Schach | Schweizer Meisterschaften in Grächen
Georgescu und Pelletier in der Pole-Position
Zum vierten Mal nach 1999, 2009 und 2013 finden ab Donnerstag in der Tennishalle des Sportzentrums Grächen die Schweizer Schachmeisterschaften statt. Erwartet werden gegen 300 Spieler(innen), darunter auch Walliser.
Die Titelkämpfe in Bergregionen – in den vergangenen zehn Jahren wurden sie fünf Mal im Wallis ausgetragen – erfreuen sich in der Schachszene ungebrochener Beliebtheit, weil insbesondere die Amateure das königliche Spiel optimal mit attraktiven Freizeitaktivitäten verbinden können. Kommt hinzu, dass zusätzlich zu den 300 Spielern mit 100 bis 150 Begleitpersonen gerechnet werden kann, so dass dieser grösste vom Schweizerischen Schachbund (SSB) organisierte neuntägige Anlass für den Veranstaltungsort auch wirtschaftlich interessant ist.
Für die Spitzenspieler stehen jedoch weniger Freizeitaktivitäten im Vordergrund, sondern der Kampf um die vier Schweizer-Meister-Titel. Topfavorit bei den Herren ist der 40-jährige Grossmeister Yannick Pelletier. Der mit seiner Familie in Luxemburg lebende fünffache Schweizer Meister (1995, 2000, 2002, 2010, 2014), ist zwar ein überzeugter Anhänger des geschlossenen Titelturniers, bestreitet nach Leukerbad 2015 aber zum zweiten Mal in seiner Karriere das als neunrundiges Open mit internationaler Beteiligung ausgetragene Nationalturnier. Dort ist Pelletier hinter den beiden nicht titelberechtigten ausländischen Grossmeistern Adrien Demuth (Fr) und Mihajlo Stojanovic (Ser) die Startnummer 3.
Comeback von GM Florian Jenni
Nach siebenjähriger Pause gibt Florian Jenni (Oberengstringen) ein mit Spannung erwartetes Meisterschafts-Comeback. Der 37-jährige Grossmeister wurde 2003 und 2006 Schweizer Meister, spielte seine letzte Landesmeisterschaft 2010 in Lenzerheide (Rang 9 im Herren-Titelturnier) und trat danach vom Spitzenschach zurück. Er ist in Grächen hinter Pelletier und vor dem zweifachen Vizemeister IM Roland Lötscher (Staufen), der 2014 und 2016 die Silbermedaille geholt hat, die Nummer 2 der Schweizer.
Neben Yannick Pelletier und Florian Jenni sind mit GM Joe Gallagher (Neuenburg/1997, 1998, 2004, 2005, 2007, 2012), IM Roland Ekström (Sz/Mal/1988, 1999, 2001, 2008), IM Hansjürg Kaenel (Ostermundigen/1976, 1978, 1980), IM Richard Gerber (Genf/1987) und IM Andreas Huss (Lausanne/1983) fünf weitere ehemalige Schweizer Meister am Start.
Spannung um den Damen-Titel
Weil Alexandra Kosteniuk in Grächen ebenso fehlt wie die fünffache Schweizer Meisterin WGM Monika Seps (Steinmaur/sie wird in diesen Tagen erstmals Mutter) und WIM Gundula Heinatz (Thun/die Schweizer Meisterin von 2014 verzichtet aus beruflichen Gründen), hat WFM Laura Stoeri (Payerne) gute Chancen, ihren Titel zu verteidigen. Die 20-jährige Waadtländerin ist unter den sieben Schweizerinnen im Nationalturnier allerdings lediglich die Nummer 3. Vor ihr figurieren in der Startrangliste die erst 17-jährige WFM Lena Georgescu (Moosseedorf) und die 23-jährige WFM Camille De Seroux (Genf). Die drei jungen Spielerinnen dürften den Titel unter sich ausmachen – mit Maria Heinatz (Frauenfeld), Catherine Thürig (Olten), Nathalie Pellicoro (Bern) und Gohar Tamrazyan (Erlinsbach/AG) als Spielverderberinnen.
Walliser mit Heimvorteil
Unter den rund 300 Teilnehmern hat es auch mehrere Walliser, die den Heimvorteil zu nutzen versuchen. Im Nationalturnier ist der 42-jährige Frank Salzgeber (Naters) die Nummer 31 der Startrangliste. Er hatte vor vier Jahren in Grächen eine bemerkenswerte Serie hingelegt: In den ersten acht Runden remisierte er, bevor er die letzte Partie gewann. Im Hauptturnier II gehört der 57-jährige Claude Zuber (Glis) als Startnummer 5 zum Favoritenkreis. Und im Senioren-Titelturnier wird der erstmals bei den Senioren spielende 60-jährige Pierre Perruchoud (Martinach) ebenfalls als Nummer 5 der Startrangliste versuchen, den Topfavoriten ein Bein zu stellen.
13 Uhr in der Tennishalle
Gespielt wird in Grächen im Tenniszentrum jeweils ab 13 Uhr (Ausnahme letzte Runde am 21. Juli: 9 Uhr). Für alle fünf Turniere kann man sich vor Ort bis eine Stunde vor Spielbeginn anmelden. Der Start des neunrundigen Nationalturniers erfolgt am Donnerstag. Die Hauptturniere II und III sowie das Senioren-Titelturnier (je sieben Runden) beginnen am Samstag – das erstmals ausgeschriebene, lediglich über fünf Runden führende Hobbyturnier am Sonntag. Zuschauer sind bei freiem Eintritt jederzeit herzlich willkommen.
pd / zen
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