DER TAGESKOMMENTAR | Zur Stundenerhöhung im Kindergarten
Kompromiss-Reform
Der Berg hat keine Maus geboren. Aber einen Hamster, herzig und weich. Ja nicht zu gross. Mit dem Entscheid, die Anzahl Lektionen nur im ersten Kindergarten von 12 auf 16 anzuheben, können die allermeisten Akteure im Bildungswesen leben. Im Unterwallis hätte man sich auch im zweiten Kindergarten mehr Stunden gewünscht. Im Oberwallis konnte man gestern die Steine hören, die so vielen Müttern und Kindergärtnerinnen von den schwermütigen Herzen gefallen sind. Sie befürchteten das Schlimmste, als Bildungsdirektor Christophe Darbellay nach seiner Wahl in die Regierung eine Reform im ersten HarmoS-Zyklus angekündigt und in der Zwischenzeit mehrfach klargemacht hatte, es auch ernst zu meinen. Daraus wurde zwar nicht nichts, aber eben auch nicht so viel wie einst angesagt. Darbellay machte auf dem Glatteis der Bildungspolitik keine Pirouette, aber einen angetippten Sprung mit sanfter Landung. Wenn selbst ein Profi wie er, angetreten mit hehren Zielen und grossem Reformwillen, seine (Wähler-)Basis nicht vor den Kopf stossen möchte, zeigt dies auch die Macht der Lehrerschaft und ihre begrenzte Lust auf Veränderungen. Dass der grosse Wurf nicht gelang, ist schade, weil weniger die Lehrer und Eltern, sondern viel- mehr die Gemeinden sich hätten bewegen müssen. Nämlich in Richtung Ganztagesstrukturen, die diesen Namen auch verdienten. Nun also der Kompromiss, gut schweizerisch, eben wie ein mittelgrosser Hamster in so vielen Kinderzimmern. Herzig und weich.
David Biner
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