Oberwallis | Elektromobilität

Positive Erfahrungen mit Elektroautos

Die Gleichstromtankstelle bei der EnBag in Gamsen.
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Die Gleichstromtankstelle bei der EnBag in Gamsen.
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Die Elektro­mobilität gewinnt auch im Oberwallis an Bedeutung und es wurden verschiedene Projekte lanciert. Eine erste Zwischenbilanz sieht positiv aus.

Am derzeit stattfindenden Pariser Autosalon bekennen sich immer mehr Autohersteller zur Elektromobilität. Diese gilt als vielversprechende Zukunftstechnologie, als Hoffnungsträgerin für eine nachhaltige Mobilität und für die Verminderung der Abhängigkeit von fossiler Energie. Nach Angaben des Bundesamts für Statistik nahm die Anzahl Elektroautos in der Schweiz im letzten Jahr um 70 Prozent zu. Trotzdem, in Relation zu den insgesamt knapp 4,5 Millionen Personenwagen, die 2015 auf Schweizer Strassen unterwegs waren, bleiben die rund 7500 Elektroautos überschaubar. Im Wallis verkehrten 2015 insgesamt 405 rein elektrisch angetriebene Personenwagen. Viele Leute bleiben Elektroautos gegenüber skeptisch: Manche trauen der Technik nicht ganz, andere bemängeln die hohen Anschaffungskosten und haben Bedenken wegen der Dichte des Stromtankstellennetzes in der Schweiz. Andere finden Elektro­autos schlicht langweilig.

Vorurteile abbauen

Um die Elektromobilität in der Region Brig, Aletsch und Goms zu fördern, lancierte im letzten Jahr eine Gruppe von Initianten, bestehend aus dem Verein «Unternehmen Goms», der EnBag und der Garage Atlantic, das Projekt «E-Mob». Bei diesem Projekt vermieten die Initianten zehn elektrisch angetriebene VW Golf an Gemeinden und Tourismusorganisationen der Region Brig, Aletsch und Goms. Die Elektroautos stehen an den Standorten Brigerbad, Bitsch, Betten Station, Fiesch, Grafschaft, Reckingen und Münster bereit, wo sie von Feriengästen aber auch von Einheimischen gemietet werden können. Elektroautos seien die ideale Ergänzung, um die Alpenlandschaft auf eine sanfte und nachhaltige Art zu erkunden, sind die Initianten überzeugt. «Ein Ziel des Projekts ‹E-Mob› ist es, Vorurteile über die früher belächelten Elektroautos abzubauen», sagt Sandro Mutter von der EnBag. Nach einem Jahr zieht Thomas Aufdereggen, Projektleiter «E-Mob», eine positive Zwischenbilanz: «Das Angebot wird rege genutzt. Wir haben viele Rückmeldungen von zufriedenen Nutzern bekommen.» Das Projekt dauert vorerst vier Jahre.

100 000-Franken-Tesla in Eischoll

Auch in Eischoll wurde ein Elektro­auto angeschafft. Als erster Anbieter im Wallis kann bei der Eischoll Energie AG seit Juni 2015 ein 100 000 Franken teurer Tesla gemietet werden. «Wir haben bewusst kein gewöhnliches Auto ausgewählt», betont Eischolls Gemeindepräsident Patrick Amacker. Mit dem Wagen der für luxuriöse Elektrofahrzeuge spezialisierten Firma Tesla wolle man zeigen: Auch Elektroautos können aufregend sein. Nicht nur der Gemeindepräsident ist von den Fahreigenschaften des Tesla begeistert. Die Auslastung liegt bei 80 Prozent, was ­sicher auch mit den moderaten Mietpreisen zusammenhängt. Der Tesla wird auch gern als Hochzeitswagen gebucht oder man verschenkt eine Spritzfahrt mit dem Luxusschlitten. Mehr als die Hälfte sind ausserkantonale Mieter. Ein Blick auf die Homepage zeigt: Diesen Oktober ist der Wagen schon ausgebucht. Amacker ist denn auch sehr zufrieden und spricht von einem vollen Erfolg. Das Projekt in Escholl ist vorerst auf drei Jahre angelegt, dann werde entschieden, wie es weitergeht.

Stromtankstelle in Grächen

Auch in Grächen reagiert man auf die zunehmende Nachfrage nach Elektromobilität. Nach Auskunft von Gemeindepräsident Christof Biner erstellt die Gemeinde Grächen zusammen mit der EnAlpin und der EVG Grächen auf dem Dorfplatz eine Zapfsäule für Elektro­autos. Die Gemeinde stellt die Parkplätze zur Verfügung, während EnAlpin und EVG die Installation und den Energieverkauf übernehmen. Die Zusammenarbeit dauert vorerst zwei Jahre. Die Inbetriebnahme ist für die kommende Wintersaison 2016/17 vorgesehen.

Schwierige Prognosen

Ein wichtiges Thema ist die Abdeckung mit Stromtankstellen. Ein gutes Netz öffentlich zugänglicher Ladestationen für Elektrofahrzeuge gilt als zentral für die Entwicklung der Elektromobilität. Die Schweiz strebt eine Vollversorgung mit Stromtankstellen an, wie sie Norwegen schon kennt. Das nordische Land hat die höchste Quote an Elek­trofahrzeugen in Europa. Allein in der Hauptstadt Oslo existieren über 1000 Orte, wo man das Auto an die Steckdose anschliessen kann. Heute gibt es in der Schweiz bis jetzt rund 1500 öffentliche Ladestationen, davon rund 10 Prozent sogenannte Schnelllade­stionen. «Im internationalen Vergleich steht die Schweiz damit immer noch gut da», sagt Stephan Walter, Fachspezialist Mobilität beim Bundesamt für Energie. Zur koordinierten Weiterentwicklung eines Schweizer Ladenetzes lancierte EnergieSchweiz gemeinsam mit dem Verband Swiss eMobility die Plattform «Ladenetz Schweiz».
Wie sich der Elektrofahrzeugbestand in Zukunft entwickeln wird, ist schwierig zu sagen. Eine Studie des Bundes zur Elektromobilität geht davon aus, dass im Jahr 2050 der Anteil Elektro­autos je nach Szenario zwischen 30 und 40 Prozent liegen wird. Philipp Walser, Leiter der Fachgesellschaft e’Mobile, ist optimistisch und erwartet, dass sich schon in den nächsten Jahren der Elektrofahrzeugbestand vom heutigen Nischenmarkt zum Massenmarkt entwickelt. Das bedeutet, dass vielleicht schon 2020 mehr als jedes zehnte Auto elektrisch unterwegs ist.

Frank O. Salzgeber

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