Tierhaltung | Heute ist Welttiertag
«Anfeindungen gehören zum Alltag»
Den Mitgliedern des Tierschutz Oberwallis (TO) liegt das Tierwohl am Herzen. Nicht immer gehen die freiwilligen Helfer mit Haltung und Unterbringung von Nutz- und Haustieren mit deren Besitzern einig.
Am 4. Oktober ist Welttiertag, der 1931 ins Leben gerufen wurde. Ein Festtag für Hund, Katze, Maus und Co. Es halten sich allerdings längst nicht alle Tierbesitzer an artgerechte Haltungsbedingungen. Sylvia Nanzer, Vizepräsidentin des Tierschutz Oberwallis berichtet von herrenlosen oder ausgesetzten Katzen mit reichem Nachwuchs oder von solchen, die angefahren und verletzt wurden. Sie erinnert sich an streunende Hunde und an solche, die in einem Zwinger lebend, ein trauriges Dasein fristen. Sie weiss von Nutztieren, die in zu engen Verschlägen nicht artgerecht gehalten werden.
Meldungen werden vertraulich behandelt
Oft sind es Hinweise aus der Bevölkerung – welche stets vertraulich behandelt werden – die den Tierschutz Oberwallis, der vor mehr als 20 Jahren gegründet wurde, aktiv werden lassen. In ihren Möglichkeiten sind die ehrenamtlichen Helfer von Gesetzes wegen indes begrenzt. Nanzer beschreibt das Vorgehen: «Vorab werden eingegangene Meldungen über nicht artgerechte Tierhaltung unangemeldet überprüft.» Bewahrheite sich die Situation vor Ort, suche man das Gespräch mit den Tierhaltern. Dabei könne es bei Verständnis zeigenden Haltern zu erspriesslichen Diskussionen kommen und mit Unterstützung des TO würden Verbesserungen für die Tiere vorgenommen.
Wenig Handhabe
«Aber auch uneinsichtige Tierbesitzer und Anfeindungen gehören zum Alltag», weiss Nanzer. Doch trotz der gemachten Erfahrungen, welche die Tierschützerin nicht kalt lassen, wird im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Mittel weiter um das Tierwohl gerungen: «Ist bei unbelehrbaren Tierhaltern aus unserer Sicht dringender Handlungsbedarf angezeigt, erfolgt eine Meldung an das Kantonale Veterinäramt in Sitten.» Damit sei der Fall für den Oberwalliser Tierschutz jedoch notgedrungen abgeschlossen. Über das weitere Vorgehen in einer gemeldeten Sache informiere das Veterinäramt den TO nicht. Das bedauert Nanzer, der im Nachgang bloss das Mittel der unangemeldeten Kontrollen bleibt. «Wir wünschten uns hier eine bessere Zusammenarbeit mit der Kantonsstelle. Ohne Einverständnis des jeweiligen Tierhalters dürfen wir nämlich keine Fremdplatzierungen vornehmen – oder nur in äussersten Notfällen autonom eingreifen», ergänzt Nanzer, die sich zuweilen raschere Interventionen und mehr Transparenz aus Sitten wünschen würde.
Auf der Suche nach Pflegeplätzen
Der Tierschutz Oberwallis, ein gemeinnütziger Verein, der sich über Spenden und Gönnerbeiträge finanziert, betreibt kein eigenes Tierheim. Man setzt ausschliesslich auf private Pflegestellen, die von ehrenamtlichen und erfahrenen Tierliebhabern unterhalten werden. Derzeit existieren im Oberwallis für Hunde zwei Pflegestellen, für Katzen sind es deren vier. Nicht genug, erlklärt Nanzer und nennt ein Beispiel: «Jungkatzen können gut in der Gruppe aufgezogen werden. Die vier gegenwärtig verfügbaren Pflegeplätze haben Kapazitäten, bis zu 20 junge Tiere aufzunehmen.» Anders gestaltet sich die Situation bei ausgewachsenen Katzen, welche meist Einzelgänger sind. «Es reichen somit vier Katzen, um die Stellen auszulasten.»
Da die Zahl verfügbarer Pflegestellen häufig ändere, sei der TO letztlich andauernd und oftmals auch händeringend auf der Suche nach sachkundigen Personen, welche sich bereit erklären, einem sozialisierten Hund oder einer Katze ein vorübergehendes zuhause anzubieten. «Die freiwilligen Helfer haben bezüglich Futter und Material keine Kosten zu befürchten. Die Ausgaben werden vom Tierschutz übernommen», bekräftigt Nanzer.
1,2 Millionen Katzen in der Schweiz
Im vergangenen Jahr hat der Tierschutz Oberwallis unter anderem 130 Katzen auf ihren Pflegestellen aufgenommen, tierärztlich versorgt und an einen neuen Platz weitervermittelt. Für zwei Hunde mussten Notfallplätze gefunden werden, da der Eigentümer erkrankt war. Drei Hunde konnten erfolgreich vermittelt werden. Im Ressort «Nutztiere» wurden im vergangenen Jahr 18 Kontrollen durchgeführt. Eine vierjährige Stute konnte neu platziert und zwei unprofessionelle Haltungen wurden in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt aufgelöst und die Tiere an Bauern weitervermittelt.
Dass der Katzenanteil auch 2014 überdurchschnittlich hoch war, ist nicht erstaunlich. Gemäss Schweizer Tierschutz leben schweizweit schätzungsweise 1,2 Millionen Katzen – fast eine Million von ihnen können regelmässig ins Freie.
Hier appelliert der Oberwalliser Tierschutz an die Vernunft der Katzenhalter: «Wir sorgen vor allem bei aufgenommenen Katzen auch um die dringend notwendige Kastration.» Denn unzählige herrenlose Jungkatzen im Frühling und im Herbst würden die Pflegestellen zusätzlich belasten und deren unkontrollierte Vermehrung sei in der Region nach wie vor ein ernstzunehmendes Problem. «Dass Katzen kastriert werden, ist uns ein echtes Anliegen. Auch deshalb verteilen wir Gutscheine an Bauernbetriebe, die ihre Hofkatzen vergünstigt beim Tierarzt kastrieren lassen können.» Es sei überdies klar, dass der TO keine unkastrierten Katzen weitervermittle.
pan
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Kommentare
Karin Zumwald - ↑11↓1
@Gegner: die Bernhardiner waren auch gepflegt, waren auch nicht jeden Tag im Einsatz und früher wurden sie auch als Nutztiere gehalten. Aber ihre Halter in Zermatt waren weniger reich...
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Karin Zumwald - ↑14↓7
Am Tag des Tieres bin ich echt enttäuscht vom TO. Als der (inter)nationale Aufschrei gross war, hat der TO sich für den Verbot der Bernhardiner in Zermatt eingesetzt. Jedoch nichts wurde unternommen für die armen Pferde des Hotel Mon Cervin und des Zermatterhofs, die stundenlange ohne Wasser und Futter in der Sonne vor den Hotel oder vor dem Bahnhof aushaaren müssen. Die Behandlung der Pferde durch die Luxushoteliers ist alles andere als artgerecht. Sind Kutschenpferde weniger medienwirksam als Bernhardiner? Eine Schande.
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Gegner - ↑8↓11
Da bin ich nicht gleicher Meinung die Pferde sehen gesund aus, sind sehr gepflegt und haben eine gute Unterbringung. Zudem waren Pferde auch früher schon Nutztiere und keine Plüschkuscheltiere oder Menschen. Die halten das aus zu zweit eine Kutsche zu ziehen!
Sind auch nicht jeden Tag im Einsatz.