein können, zeigt das Beispiel von Turtmann-Unterems. «Wir haben die betroffene Hauptabwasserleitung im letzten Jahr abdichten lassen und konnten so die Abwasserkosten für die Gemeinde wieder um zwei Drittel senken», sagt Gemeindepräsident Marcel
Zenhäusern.

Martin Meul

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