Stalden/Region | Schulleitung wirft ein Auge auf verliebte Teenager

Macht Staldens Kussverbot bald Schule?

Küssen verboten. An der Schule in Stalden sind Annäherungsversuche tabu.
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Küssen verboten. An der Schule in Stalden sind Annäherungsversuche tabu.
Foto: paulwip/pixelio.de

Quelle: RZ 0

Die Meldung liess aufhorchen: Auf dem Schulareal in Stalden ist Küssen und Knutschen verboten. Dank dieser Massnahme sollen sich die Teenager wieder besser aufs Lernen konzentrieren. Macht das Kussverbot nun auch in anderen Schulzentren Schule?

«Wir hatten mehrere Pärchen, die zwischen den Stundenwechseln und auf dem Pausenplatz ständig geknutscht haben», lässt sich Schuldirektorin Christine Wenger in der «SonntagsZeitung» zitieren. Dabei sei es nicht nur beim Schmusen geblieben. «Man muss schon fast von Fummeln reden», sagt Wenger. Das habe die Lehrer und Mitschüler gestört. Die Folge: Die Schulleitung erteilte per Hausordnung ein Kussverbot. Mit dieser Anti-Kuss-Regelung wolle man ein Zeichen setzen. Wer sich nicht daran halte, müsse eine Stunde nachsitzen oder die Hausordnung abschreiben.

«Eigene Lösungen finden»

Wie beurteilen die anderen grossen Schulzentren im Oberwallis diese Regelung? Robert Lochmatter, Schuldirektor der Schulen Brig Süd, nimmt diese Regelung zur Kenntnis. «Jede Schule muss ihre eigenen Lösungen finden und das ist auch so zu akzeptieren.» In der Sache selbst habe man in Brig keine Schwierigkeiten. «Die Schülerinnen und Schüler verhalten sich auf und neben dem Pausenplatz so, wie man es von jungen Erwachsenen erwarten kann», sagt Lochmatter. Überhaupt setzt der Briger Schuldirektor mehr auf Gespräche statt auf Regeln. «Es bringt wenig, ein Regelwerk aufzustellen, das nicht oder nur schwer kontrollierbar ist.» Auch sein Visper Kollege Bruno Schmid sieht sich nicht mit küssenden und fummelnden Teenagern auf dem Pausenplatz konfrontiert. «An unserer Schule ist das kein Problem», so Schmid. Allerdings schaue man auf «geordnete Verhältnisse». Dass die Schule in Stalden ein Kussverbot eingeführt hat, will er nicht näher kommentieren. «Das liegt in der Verantwortung jedes Schulzentrums», meint Schmid. Auch Simone Oggier, stellvertretende Leuker Schuldirektorin, gibt sich in der Sache zurückhaltend. Ein mögliches Kussverbot an den Leuker Schulen sei kein Thema, so die stellvertretende Schuldirektorin.

«Ein Kussverbot an der Schule ist übertrieben»

Zürich/Stalden Ist ein Kussverbot die richtige Massnahme, um Teenager in die Schranken zu weisen? Der Zürcher Kinder- und Jugendpsychologe Allan Guggenbühl sagt Nein.

Herr Guggenbühl, die Schule in Stalden hat per Hausordnung ein Kussverbot auf dem Schulareal erlassen. Begrüssen Sie eine solche Massnahme?
Wenn das Küssen und Knutschen auf dem Pausenplatz um sich greift, muss die Lehrerschaft reagieren. Ein Verbot finde ich allerdings übertrieben. Oftmals reicht es, wenn die Lehrer die Schüler zur Rede stellen und sie darauf hinweisen, dass das Küssen auf dem Pausenplatz nicht gern gesehen wird. Den meisten Schülerinnen und Schülern ist die Sache dann peinlich und sie akzeptieren das.

Ein Verbot ist also keine Lösung im eigentlichen Sinne?
Nein. Vielmehr müssen die Jugendlichen aufgeklärt wird, dass ihr Verhalten an sich zwar nicht schlecht, aber gegenüber anderen störend ist. Es ist eine persönliche, intime Handlung, die auf dem Schulareal nichts zu suchen hat.

Wie erklären Sie sich, dass eine ländliche Schule solche Massnahmen ergreifen muss?
Ich glaube, dass hat damit zu tun, dass in ländlichen Regionen die Schule noch ein eigentlicher Treffpunkt ist, während es in städtischen Agglomerationen viel mehr Begegnungsmöglichkeiten gibt. Insofern ist das kein schlechtes Zeichen, wenn sich die Jugendlichen auf dem Schulareal austauschen.

Glauben Sie, dass auch andere Schulen ein Kussverbot verhängen werden?
Nein, das glaube ich weniger. Dass sich Schülerinnen und Schüler auf dem Schulareal küssen, kommt zwar immer wieder vor. In den meisten Fällen suchen die Lehrer aber das Gespräch, um die Situation mit den Jugendlichen zu klären. Einige Lehrpersonen getrauen sich aber nicht, das Problem anzusprechen. Darum überlässt man es einer anderen Instanz und spricht ein Verbot aus.

Walter Bellwald

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