Literatur | 16'000 Franken und eine Wohnung in Leuk
«Spycher: Literaturpreis Leuk 2016» für Abbas Khider
Der 1973 in Bagdad geborene und heute in Berlin lebende irakisch-deutsche Autor Abbas Khider erhält den «Spycher: Literaturpreis Leuk 2016».
Diese Auszeichnung wird Abbas Khider am 9. Oktober 2016 um 11.00 Uhr im Rahmen einer festlichen Matinee auf Schloss Leuk verliehen. Die Laudatio auf den Preisträger hält die Journalistin und Moderatorin des Literaturclubs SRF Nicola Steiner. Der «Spycher: Literaturpreis Leuk» ist ein Aufenthaltspreis. Die Preisträger dürfen bis zu fünf Jahre je acht Wochen in Leuk leben. Er ist, abhängig von der in Anspruch genommen Aufenthalte, mit bis zu 16‘000 Schweizer Franken und der zur Verfügung gestellten Wohnung dotiert.
Aus der Begründung der Jury, welcher Sabine Dörlemann, Christian Döring und Thomas Geiger angehören: «Abbas Khider ist ein literarischer Grenzgänger. Er erkundet präzise die menschliche Psyche und betreibt Schwellenkunde zwischen Sprachen und Kulturen. Damit behandelt Khider Fragen, die im Wallis Wirklichkeit sind: ein Leben zwischen der Romandie und der Deutschschweiz und zwischen verschiedenen Sprachen.»
Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren und erhielt nach seiner Flucht im Jahr 2000 Asyl in Deutschland. Er erlernte die deutsche Sprache, in der er heute schreibt. Sein neuester Roman «Ohrfeige» erzählt drastisch und poetisch, grotesk und mit grosser Lakonie die Geschichte eines Flüchtlings in Deutschland. Khider schildert den Irrsinn der Bürokratie, die Langeweile des Wartens und die Ausgrenzung der Asylbewerber. Die «Ohrfeige» ist von grosser Dringlichkeit. Der Roman handelt von einer der zentralen Fragen unserer Zeit: Was bedeutet es für einen Menschen, wenn er weder in seiner Heimat noch in der Fremde ein Zuhause findet.
Der «Spycher: Literaturpreis Leuk» schafft nicht nur einen Rückzugsraum für Schriftsteller, sondern wagt auch in der Landschaft der Literaturpreise gänzlich Ungewöhnliches: Er verpflichtet Schriftsteller und einen Ort für eine lange Zeit aufeinander. Es freut die Stiftung sehr, dass ihre Preisträgerinnen und Preisträger im Laufe der Jahre literarische Spuren im Wallis hinterlassen haben, die seit 2009 in der Edition Spycher im Zürcher Dörlemann Verlag erschienen sind. Hierzu gehören Felicitas Hoppes «Der beste Platz der Welt» (2009) oder Barbara Köhlers «36 Ansichten des Berges Gorwetsch» (2013).
Die private Schweizer Stiftung Schloss Leuk verleiht den «Spycher: Literaturpreis Leuk» in diesem Jahr zum sechzehnten Mal. Seit 2001 hat sie weit über eine Million Schweizer Franken zur Förderung der Literatur aufgebracht. Zu den Preisträgern gehören unter anderem John Burnside, Felicitas Hoppe, Sibylle Lewitscharoff, Lukas Bärfuss, Marcel Beyer, Adam Zagajewski, Durs Grünbein, Lavinia Greenlaw, Martin Mosebach, Judith Schalansky, László Krasznahorkai, Joanna Bator und Katharina Schultens.
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