Nationalrat | Serge Métrailler liebäugelt mit Kandidatur
Die «Krake» zieht es ans Licht
Serge Métrailler, Spitzname: die Krake. Daheim auf dem Meeresboden der Walliser Politik. Und jetzt der Wandel vom Parteipräsidenten zum Nationalratskandidaten?
«Serge, die Krake» wird der 40-jährige Informatiker im Unterwallis mitunter genannt. Weil seine Berechnungen und Prognosen vor Wahlen ähnlich präzis sind wie die Vorhersagen von Paul, dem bekannten Orakel-Tintenfisch, der bei der Fussball-WM 2010 zu einem Medienstar avancierte. Métrailler mag den Vergleich: «Die Krake ist ein intelligentes Tier.»
Seit Monaten wird er von Parteikollegen umgarnt, für die Nationalratswahlen zu kandidieren. Es vergehe mittlerweile kaum mehr ein Tag, so Métrailler, an dem er nicht von irgendjemandem darauf angesprochen werde. Der Ruf nach dem «Président» ist unüberhörbar, spätestens seit der Ankündigung von Géraldine Marchand-Balet am vergangenen Freitag. Die CVP-Nationalrätin wird im kommenden Herbst nach nur einer Legislatur in Bern nicht mehr kandidieren. So steht der Präsident der CVP Unterwallis jetzt vor der genausten Weissagung, die er wohl je gemacht haben dürfte. Kandidiert er oder nicht? Serge Métrailler kennt die Antwort, will sie aber noch nicht kommunizieren. Sein Fokus als Präsident: «eine gute Liste zusammenzustellen».
Seit 20 Jahren ist er im Vorstand der CVP Unterwallis, die letzten fünf davon an der Spitze. Da hat man vielen einen Gefallen gemacht. Und auch Bewährungsproben gab es zuhauf. So musste er etwa Christophe Darbellay, damals Kandidat für den Staatsrat, nach Bekanntwerden dessen unehelichen Kindes verteidigen. Yannick Buttet musste er erklären, warum er nach den Nötigungs-Vorwürfen nicht mehr tragbar sei als Nationalrat. Und er musste für die Staatsratswahlen die Basis motivieren, nachdem Partei-Grösse und alt Grossratspräsident Nicolas Voide zu Oskar Freysinger und der SVP überlief. Vor allem der Wahlerfolg mit der glasklaren Bestätigung der drei C-Sitze in der Kantonsregierung machte aus dem etwas verstaubt wirkenden Appartschik einen leidenschaftlichen Einpeitscher mit kühlem Strategie-Kopf. Die «Krake», bis dahin auf dem Meeresboden der kantonalen Politik daheim, zog es allmählich hinauf ans Licht. Nun sei auch er mal an der Reihe, heisst es in breiten Kreisen innerhalb der Partei.
Dass sich Métrailler noch ziert, hat berufliche Gründe. Es gelte das Verhältnis zu seinem Arbeitgeber zu regeln. Der Wandel vom Präsidenten zum Kandidaten will zudem gut überlegt sein. Man will keinen anderen Kandidaten vor den Kopf stossen. Bis jetzt haben sich Mathieu Giroud (St-Maurice) und Sidney Kamerzin (Siders) gemeldet, der amtierende Benjamin Roduit (Saillon) dürfte demnächst folgen. Wenn er etwas mache, orakelt Métrailler, mache er es richtig. Derzeit ist er dran, sein Deutsch aufzubessern.
David Biner
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