Turtmann | Roman Baumann kämpft gegen Schädlinge

Winzer experimentiert mit pilzresistenten Rebsorten

Aus den noch nicht AOC-zertifizierten, aber pilzwiderstandsfähigen roten Landal-Trauben kann 
Roman Baumann derzeit nur deklassierten Landwein produzieren.
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Aus den noch nicht AOC-zertifizierten, aber pilzwiderstandsfähigen roten Landal-Trauben kann 
Roman Baumann derzeit nur deklassierten Landwein produzieren.
Foto: RZ

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Seit 25 Jahren baut Familie Baumann Rebsorten an, die gegen Mehltau resistent sind und daher nicht gespritzt werden müssen. Anfangs noch gegen den Widerstand des Kantons.

«Diese Reben wurden, seit wir sie vor 25 Jahren gepflanzt haben, noch nie gespritzt», erzählt Roman Baumann von der Diroso Kellerei. Die Rebsorte, die der Winzer im Stundhaus bei Visp und in Varen anpflanzt, hat noch nicht mal einen Namen – nur die Nummer GFGA 48-12. Es handelt sich um eine pilzwiderstandsfähige Rebsorte (Piwi). «Piwi-Reben erkennen den Mehltau-Pilz als Eindringling, das Blatt verholzt an dieser Stelle, sodass sich der Mehltau nicht weiter ausbreiten kann», erklärt Baumann. Bei klassischen Rebsorten wie Chasselas, Pinot noir oder Gamay ist das Spritzen von Fungiziden gegen Pilze, vor allem nach Regenfällen, unverzichtbar.

Kein AOC für Piwi

Piwi-Sorten wachsen auf rund einem Drittel von Baumanns etwa 4½ Hektar grossen Rebfläche. Mit dem Anbau dieser Sorten hat bereits sein Vater begonnen, damals noch vor allem aus praktischen Überlegungen, da man in den teils sehr steilen Hanglagen des Wallis oft nur von Hand arbeiten kann. Von Kritik an Spritzmitteln, die teils per Helikopter oder neuerdings auch von Drohnen versprüht werden, war damals noch nichts zu hören, wie Baumann sich erinnert. Aber es gab Widerstand vom Kanton. «Das AOC-Reglement schreibt den Winzern vor, welche Rebsorten im Wallis angebaut werden dürfen. So kam es, dass Walliser Behörden Gesuche zum versuchsweisen Anbau von Piwi-Sorten anfänglich nicht bewilligt haben», wie sich Vater Hans-Peter Baumann erinnert.

Keine neuen Krankheiten

Doch die Befürchtungen, dass neue Sorten neue Krankheiten einschleppen könnten, bestätigten sich nie. Trotzdem sind bis heute erst sieben Piwi-Rebsorten für AOC-Weine, das heisst Weine mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung, zugelassen. Diese Rebsorten haben inzwischen sogar Namen. Die roten heissen ­Regent, Léon Millot und Divico, die weissen ­Johanniter, Bronner, Bianca und Solaris. Aus den übrigen rund 20 Piwi-Rebsorten kann ­Roman Baumann aber immer noch nur Landweine keltern. Doch es gebe viele Kunden, die den Unterschied zwischen einem deklassierten Land- und einem AOC-Wein nicht beachten und einfach nur gute Weine kaufen wollen. Auch in Zukunft will Baumann mit Piwi-Sorten experimentieren, darunter auch neue Sorten, die ihm die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) zu Versuchszwecken kostenlos zur Verfügung stellt. Ganz auf Spritzmittel verzichten kann aber auch er nicht. Man kann zwar auf Fungizide gegen ­Pilzkrankheiten verzichten, aber nicht immer auf Herbizide gegen Unkraut. Doch selbst ­Unkrautvertilger setzt er sehr selektiv und nur in Rebparzellen ein, die schwer zugänglich sind und wo es nicht möglich ist, alles von Hand zu jäten.

Christian Zufferey

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