Oberwallis | Entwicklung der Religionslandschaft in der Schweiz

Mitgliederschwund dauert an

In Brig-Glis gehören noch 81 Prozent der katholischen Kirche an.
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In Brig-Glis gehören noch 81 Prozent der katholischen Kirche an.
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Der Trend ist klar: Immer mehr Menschen kehren den beiden grossen Landeskirchen den Rücken. Die Zahl der Konfessionslosen dürfte dagegen weiter zunehmen. Allerdings sind die kantonalen Unterschiede noch gross.

Die Religionslandschaft der Schweiz hat sich laut einer Erhebung des Bundesamtes für Statistik (BFS) in den letzten Jahren stark verändert. Während vor einem Jahrhundert noch 58 Prozent der Schweizer der evangelisch-reformierten Kirche angehörten, sind es heute noch 25 Prozent. Der Rückgang in der ­römisch-katholischen Kirche ist durch die Einwanderung katholischer Gastarbeiter abgeschwächt worden. Mit 37,2 Prozent ist sie anteilmässig die grösste Konfession im Land. Die am schnellsten wachsende «Religion» in der Schweiz heisst aber «keine Religion». Allein im Zeitraum von 2000 bis 2017 hat sich der Anteil der Konfessionslosen in der Schweiz von 11,4 Prozent auf 24,9 Prozent mehr als ver­doppelt. Der bekannte Freidenker Valentin Abgottspon spricht von einem «Klimawandel im Kopf»: «Das Bewusstsein, dass es auch ohne Religion geht, setzt sich immer mehr durch.» In der Stadt Zürich gehört mittlerweile jeder dritte ­Einwohner keiner Konfession mehr an, in der Stadt Basel sogar jeder zweite. «Wenn die Religion an Bedeutung verliert, heisst dies aber keineswegs, dass ethische Werte wie etwa Solidarität oder Gerechtigkeit verschwinden, im Gegenteil», betont Abgottspon. Im Kanton Wallis liegt der Anteil der Konfessionslosen mit circa 15 Prozent noch deutlich unter jenem der katholischen Kirche mit 70 Prozent, Abgottspon ist aber überzeugt davon, dass es langfristig auch im Wallis einmal mehr Konfessionsfreie als Katholiken geben wird.

Trend kann sich auch ändern

Dass in den nächsten Jahren der ­Anteil der Konfessionslosen auf Kosten der beiden grossen Landeskirchen weiter steigen wird, glaubt auch der Gliser Pfarrer Daniel Rotzer. «Mittel- und langfristig sei es aber schwieriger, eine Prognose abzugeben, das kann sich auch wieder ändern. Diese Entwicklung hat sicherlich auch mit unserer Wohlstandsgesellschaft zu tun», gibt Rotzer zu bedenken und erinnert an den Satz «Not lehrt beten». Als Beispiel dafür, dass gewisse Trends sich wieder in eine andere Richtung ­entwickeln können, nennt er den Priestermangel: «Vor 100 Jahren gab es bei uns im Wallis auch schon einen grossen Mangel an Priestern. In den 1950er- und 1960er-Jahren hatten wir dann plötzlich einen ‹Überfluss›, sodass manche Geistliche in die Deutschschweiz ‹exportiert› werden mussten. Für den nach wie vor hohen Anteil an Katholiken im Wallis – in der Stadtgemeinde Brig-Glis liegt der Anteil bei 81 Prozent – hat Rotzer verschiedene Erklärungen: Einerseits ist das Wallis noch weniger städtisch geprägt und weniger international, denn heutzutage wandern wohl mehr Konfessionslose als Religiöse in die Schweiz ein, anderseits sei man im kirchlichen Bereich personell im Wallis noch gut aufgestellt: «Im ­Vergleich zur Deutschschweiz können wir hier im Wallis noch ein breiteres seelsorgerisches Angebot anbieten», betont Rotzer.

Frank O. Salzgeber

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