Naters/Ebikon | Der Natischer Kapitän auf dem Vierwaldstättersee

«Ich mag den Umgang mit den Passagieren»

Freie Fahrt voraus – Karl Stupf ist Schiffsführer der MS Gotthard auf dem Vierwaldstättersee.
1/2

Freie Fahrt voraus – Karl Stupf ist Schiffsführer der MS Gotthard auf dem Vierwaldstättersee.
Foto: RZ

Seit 35 Jahren arbeitet Stupf bei der SGV.
2/2

Seit 35 Jahren arbeitet Stupf bei der SGV.
Foto: RZ

Quelle: RZ 0

Für Karl Stupf aus Naters gibt es höchstens alle zwei bis drei Jahre mal zwei Wochen Sommerferien. Er arbeitet schon seit 35 Jahren auf dem Vierwaldstättersee.

Das Wasser übte immer schon eine magische Anziehungskraft auf Karl Stupf aus. Nach einer klassischen Mechaniker-Lehre bei Lonza inte­ressierte er sich sogar dafür, mit der Schweizer Hochsee-Schifffahrt über die Meere zu kreuzen. «Doch dann kam Rom dazwischen», erzählt er, «und so verbrachte ich fünf Jahre bei der päpstlichen Schweizergarde.»

Schiffsführer auf der Gotthard

Zurück in der Schweiz bewarb er sich jedoch als Mechaniker bei der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV), wo er inzwischen
als Schiffsführer die Hauptverantwortung für «sein» Motorschiff, die MS Gotthard, trägt. Manchmal befährt er den ganzen See bis Flüelen und wieder zurück nach Luzern, manchmal über die «goldene Rundfahrt» von Luzern nach Alpnachstad, wo Anschluss auf die Pilatus-Bahn besteht, manchmal aber auch nur eine kurze Überfahrt nach Weggis oder Vitznau am Fuss der Rigi, wo die Schiffe auch von Berufspendlern genutzt werden, die man liebevoll die «Rolls-Royce-Pendler» nennt. Denn auf dem Weg zur Arbeit genügend Sitzplätze zu haben und dabei gemütlich noch einen Kaffee zu trinken, sei ein Luxus, den nur wenige Berufspendler kennen. Stupf fährt aber stets mit demselben Schiff, obgleich er auch alle anderen Schiffe der SGV-Flotte fahren könnte. Denn Schiffe für 700 Personen sind die höchste Klasse, für die man die Prüfung ablegen kann. Auch die Gotthard bietet so vielen Fahrgästen Platz – und um zu gewährleisten, dass das Schiff nicht überladen wird, wird jeweils genau gezählt, wie viele Passagiere das Schiff besteigen und wieder verlassen. Als Kapitän ist er sowohl für das Schiff als auch für die Besatzung verantwortlich. Die nautische Besatzung besteht auf der Gotthard aus drei Personen – neben dem Kapitän einem zweiten Schiffsführer und einem Zahlmeister oder Kassier, bei noch grösseren Schiffen gibt es auch noch einen Kontrolleur-Matrosen, der für die Billettkontrollen zuständig ist.

«Kind über Bord»

Die Arbeit auf dem See ist für Stupf vor allem sehr abwechslungsreich. «Ich mag den Umgang mit den Passagieren, liebe die Berge und den See, aber auch die Wetterphänomene», erzählt er. Das Wetter kann die Schifffahrt jedoch auch anspruchsvoll und sogar gefährlich machen. Aus diesem Grund gibt es bis zu 40 Notfall-Übungen pro Jahr. Es wird etwa geübt, erschöpfte Surfer aus dem Wasser zu holen. Für solche Fälle führt man auf dem Schiff sogar trockene Kleider mit. Es wird geübt, wie vorzugehen ist, wenn ein Passagier über Bord fällt, bis hin sogar zum richtigen Verhalten, falls das eigene Schiff kentert – von Letzterem blieb Stupf während seiner inzwischen 35-jährigen Karriere verschont. Das Retten aus Seenot und «Kind über Bord», weil dieses auf dem Schiff etwas zu übermütig gespielt und herumgetobt hat, habe er aber schon miterlebt. Weil die nautische Besatzung das Schiff nicht verlassen darf, ist der Schiffskoch dem Kind hinterhergesprungen. Der Schiffsführer wendete und man warf den Rettungsring aus, der mit einer Leine mit dem Schiff verbunden ist. Gerettete werden an der nächsten Anlegestelle meist der ärztlichen Obhut übergeben.

Keine Sommerferien

Die Vierwaldstättersee-Schiffe fahren zwar ganzjährig, Hochbetrieb herrscht aber vor allem im Sommer. Sommerferien kennt Karl Stupf daher fast nicht – oder höchstens alle zwei bis drei Jahre mal zwei Wochen. Ihm genügen aber auch mal zwei bis drei freie Tage am Stück, um ins Wallis zurückzukehren. Ganz sicher ins Wallis reist er jeweils an Fronleichnam und am Merez-Tag. Dann ersetzt er seine Schiffsuniform mit der typischen Kapitänsmütze denn auch mal wieder durch die Gardeuniform, die er in Rom fünf Jahre lang getragen hat.

Christian Zufferey

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31