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SRF-Sportkommentator legt sich mit Eltern auf Facebook an

Wer weiss besser Bescheid? Eltern oder Lehrkräfte? Im Netz wird heftig diskutiert.
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Wer weiss besser Bescheid? Eltern oder Lehrkräfte? Im Netz wird heftig diskutiert.
Foto: Günter Havlena/pixelio.de

Quelle: RZ 0

Sportkommentator Waldemar Schön plädierte auf Facebook dafür, dass Eltern nicht immer wissen, was gut für ihr Kind ist. Dafür gab es heftige Kritik.

Waldemar Schön, bekannt als Moderator verschiedenster Sportanlässe und Kommentator der Spiele des FC Sitten auf SRF 3, hat auf Facebook verbal heftige Prügel bezogen. Anlass dafür war ein Artikel der RZ über das Nein des Grossen Rates zur Änderung des Primarschulgesetzes. Das Parlament hatte entschieden, dass die Entscheidung, ob ein Kind mit vier Jahren eingeschult wird, nicht bei den Eltern, sondern bei der Schuldirek­tion liegen soll.

Entscheid verteidigt
Moderator Waldemar Schön nahm den Artikel zum Anlass, seine Sicht der Dinge darzulegen. Den Post des Artikels auf Facebook kommentierte er mit den Worten: «Eltern wissen leider nicht immer, was gut ist für das Kind. Deshalb braucht es Regeln für die Fremdeinschätzung.» Schön legte gleich auch nach und führte aus: «Im Gegensatz zu den Lehrern und Pädagogen bringen Eltern in den seltensten Fällen eine kindgerechte Ausbildung mit. Die meisten heften sich heute geschniegelte Kinder als Trophäen um den Hals und vergessen dabei klare, unumstössliche Regeln aufzustellen, an denen sich Kinder orientieren und reiben können.»

Prompte Reaktionen
Mit dieser Aussage zog Schön allerdings den Zorn einiger Eltern auf sich. «Soll wohl heissen, weitere Bevormundung durch die Politik...!?», kommentierte ein Facebook-Nutzer Schöns Aussage. Ein anderer Nutzer schrieb: «Sorry, aber für deinen Kommentar habe ich nur ein grosses Kopfschütteln übrig. Das einzig Richtige wäre das freiwillige Einschulen. Als Eltern kann dies jeder am besten einschätzen!» Waldemar Schön konterte dies und warf den Eltern Doppelmoral vor. «Hört doch auf, ständig Bevormundung zu vermuten. Ihr seid doch die ersten, die empört ausrufen, wenn den verwöhnten Gören in der Schule auch mal Grenzen aufgezeigt werden», schrieb er. «Noch schlimmer: Schlägt der Nachwuchs daneben, hats natürlich die böse Schule verbockt.»

Frage nach der Kompetenz
Dies nahm ein Kommentar zum Anlass, die Frage nach der Kompetenz aufzuwerfen. «Es reicht, den ‹verwöhnten Gören› die Grenzen während der regulären Schulzeit aufzuzeigen, womit viele Lehrer heutzutage schon ziemlich überfordert sind», schrieb dieser. Auch CVPO-Suppleantin Charlotte Salzmann aus Naters, die im Grossen Rat für das freiwillige Einschulen mit vier Jahren gekämpft hatte, bezog sich in einem Kommentar auf das Verhältnis zwischen Eltern und Lehrkräften. «Im Kanton Zug schickten Eltern, ihr Kind aus Angst, dass es sich in die Hose macht, mit Windeln in die Schule», schrieb sie. «Die Lehrkräfte riefen dann aus Protest zu Hause an und verlangten, dass die Eltern kommen und ihrem Kind die Windeln wechseln sollten.» Wenn dies die Konsequenz eines Einschulens mit vier Jahren sei, so sei dies schade. «Leider wurden wir bei der Motion von vielen Unterwalliser Abgeordneten nicht unterstützt», schrieb Salzmann weiter. «Für uns unverständlich und frustrierend.» Das Thema Unterwallis griff auch Waldemar Schön in einem seiner Post auf. «Das (Einschulen mit vier Jahren d. Red.) funktioniert im Unterwallis seit Jahrzehnten sehr gut, ohne dass dabei Generationen von Dummköpfen dabei rauskommen», schrieb der Familienvater und ehemalige Grengjer Schulpräsident. «Und ich weiss aus Erfahrung, dass die Fähigkeiten der Lehrer, im Gegensatz zu der der Eltern, sich in den letzten Jahrzehnten kaum zum Schlechteren verändert haben.»

Emotionales Thema
CVPO-Grossratssuppleantin Charlotte Salzmann verwiess des weiteren auf die hohe Emotionalität des Themas. «Uns ging es darum, dass diejenigen Kinder, welche noch nicht so weit sind, nicht von Psychologen zu Abklärungen gezogen und damit gestresst werden», schrieb sie. «Es ist halt ein sehr emotionales Thema. Aber ich denke, dass so die Schuldirektoren auf die Ängste und Sorgen gewisser Eltern sensibilisiert wurden. Das Gespür blieb da bei manchen leider aus.» Doch Schön ortete genau darin eines der Hauptprobleme. «Emotionen helfen da nicht weiter», schrieb der SRF-Kommentator. «Deshalb braucht es klare Regeln. Jekami hat da keinen Platz.»

Martin Meul

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