Abfall | Kunststoffsammlung führt zu Diskussionen im Oberwallis
Sammelsäcke für Kunststoff umstritten
Das Kunststoffrecycling aus privaten Haushalten wirft derzeit Fragen auf. Vor allem das Angebot von Sammelsäcken für gemischten Kunststoff scheint sich nicht zu lohnen.
Auch im Oberwallis gebe es zuletzt immer wieder Anfragen und Anträge, um in den Gemeinden eine eigene Kunststoffsammlung durchzuführen, informiert die Abfallberatung Oberwallis in einer Mitteilung. Aufgrund der grossen Materialvielfalt des seit Jahren sehr beliebten Kunststoffs, der öfters auch mit Zusatzkomponenten vermischt sei, würden sich jedoch nicht alle Materialien für ein Recycling eignen. Sinn und Zweck einer separaten Kunststoffsammlung muss laut Abfallberatung deshalb eine qualitativ hochstehende stoffliche Verwertung mit einer hohen Recyclingrate sein und gegenüber der Entsorgung im Kehricht einen eindeutigen ökologischen Nutzen bringen.
Für jene Kunststoffe, für die es keine sinnvolle stoffliche Verwertung gebe, sei die energetische Verwertung nach wie vor die geeignetste Variante. Bewährt hat sich demgegenüber jedoch das seit langem gut funktionierende Sammelsystem für PET-Getränkeflaschen. Diese dürfe nicht durch separate Kunststoffsammlungen gefährdet werden. Eine nicht selektive Sammlung von PET-Flaschen senke die Qualität des Sammelgutes und erschwere oder verunmögliche den Recyclingprozess. Ebenfalls positiv bewertet die Abfallberatung Oberwallis die selektive Sammlung von Kunststoffflaschen mit Deckel aus Haushalten, wie sie Detailhändler in der Schweiz auf Eigeninitiative anbieten. Nach bisherigen Erkenntnissen führe diese Sammlung zu einer guten Qualität des Sammelguts und zu hohen Recyclingraten.
Belastung für Gemeindefinanzen
Mittlerweile werden zudem aber auch im Oberwallis Sammelsäcke für die gemischte Kunststoffsammlung verkauft. Wie beim Gebührensack für den Hauskehricht sind auch hier die Kosten für die Entsorgung oder die Verwertung im Kaufpreis des Gebindes bereits enthalten. Dessen ökonomischer und auch ökologischer Nutzen ist jedoch umstritten. So geben das Bundesamt für Umwelt und verschiedene Branchenorganisationen zu bedenken, dass bei solchen Sammlungen verschiedener Kunststoffe im selben Sammelsack meist nur rund die Hälfte der Kunststoffe stofflich recycelt werden können. Zweck einer Kunststoffsammlung sollte aber eine möglichst hohe stoffliche Verwertungsrate sein, wobei mindestens 70 Prozent der separat gesammelten Stoffe recycelt werden müssten.
Die Abfallberatung Oberwallis rät deshalb von einer Sammlung von gemischtem Kunststoff ab. Dies vor allem auch, weil es sich um unkoordinierte Einzelinitiativen handle, welche die bestehenden selektiven Sammlungen gefährden und eine unnötige Zunahme kommunaler Aufgaben mit steigenden Kosten zur Folge haben würden. Alternativ dazu wird den Gemeinden empfohlen, zusätzlich zur etablierten Sammlung von PET-Flaschen, die selektive Sammlung von weiteren Kunststoffflaschen mit Deckeln in einem landesweit einheitlichen System anzubieten. Dies müsste allerdings in Form von betreuten Sammelstellen geschehen und die Vermarktung des Sammelguts über einen Entsorgungsdienstleister organisiert werden. An unbetreuten Sammelstellen sei die Qualität des gesammelten Kunststoffs erfahrungsgemäss zu schlecht.
Gemeindeverband dagegen
Dass sich die gemischte Kunststoffsammlung zurzeit auch wirtschaftlich nicht lohnt, illustriert Abfallberater Amadé Zenzünen mit einem Rechenbeispiel. Der im Ökohof Brig-Glis angebotene Kunststoff-Gebührensack für die gemischte Sammlung von Kunststoffen etwa könne für 2.60 Franken bezogen werden. In diesem Preis nicht enthalten sind die Kosten für den Abholdienst in der Gemeinde. Diese belaufe sich, für Auflad und Transport, auf etwa 3.13 Franken pro Sack, während sie für einen vergleichbaren 35-Liter-Kehricht-Gebührensack lediglich 1.83 Franken betrage. Diese Zusatzkosten für die Kunststoffsammlung müssten von den Gemeinden übernommen und über eine zusätzliche Sondergebühr gedeckt werden.
Die thermische Verwertung in der KVA Gamsen, die inzwischen einen Energienutzungsgrad von 70 Prozent erzielt, ist deshalb im Moment laut Abfallberatung nach wie vor wirtschaftlich die eindeutig bessere Lösung. Hinzu komme, dass der ökologische Vorteil der gemischten Kunststoffsammlung selbst von der zuständigen Bundesbehörde in Frage gestellt werde. Der Gemeindeverband für die Abfallbewirtschaftung im Oberwallis hat sich bereits im vergangenen Frühsommer dafür ausgesprochen, auf die Einführung einer gemischten Kunststoffsammlung im Verbandsgebiet zu verzichten und die Initiative für ergänzende Sammlungen interessierten Gemeinden zu überlassen.
pmo
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