Energieversorgung | Optimierungen in Visp West vorgesehen

Visper Anergienetz soll restlos unabhängig von Öl werden

Ein Anergienetz wärmt und kühlt seit zehn Jahren die Gebäude in Visp West.
1/1

Ein Anergienetz wärmt und kühlt seit zehn Jahren die Gebäude in Visp West.
Foto: RZ

Quelle: RZ 0

Das Anergienetz in Visp West muss in Ausnahmefällen auf ein ölbetriebenes Notheizsystem zurückgreifen. Das soll sich ändern. Die Gemeinde Visp sucht nach ökologischen Alternativen.

Um die Gebäude in Visp West zu heizen und zu kühlen, wurde im Quartier vor zehn Jahren ein sogenanntes Anergienetz installiert. Dieses Netz entzieht dem Kanalwasser des Grossgrundkanals die erforderliche Wärme und leitet anschliessend das erwärmte Wasser in die Gebäude, um diese zu heizen und für Warmwasser zu sorgen.

Ölheizung für Notsituationen

Dieses System beruht darauf, dass der Grossgrundkanal wärmeres Wasser führt als die übrigen Gewässer. Grund dafür ist, dass Lonza ihr Kühlwasser aus den Produktionsprozessen in den Kanal einleitet. Allerdings kann die Temperatur des Wassers im Grossgrundkanal schwanken. «Je nach Produktionsprozessen in den Lonza-Betrieben kann die Temperatur des Wassers variieren und ausnahmsweise sinken», erklärt der Leiter Infrastruktur und Umwelt der Gemeinde Visp, Norbert Zuber. «Gemäss den reglementarischen Vorgaben ist die Gemeinde als Betreiberin des Anergienetzes jedoch zu einer konstanten Leistung des Netzes verpflichtet. Deshalb wurde eine mit Heizöl betriebene Notheizung installiert. Diese wird nötigenfalls und ausnahmsweise, zum Beispiel bei zu niedrigem Wasserstand oder zu tiefen Wassertemperaturen automatisch eingeschaltet und garantiert so den Betrieb des Netzes.»

Alternativen suchen

Obwohl diese Notheizung nur sehr selten zum Einsatz kommt, dies ist zu fünf Prozent der gesamten Betriebsdauer und während der alle zwei Jahre stattfindenden Abstellung der Lonza-Betriebe zu zehn Prozent der Fall, entspricht das fossile System natürlich nicht dem Grundgedanken eines ökologischen Anergienetzes. «Darum sind wir zusammen mit Fachleuten daran, für das Notfallsystem mittelfristig nach möglichen Alternativlösungen zu suchen», sagt Zuber. «Denkbar wären beispielsweise eine Grundwasserbohrung, Erdwärmesonden oder die Absicherung des Anergienetzes über die bestehende und separat von Lonza zum Schwimmbad führende Wärmeleitung.» Seit vielen Jahren wird das Wasser des Visper Schwimmbads mit Abwärme dieser Leitung geheizt. «Die bestehende Leitung von Lonza zum Schwimmbad weist allerdings einen zu kleinen Durchmesser auf, sodass diese nicht die erforderliche Kapazität für den Betrieb des Anergienetzes liefern kann», erklärt Zuber. «Deshalb klären wir zurzeit ab, ob eine grössere Leitung verlegt werden könnte.» Dies hätte den zusätzlichen Vorteil, dass das Wasser des Schwimmbads noch höher geheizt werden könnte, so Norbert Zuber.

Hausbesitzer in der Pflicht

Die Suche nach einer Alternative für das Notfallsystem ist jedoch nur ein Aspekt, der die Gemeinde Visp in Zusammenhang mit dem Anergienetz beschäftigt. Denn in der Vergangenheit wurde von einigen Anwohnern bemängelt, dass das Netz teilweise nicht optimal funktioniere. «Die Gemeinde hat sicherzustellen, dass im Netz immer genügend Druck, Wasser und Temperatur zur Verfügung steht», sagt dazu der zuständige Gemeinderat Rolet Gruber. «Damit aber das Netz in den Gebäuden und Wohnungen auch optimal funktioniert, sind ab der Liefergrenze der Fernwärme auch entsprechende Massnahmen seitens der Privaten erforderlich.» Konkret geht es dabei um einen sogenannten Zwischenkreislauf. «Die Gemeinde hat bei Neubauten in Visp West seit Beginn darauf hingewiesen, dass der Einbau eines solchen Zwischenkreislaufs, welcher die Stabilität des Systems fördert und eine bessere Wärmeausnutzung ermöglicht, empfohlen wird», sagt Gruber. «In einzelnen Fällen ist dies auch geschehen und in den entsprechenden Gebäuden funktioniert die Wärmeversorgung auch optimal.» Ebenfalls funktioniere das Heizsystem in mehreren Gebäuden, welche zwar keinen Zwischenkreislauf eingebaut, jedoch die verschiedenen privaten Anlageteile wie Strömungswächter und Wärmepumpe optimal aufeinander abgestimmt hätten, einwandfrei, so der Gemeinderat. «Bei einem Teil der Gebäude, bei denen auf den angeratenen Einbau des Zwischenkreislaufs verzichtet wurde, können allerdings Probleme auftreten», führt Gruber aus. «Wir haben als Gemeinde bisher den Einbau des Zwischenkreislaufs aber nicht vorschreiben wollen.» Schliesslich seien für das Heizsystem eines neuen Hauses neben den Bauherren viele Fachpersonen wie Heizungsplaner, Installateure und Lieferanten verantwortlich, welche den rasanten Fortschritt der Technik bestens kennen würden, hält Gruber fest.

Verpflichtung einführen

Um künftig Problemen bei der Abstimmung der Systeme entgegenzu­wirken, führt die Gemeinde Visp nun aber doch eine Verpflichtung ein, dass Neubauten in Visp West über einen Zwischenkreislauf verfügen müssen. «Wir hatten gehofft, dass dies nicht nötig sein würde, haben uns jedoch entschieden, dies zukünftig vorzuschreiben», sagt Gruber. «Allerdings verfügen viele der ohnehin für den Betrieb des Heizsystems erforderlichen Wärmepumpen der neusten Generation bereits über einen standardmässig eingebauten Zwischenkreislauf.»

Martin Meul

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31