Infrastruktur | An 16000-Volt-Freileitung Erdschluss ausgelöst
Krähe verursachte Stromunterbruch
Bitsch. Auslöser der Störung, die am Montag vergangener Woche in mehreren Gemeinden des Bezirks Östlich Raron einen Stromunterbruch nach sich zog, war–eine Krähe!
Der Vogel hatte sich ausgangs Bitsch auf der 16000-Volt-Freileitung niedergelassen, welche die Verbindung von Mörel-Filet nach Bitsch gewährleistet, und über eine Verzweigung auch die Stromversorgung des Bitscher Quartiers Ebnet sicherstellt. Und just bei dieser Verzweigung dürfte die Krähe den hölzernen Freileitungsmast berührt und dadurch einen Erdschluss ausgelöst haben, berichtet Sandro Mutter, Leiter Technik beim Energieversorger EnBAG.
Gewaltige Stichflamme
Augenzeugen berichteten von einem lauten Knall und einer gewaltigen Stichflamme. «Ich dachte unvermittelt an eine Sprengung oder an eine Explosion», sagte ein Beobachter. Da im fraglichen Gebiet aber keinerlei Bauarbeiten im Gange sind, habe er sich keinen Reim darauf machen können.
Hinweise aus der Bevölkerung waren es auch, die der EnBAG halfen, die Störungsquelle relativ rasch zu orten. «Als wir den toten und völlig verkohlten Vogel unterhalb des Mastes fanden, war der Urheber identifiziert», so Sandro Mutter.
Distanz entscheidend
Der Fachmann erklärt auch, weshalb Vögel auf Stromleitungen und selbst auf Hochspannungsleitungen meist unbeschadet rasten können. Damit der Strom durch den Körper des Vogels fliessen könne, brauche es entweder Kontakt zur Erde, etwa über einen Mast, oder Kontakt zwischen zwei verschiedenen Stromkabeln, beispielsweise durch das Ausbreiten der Flügel, weiss Sandro Mutter. «Je höher die Spannung ist, umso grösser muss der Abstand sein, um eine leitende Verbindung, einen sogenannten Überschlag, zu vermeiden», sagt er. Wende man die Faustregel von einem Zentimeter pro 1000 Volt an, hätte sich die Krähe in Bitsch dem Mast höchstens bis auf 16 Zentimeter nähern dürfen.
Nestbau mit Drahtkleiderbügeln
Vom morgendlichen Stromunterbruch waren die Gemeinden Bitsch, Mörel-Filet, Bister, Riederalp und Bettmeralp betroffen. Weil durch den Erdschluss an dem von der Krähe berührten Mast auch Isolatoren barsten, musste für deren Reparatur einige Zeit später im Quartier Ebnet erneut die Stromversorgung vorübergehend abgeschaltet werden.
Dass Vögel und selbst Marder Stromausfälle verursachen, kommt immer wieder vor. Im vergangenen November hatte im Mittelwallis ein Steinadler mit seinen Flügeln zwei verschiedene Kabel einer Hochspannungsleitung berührt und einen rund einstündigen Stromausfall ausgelöst. Das rund einjährige Jungtier hatte dabei einen tödlichen Stromschlag erlitten.
In Japan hatten Krähen im April vergangenen Jahres gar ein kleines Chaos angerichtet. In zwei Dörfern auf der Insel Shikoku war in mehr als 160 Haushalten plötzlich der Strom ausgefallen, wie japanische Medien berichteten. Auch Ampeln an einer Kreuzung erloschen, wodurch es zu einem Unfall mit Blechschäden kam. Auslöser waren Drahtkleiderbügel, die die Krähen zum Bau ihres Nestes auf einem Strommast benutzt hatten.
fm
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