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«Mein Leben auf der Insel»

Hans Imboden vor seinem Segelboot auf einer Insel vor Honduras.
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Hans Imboden vor seinem Segelboot auf einer Insel vor Honduras.
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Urlaub im Oberwallis. Imboden verbringt den Sommer in Susten.
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Urlaub im Oberwallis. Imboden verbringt den Sommer in Susten.
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Quelle: RZ 0

Der Mann kehrte dem Oberwallis vor 55 Jahren den Rücken und lebte lange in den USA. Heute hat er sich auf seinem Segelboot in der Karibik niedergelassen. Hans Imboden ist ein Globetrotter und blickt zurück.

«Nein, ich habe in all den Jahren nichts vermisst und eigentlich nie mit dem Gedanken gespielt, im Oberwallis sesshaft zu werden», sagt Hans Imboden (79) aus Susten. Seit dem Jahr 1962 lebt er in den USA oder Zentralamerika und fliegt nur noch sporadisch zurück in die Schweiz. Seit 50 Jahren besitzt er neben dem Schweizer Pass auch jenen von Amerika. Imboden hat in all den Jahren in den USA viel erlebt und in den unterschiedlichsten Branchen gearbeitet.

Restaurant-Kauf ohne Wirtepatent
Als Imboden vor 55 Jahren nach Stamford – eine Stadt nordöstlich von New York – zieht, kennt er bereits die Schwester seiner Grossmutter, die dort wohnt. Als ausgebildeter Giesser findet er schnell Arbeit in seinem neuen Wohnort und erlebt eine intensive Zeit: «Ich besuchte mehrmals wöchentlich während zwei Stunden eine Sprachschule und konnte dadurch schnell die Sprache lernen», erinnert er sich. Keine zwei Jahre in den USA, ereignet sich das Drama, welches dem Sustner bis heute sehr präsent ist: US-Präsident John F. Kennedy wird erschossen. Ein Land steht still. «Wir hörten die Nachricht am Radio und sahen uns alle fassungslos an.» Niemand habe anschliessend weitergearbeitet, weiss Imboden. Nach fünf Jahren in der Giesserei hilft er einem Kollegen während kurzer Zeit in einer Bäckerei aus, bevor er eine neue Herausforderung sucht und in den Norden zieht. Im Bundesstaat Vermont, direkt unter Kanada liegend, findet er Arbeit in einem Restaurant. «Das Restaurant wurde von einem holländischen Wirtepaar geführt, die beiden wollten nach einem Jahr jedoch zurück nach Europa.» Imboden entschliesst sich deshalb, das Restaurant zu kaufen. «Ein Wirtepatent brauchte ich damals in den USA nicht, sodass ich den Betrieb nahtlos weiterführen konnte», erinnert er sich. Ebenfalls im Restaurant integriert: acht Zimmer, die der Inhaber vermietet. Während dieser Zeit profitiert Imboden im Sommer von einem Festival, das viele Leute in die Region lockt. Im Winter ist es ein nahe gelegenes Skigebiet, welches Touristen anlockt. Imboden beschäftigt in der Prime Time bis zu acht Angestellte. In dieser Zeit besucht er die Schweiz und das Wallis zehn Jahre lang nicht mehr. Er erklärt: «Einerseits war ich zeitlich durch meine Arbeit sehr eingeschränkt, andererseits war ein Flugticket damals verhältnismässig wesentlich teurer als heute.»

Faszination Segeln in Florida
Nachdem sich Imboden als Giesser, Bäcker und Wirt erfolgreich behauptet hat, versucht er Anfang 1980er-Jahre als Handwerker sein Glück. Erfolgreich. «Ich habe ein Stück Land gekauft und darauf kleine Häuser gebaut», sagt er. Knapp ein Jahrzehnt lang baut er alte Scheunen und Häuser neu auf und verkauft die Immobilien, ehe er einen Neuanfang an einem anderen Ort sucht. Imboden zieht vom Norden in den Süden des Landes nach Florida. In dieser Zeit packt ihn die Faszination der Boote und Schiffe. «Mit einem Kollegen zusammen habe ich ein Segelboot gekauft und viel Zeit auf hoher See verbracht.» Dabei habe er vom Wissen seines Kollegen profitieren können. Als Imboden seinem amerikanischen Kollegen seinen Bootsanteil später verkauft, ist die Zeit reif für sein eigenes Segelboot. Just in dieser Zeit bringt sich der Sustner jedoch in eine prekäre Lage: «Ich wollte von Florida auf die Bahamas segeln, als ich mitten auf der Strecke bemerkte, dass sich der Bootsboden mit Wasser füllt.» Imboden bricht den Segeltörn ab und schafft es in extremis zurück in den Hafen. Das Boot kann nicht mehr repariert werden. Und: Für die Entsorgung des Bootes muss Imboden 10 000 Dollar hinblättern. «Das war frustrierend», sagt er heute. Die Freude am Segeln verliert er dadurch jedoch nicht.

Neues Zuhause durch Spontantrip
Als Imboden mit seinem neuen Segelboot Mexiko und Guatemala erkundet, macht er spontan Halt auf der Insel Guanaja, die etwa 100 Kilometer vor der Küste von Honduras liegt. «Auf der Insel leben viele Deutsche, mit ihnen habe ich mich schnell angefreundet», sagt er. Einer von Imbodens neuen Bekannten stellt Hochdruck-Kompressoren her, die professionelle Taucher nutzen. «Dazu brauchte er einen ausgebildeten Giesser», so Imboden, und so kommt es, dass sich der Oberwalliser bis heute auf der karibischen Insel niedergelassen hat und dort auf seinem Segelboot lebt. Während dieser Zeit begegnet er einem jungen Mann, der ein altes Shirt des Veloclubs Elite aus Susten trägt. Vermutlich aus einer Altkleidersammlung. Imboden dazu: «Da musste ich schon schmunzeln, als ich die Sponsoren auf dem Leibchen erkannte, welche ich beide persönlich kannte.» Diesen Sommer verbringt der Weltenbummler im Oberwallis. In Susten wohnt er bei seiner Schwester. Anschliessend geht es zurück auf die Insel. Die 35 Grad im Sommer und bis zu 25 Grad im Winter empfindet er als ideal. Sein Rezept gegen die Hitze: «Viel Wasser trinken, das ist sehr wichtig.» Und wann steht der nächste Besuch im Oberwallis an? «Das lasse ich offen», sagt Imboden und schmunzelt.

Simon Kalbermatten

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