Region | «Die hüeru Letschini haben mich die letzten 10 Jahre nicht unterstützt»

Hüttenbesitzer greift die Einheimischen an

In der Anenhütte im Lötschental kam es zum Wortgefecht zwischen dem Hüttenbesitzer und einem Bergführer.
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In der Anenhütte im Lötschental kam es zum Wortgefecht zwischen dem Hüttenbesitzer und einem Bergführer.
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Diese Entgleisung ist heftig: Der Besitzer der Anenhütte im Lötschental beleidigt die einheimische Bevölkerung. Der Konter folgt prompt.

Der Vorfall ereignet sich Mitte Oktober in der Anenhütte im Lötschental. Ein einheimischer Bergführer macht mit seiner Familie Rast in der Anenhütte und fragt dabei den Hüttenbesitzer, Peter Tscherrig, ob er die Hüttenzimmer anschauen dürfe. Tscherrig sagt Nein. Der Bergführer ist irritiert und erinnert daran, dass auch er sich für den Wiederaufbau der Anenhütte eingesetzt hat und gerne die Zimmer anschauen würde. Daraufhin kommt es zum Wortgefecht.

Boykott-Drohung auf Facebook
Peter Tscherrig folgt dem Bergführer auf die Terrasse und lässt ihn wissen, dass die hüeru Letschini ihn während der vergangenen zehn Jahre auch nicht unterstützt hätten. Der Bergführer erschreckt vor dieser Aussage, lässt sich jedoch nicht auf die Diskussion ein und kehrt der ­Anenhütte den Rücken. Noch am selben Abend erscheint auf Social Media ein Eintrag vom «Berg­center», einer Vereinigung von Lötschentaler Bergführern. Darin steht: «Der ­Anenhüttenwart Peter Tscherrig pfeift auf die Lötschentaler.» Dann folgt der Paukenschlag: Der Schriftzug «Boykott» wird in grossen roten Lettern über ein Bild der Anenhütte gezogen. Die Folge bleibt nicht aus. Ein Shitstorm zieht über den Facebook-Eintrag. Unter den verärgerten Usern befinden sich nicht nur Einheimische. Ein User meint: «i Letschu gits gnüäg schöni Ertär. P.T. brüchts nit.» Tscherrig ist im Lötschental längst umstritten. Und trotzdem: Am Wiederaufbau der Hütte hat er grossen Anteil.

Lawine zerstörte die Hütte
Es steht ausser Frage, dass der Besitzer der Anenhütte, der nicht zu verwechseln ist mit dem Anenhüttenwart, viel in die neue Hütte investiert hat. Die alte Anenhütte wird im März 2007 von einer Staublawine erfasst und vollständig zerstört. Peter Tscherrig entscheidet bereits am Tag nach der Zerstörung, dass unter den Vorbehalten einer Bewilligung die Anenhütte wieder aufgebaut werden soll. Auch andere Einheimische setzen sich ein, dass die Hütte wieder aufgebaut werden kann. Ironie des Schicksals: Der damalige Bergführerpräsident, der sich mit einem Brief an alt Staatsrat Jean-Michel Cina für den Wiederaufbau der Hütte einsetzt, ist derselbe Bergführer, dem Tscherrig die Hüttenzimmer kürzlich nicht zeigen will.

«Das Team wird in den Dreck gezogen»
Der verbale Aussetzer von Peter Tscherrig wirft auch bei Lötschental Tourismus Fragen auf.
Adrian Schnyder, Geschäftsführer von ­Lötschental Tourismus, sagt: «Dass der Hüttenwart gleich die ganze Bevölkerung beleidigt, finde ich schade. Es ist schlecht, wenn Sachen verallgemeinert werden.» Schnyder kritisiert auch die Vorgehensweise des Bergführers. «Die Reaktion mit dem Boykott finde ich heftig», sagt er. Deutlicher wird Prisca Schäppi, die Betreiberin der Anenhütte. Als sich der Vorfall ereignet, ist sie in der Hütte. Sie sagt: «Wir hatten keine Zeit, dem Gast die Hüttenzimmer zu zeigen.» Dass durch den «Boykott-Aufruf» im Internet nun der ganze Betrieb und das Hüttenteam leiden müssen, findet Schäppi nicht korrekt. «Das ist eine Angelegenheit zwischen dem Bergführer und dem Hüttenbesitzer Peter Tscherrig; dass der Bergführer nun zu einem Boykott aufruft, finde ich frech.» Tscherrig war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Simon Kalbermatten

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