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Lässt diese Aktion unsere Samaritervereine sterben?

Der Oberwalliser Samariterverband ist verärgert über die Altkleidersammlung der Texaid.
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Der Oberwalliser Samariterverband ist verärgert über die Altkleidersammlung der Texaid.
Foto: RZ

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Die Mitglieder vom Oberwalliser Samariterverband sind sauer. Der Grund: Eine Firma führt im Oberwallis eine Altkleidersammlung durch und zerstört aus ihrer Sicht den Markt. Die Nerven liegen blank.

«Kiät das ine Abfall, die ganz Aktion het mit ischum Samariterverein nix ztüä», schreibt ein User auf Facebook und postet das Bild eines Flyers (siehe Foto), welcher in der vergangenen Woche in mehreren Briefkästen im Oberwallis gelandet ist. Ein anderer auf Social Media wird noch deutlicher und meint: «Mit der Aktion wärdund die Üssuschwizer Samaritervereine unnerstützt. Wiär hei da derfa leider gar nix.» Die Nerven liegen offensichtlich blank. Was ist passiert?

Samariterverbände ohne Verständnis
Letzte Woche landet ein Flyer mit einem Sammelsack in zahlreichen (aber nicht allen) Briefkästen im Oberwallis. Die Aufschrift: Kleider- und Schuhsammlung. Die Bevölkerung wird gebeten, ihre Altkleider darin zu stauen und den Sack anschliessend beim Briefkasten zu deponieren. Dort nimmt ihn der Briefträger mit. Hinter der Aktion steckt die Firma Texaid. Texaid beschreibt sich selbst als ein Unternehmen mit wirtschaftlichem Handeln, mit sozialem Engagement und ökologischer Verantwortung. Doch was geschieht anschliessend mit den gesammelten Kleidern? Rahel Ziegler, Sprecherin des Unternehmens, erklärt: «Die gesammelten Kleider werden ins Sortierwerk nach Schattdorf im Kanton Uri transportiert und werden dort dann sortiert.» Rund 65 Prozent der gesammelten Kleider können laut Ziegler wieder getragen werden und werden als Secondhand-Kleidung ins Ausland verkauft. Circa 15 Prozent seien beschädigte Textilien aus Baumwolle oder Baumwollmischgewebe. «Diese werden zu Putzlappen verarbeitet», sagt sie. Und: Weitere 15 Prozent werden zu Recyclingwolle oder Isolier- und Dämmmaterial verarbeitet. Die Aktion, die das Unternehmen nun im Oberwallis gestartet hat, stösst manch einem sauer auf. Andreas Schaller ist Präsident des Oberwalliser Samariterverbandes und sagt: «Wir wissen, dass es eine freie Marktwirtschaft gibt, aber für unseren Verband ist diese Aktion nicht gut.»

Texaid als Marktzerstörer?
Der Oberwalliser Samariterverband arbeitet seit mehreren Jahren mit der Firma Tell Tex GmbH zusammen, die Kleider in der gesamten Schweiz sammelt. Für die Sammelaktionen wird der Verband jeweils entsprechend entschädigt. Schaller sagt: «Durch die Aktion der Texaid droht uns, dass wir eine wichtige Einnahmequelle verlieren.» Die regionalen Verbände seien auf diese Gelder angewiesen und finanzieren damit unter anderem Aus- und Weiterbildungen. Dass die Firma Texaid den Oberwalliser Markt zerstören will, hat der Präsident geahnt. Viel dagegen unternehmen konnte er nicht. «Wir versuchen, die Bevölkerung zu sensibilisieren, bei der Altkleidersammlung weiter den örtlichen Samariterverein zu unterstützen», sagt Schaller. Wie reagiert die Firma Texaid darauf?

Unklarheit wegen der Höhe der Vergütung
Dass die regionalen Samaritervereine fürchten, durch die Aktion von Texaid wichtige Einnahmequellen zu verlieren, kann Ziegler nicht verstehen. «Bei allen Sammlungen, welche wir in Zusammenarbeit mit der Post durchführen, erhält der kantonale Samariterverband die Vergütung aus der Sammlung», sagt sie. Das weiss Schaller. Er relativiert und sagt: «Wie hoch diese Vergütung sein wird, ist noch unklar. Fakt ist einzig, dass die Entschädigung für uns weniger hoch ist, als wenn wir die Aktion selbst durchführen.» Dass Texaid nun im Oberwallis Altkleider sammelt, ist kein Zufall. Laut Ziegler steckt eine Philosophie dahinter: Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen verschiedene Sammelsysteme nach ökologischen und ökonomischen Kriterien evaluiert und ist zum Schluss gekommen, dass insbesondere die klassische Art der Strassensammlung den Ansprüchen nicht mehr entspricht. «Die Auswertungen haben ergeben, dass speziell in ländlichen und stadtnahen Gebieten die gefahrenen Kilometer pro gesammelte Altkleidermenge via Strassensammlung dreimal höher sind als bei der Sammlung über das Containernetz», sagt Ziegler. Deshalb sei man intensiv auf der Suche gewesen, nach einem sinnvollen Ersatz für die heutige Art der Strassensammlung. Die Aktion der Texaid in Zusammenarbeit mit der Post gilt für den Monat Oktober.

Simon Kalbermatten

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