Kolumne | Diese Woche zum Thema: «Statt der Milliarde für den Tourismus Aufhebung des Mindestkurses»

Schlagabtausch zwischen Peter Bodenmann und Oskar Freysinger

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben ab sofort in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben ab sofort in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 3

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger duellieren sich jeden Donnerstag in der RZ Oberwallis. Diese Woche zum Thema: «Statt der Milliarde für den Tourismus Aufhebung des Mindestkurses».

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Oskar Freysinger, der chronisch Überlastete von der Buch-Abteilung «Survival Report», war von 2013 bis 2015 gleichzeitig Nationalrat und Staatsrat. Er versprach uns – dank seines Doppelmandats – in Bern eine Milliarde für den Walliser Tourismus locker zu machen. Angekommen ist von dieser Milliarde nie ein roter Rappen.

Zürich ist ein Finanzplatz, das Wallis nicht. Die zwei wirtschaftlichen Standbeine des Oberwallis sind die Lonza und der Tourismus. Ein zu harter Franken schadet dem Oberwallis und nützte Zürich. 2014 startete die SVP – Oskar war noch in Bern – ihre Kampagne gegen den Euro-Mindestkurs. Im Januar 2015 verlor Thomas Jordan die Nerven.

Die Folgen für den Walliser Tourismus waren verheerend. Für die Gäste aus dem europäischen Umfeld war die Schweiz zu teuer. Sie machten deshalb einen Bogen um das Wallis. Und viele Oberwalliserinnen und Oberwalliser verbrachten ihre Skiferien lieber in Tirol und Südtirol. Verständlicherweise.

«Wo steckt die Milliarde für den Tourismus?»

Klar Stellung gegen die Aufhebung des Mindestkurses bezogen nur die SP, die Gewerkschaften und lokal der Walliser Hotelierverein.

Alle unsere Staatsräte, unsere zwei Ständeräte und alle bürgerlichen Walliser Nationalräte kümmern sich seit 2015 einen feuchten Dreck um den zu harten Franken. Sie ­beschäftigen sich lieber mit Wölfen, Kopftüchern und anderen Pipi­­fax­ereien.

Dabei beweisen die Beispiele Dänemark und Schweden: Eine Nationalbank kann, wenn die Politik dies will, einen vernünftigen Wechselkurs durchsetzen.

Inzwischen wurde der Franken weicher. Und prompt kehrten die europäischen Gäste ins Oberwallis zurück. Das verleitet den WB-Redaktor Martin Schmidt dazu, sich über die Jammeri-Hoteliers lustig zu machen. Wie viel hausgemachte wirtschaftspolitische Inkompetenz kann sich das Oberwallis medial auf Dauer leisten?

Um den totalen Absturz der Wirtschaft zu verhindern, musste Thomas Jordan nach 2015 massiv Franken drucken. Glück im Unglück: Heute verfügt die Nationalbank über ein Vermögen von gut 800 Milliarden Franken. Was soll man mit diesem Volksvermögen machen?

Drei Positionen stehen im Raum: Die SVP will dieses Geld schwergewichtig den Währungsspekulanten in den Rachen schieben. Schon wieder. Und nur 34 Milliarden dem AHV-Fonds zukommen lassen. Die SP fordert mit einiger Verspätung die Schaffung eines 500 Milliarden schweren Staatsfonds nach norwegischem Vorbild, um die AHV-Renten zu sichern und die Krankenkassenprämien zu verbilligen. Gut so, gut vorab für das Oberwallis. CVP und FDP stecken ihre Köpfe in den Sand. Immer noch.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Tourismus, Milliarde und Mindestsatz

«Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet» (Hans Magnus Enzensberger)

Tourist sein. Erleben statt leben. Die Welt durch den Kuoni-Katalog wahrnehmen. Dorthin fahren, wo man gewesen sein muss, weil alle dorthin fahren.

Statt sich an fünf Broten und zwei Fischen am See Genezareth zu laben mit einer Milliarde Schnellessern Fischbrötchen an den Ständen von Nordsee verdrücken.

Irgendwelche Ureinwohner in ihrem natürlichen Umfeld in Afrika besuchen wollen und feststellen, dass sie längst bei uns in der Müllabfuhr arbeiten oder von der Sozialhilfe leben. Sich von «echten Urindianern» die eigenen Vorurteile über Eingeborene vorspielen lassen.

Dann für etwas Geld neben ihnen fotografiert werden.

Dank Konsum- und Unterhaltungssucht die grosse Freiheit erleben wollen und im Netz der Tourismusindustrie hängen bleiben.

In die Welt hinausgehen, um sie live zu erleben und sich hinter seinem Handy verschanzen, um sie sich vom Leib zu halten. Vor lauter Hochschätzung für Natur und Umweltschutz zur Erhöhung des Müllbergs auf dem Himalaja beitragen.

An einem Curling-Turnier in «iischer arena» teilnehmen und im «Good Night Inn» übernachten, um die Unterstützung von dessen Besitzer für die besagte Arena zu honorieren. Sich als sechzigjährige Touristin am Strand von Djerba einen zwanzigjährigen Tunesier anlachen, ihn heiraten und sich nach gelungenem Erhalt des Schweizer Passes scheiden lassen, um ihn mit einer zwanzigjährigen Verschleierten acht Kinder zeugen zu sehen. Milliardenfach das Einmalige besuchen.

In der Türkei einen Big Mac verspeisen, weil es in der Schweiz an jeder Strassenecke schon zur Genüge Kebab-Buden gibt.

Sich in überheizten Hotelzimmern in den Tropen einen Film über die Arktis anschauen, bevor diese wegschmilzt.

In der Schweiz im Kirchenchor die Nächstenliebe lobpreisen und dann in Thailand konkret zur Sache
gehen.

Vor lauter Sightseeing zum Blindgänger werden.

Sich im Facebook selber zusehen, wie man durch die Welt reist, ohne sie wahrzunehmen.

In Fotoalben Ferienerinnerungen wie getrocknete Blumen in einem Herbarium festzuhalten versuchen.

Auf ausgetretenen Pfaden das Abenteuer suchen, um vor sich selber zu fliehen.

Sich als Entdecker fühlen und doch nur als Schaf in der Herde stets die gleiche Weide abgrasen.

Als Bungeejumper von immer höheren Bergen springen, um am Ende festzustellen, dass der grosse Sprung eigentlich ein Mindestsatz war.

Im besten Fall zurückkommen, die Augen öffnen, und das Abenteuer dort suchen, wo es Sinn macht: Im eigenen Alltag.

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Kommentare

  • Fidelis Berchtold, St. German - 61

    Die journalistische Qualität des WB sinkt und sinkt. Der Abonnements-Preis steigt und steigt.
    Schade, dass der WB keine Konkurrenz im Oberwallis hat.

    Fazit: Das Abonnement kündigen.

  • Josef Zenhäusern, Bürchen - 264

    bitte aufhören mit dem quatsch!!
    da ist der gewiefte sp plapperi der auf den mann spielt und auf der andern seite der nichtssagende schriftsteller, kein gegenseitiger bezug, also was soll das???

    • Remo Ritz, Lalden - 193

      Bravo Josef.
      Wenn der WB/RZ weiterhin mit den altgedienten "Politstars" ihr Blatt vermarkten will, könnte es in Zukunft eng werden. Das ewige Geleier fordert einen langsam aber sicher bis zur Kündigung dieser Lokalzeitschrift/en. Es tut mir Leid, aber gebt doch bitte der willigen jungen Menschen die Chance, sich über ihre Ideen und Visionen zu melden. Da müsst ihr Motivationen schaffen. Den Herren Bodenmann/Freisinger wurde/wäre der Weg gewiesen/worden.

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