Forstverbände begrüssen natürliche Rückkehr des Raubtiers
Wölfe spielen wichtige Rolle in der Schweizer Waldpflege
Der Wolf wird in der Schweiz oft nur als Gefahr für Schafherden wahrgenommen. Dabei könnte er eine wichtige Rolle in der Waldpflege spielen. Weil Wölfe auch Rehe, Hirsche und Gemsen reissen, tragen sie zur Regulierung der Wildbestände bei - und helfen zur Freude der Förster mit, den Wald zu verjüngen.
«Die Schweizerische Gebirgswaldpflegegruppe (GWG) begrüsst die natürliche Rückkehr des Wolfes in die Schweiz.»
So steht es in einem internen Arbeitspapier der GWG, welches das Onlinemedienmagazin «Infosperber» veröffentlicht hat und der Nachrichtenagentur sda vorliegt.
Bei den Gebirgswaldfachleuten steht der Wolf nicht auf der Abschussliste, sondern wird als «erwünschter Beitrag zur Regulierung der Wildbestände» betrachtet. Denn laut GWG führen die hohen Wildbestände im Gebirge dazu, dass die Verjüngung des Waldes nicht mehr alleine durch die Jagd sichergestellt werden kann.
Die Folge seien kritische Waldzustände, teure Massnahmen zur Wildschadenverhütung oder zum Schutz vor Naturgefahren. «Durch ausbleibende oder verzögerte Verjüngung wird die nachhaltige Erfüllung der Waldfunktionen gefährdet.»
Wolf im Wald willkommen
Das Positionspapier des Schweizerischen Forstvereins geht in eine ähnliche Richtung. Es trägt den Titel «Luchs und Wolf sind willkommen». Darin wird festgehalten, dass Luchs und Wolf «zum Gleichgewicht zwischen Wald und Wild einen wichtigen Beitrag leisten».
«Wo Luchs und Wolf regelmässig vorkommen, werden weniger Schäden an der Waldverjüngung festgestellt», heisst es im Papier. Wo es dagegen zu vermehrten Verbissschäden des Wildes komme, werde die Schutzleistung des Waldes vermindert. Die Folge sei «eine grössere Gefährdung der Bevölkerung durch Lawinen, Steinschlag und Murgänge».
Die Argumentation der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) deckt sich weitgehend mit jener der Forstvereine. Jedoch gibt sie wie die Förster auch zu bedenken, dass die Wolfspräsenz auch negative Auswirkungen habe.
Auch Schattenseiten
«Der Wolf bringt Unruhe in den Wald, indem er das Wild aufscheucht», sagt WSL-Mediensprecher Reinhard Lässig auf Anfrage der sda. Dies erschwere das Jagen der Tiere. Zudem scheuten Wölfe auch das offene Land nicht, wo im Sommer Schafherden weiden.
Lässig hält auch fest, dass der Zustand des Waldes besser sei als vor 15 Jahren. «84 Prozent der Waldflächen verjüngen sich ausreichend, nur bei 16 Prozent beobachten wir eine verminderte oder kritische Verjüngung.» Dies zeige das dritte Landesforstinventar, das in den Jahren 2004 bis 2006 durchgeführt wurde.
Laut Lässig fehlen praktische Untersuchungen zur Rolle des Wolfs in Wäldern. Trotzdem solle der Wolf «im Rahmen der bestehenden Konzepte» geduldet werden.
Dieser Meinung ist auch Ueli Meier, Präsident der Kantonsoberförsterkonferenz (KoK). Der Wolf sorge wie beispielsweise auch der Luchs und der Bär für ein Gleichgewicht im System von Fressen und Gefressenwerden, sagt er auf Anfrage. Der Mensch könne den Kreislauf des Ökosystems nur bedingt schliessen. Deshalb sei das Raubtier in der Schweiz erwünscht.
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