Region | Zu viel Aufwand

Kritik wegen Markierungspflicht

Nächstes Jahr müssen Schafe mit zwei Ohrmarken gekennzeichnet werden.
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Nächstes Jahr müssen Schafe mit zwei Ohrmarken gekennzeichnet werden.
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Ab nächstem Jahr müssen Lämmer und Gitzis mit zwei leuchtend gelben Ohrmarken gekennzeichnet werden. Beim Schwarznasen-Schafzuchtverband stösst dies sauer auf.

Was für Kühe und Kälber schon lange gilt, soll ab nächstem Jahr auch für Schafe und Ziegen gelten: Sämtliche Tiere müssen bei der Tierverkehrsdatenbank (TVD) ­registriert und mit zwei Ohr­marken gekennzeichnet werden. Bei Schafen muss eine der beiden Ohr­marken sogar mit einem ­elektronischen Chip ausgerüstet sein; bei Ziegen ist die elektronische Ohrmarke freiwillig.

Leuchtend gelbe Marken

Die Einführung der TVD für Schafe und Ziegen steht im Zusam­menhang mit der schweizweit ­flächende­cken- den Sanierung der «Moderhinke», einer für Schafe schmerzhaften Klauenkrankheit. Walliser Schwarznasenschafe und Ziegen sind von dieser Krankheit aber nur selten betroffen. «Trotzdem leiden nun auch die Schäfer, die damit keine Probleme haben», hält Daniel Steiner, Präsident des Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverbandes, fest. Zumal die zwei leuchtend gelben Ohrmarken nicht schön anzusehen und die Marken für neugeborene Lämmer schwer seien. Zudem sollen auch ­ältere Schafe und Ziegen mit einer zweiten Ohrmarke nachmarkiert werden müssen. Was das für die Tausenden von Schafen und Ziegen kosten wird, die allein im Kanton Wallis eine zweite Ohrmarke benötigen, ist kaum abschätzbar. Noch mehr befürchtet Steiner, dass die Einführung der TVD zu einem ­markanten Rückgang von Schäfern führen könnte. «Wir kämpfen ­ohnehin schon gegen die Über­alterung der Schäfer, da ist der grosse Mehraufwand, der nun auf alle Züchter zukommen wird, nicht förderlich», warnt Steiner. Zumal Geburten und Abgänge nur noch elektronisch gemeldet werden können – bislang sind diese Meldungen auch schriftlich möglich. «Wir ­haben aber Schäfer, die nicht mal ein Handy, geschweige denn einen PC besitzen», sagt Steiner.

Schlechterstellung

Sauer stösst dem Zuchtverbands-Präsidenten auch die massive Schlechterstellung der Schäfer gegenüber Rindviehhaltern auf. Beim Rindvieh wurde bei Einführung der TVD nämlich ein Anreizsystem geschaffen, wonach für ­korrekt markierte Kälber ein ­«Entsorgungsbeitrag» von 25 Franken an den Geburtsbetrieb gezahlt wird, bei einer fehlerhaften Meldung ­dagegen eine Strafgebühr von fünf Franken fällig wird. Trotz gleichem oder eher noch grösserem Aufwand beim Markieren von Lämmern und Gitzis sollen Kleinviehzüchter nur noch 4.50 Franken bekommen, während die allfällige Strafgebühr aber bei fünf Franken belassen werden soll. wDer Walliser Kantonstierarzt Eric Kirchmeier zeigt Verständnis für Steiners Unmut. «Wenn sich die Kantonstierärzte treffen, werde ich die Anliegen der Walliser Schäfer gerne einbringen, aber ich werde wahrscheinlich nur wenig Einfluss auf detaillierte, technische oder finanzielle Aspekte haben», erklärt Kirchmeier auf Anfrage. Das wahre Ausmass der Veränderungen, ­welche auf Schaf- und Ziegen­züchter aufgrund der TVD-Pflicht ­zukommt, wird ohnehin erst nach ­deren Einführung deutlich werden.

Christian Zufferey

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