Dorfserie | «Hennen» Albinen

«Äso schtotzend, da müäss mu sogar d'Henne bschla»

Die vielen alten Walliser Häuser in Albinen bilden ein Ortsbild von nationaler Bedeutung.
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Die vielen alten Walliser Häuser in Albinen bilden ein Ortsbild von nationaler Bedeutung.
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Die Albiner haben den Übernamen «Hennen».

Albinen liegt 1300 m ü. M. an einem Südhang etwa sechs Kilometer von Leukerbad entfernt. Die vielen alten Walliser Häuser bilden ein Ortsbild von nationaler Bedeutung. Der sparsame Umgang mit dem Boden hat zu einer äusserst dichten Bebauung geführt. Das kompakte Dorf besticht durch seine eindrückliche Lage an einem steilen Hang hoch über der Dalaschlucht. Albinen wirkt wie an den Hang geklebt und unterscheidet sich dadurch von den meisten Bergbauerndörfern der Region, die auf Hangterrassen liegen. Diese extreme Hanglage brachte den Albinern ihren Rufnamen «Hennen» ein. Hennen sind bekannt dafür, dass sie dank ihrer Krallen normalerweise einen ausgezeichneten Stand haben. Doch in Albinen brauchen selbst sie eine Gehhilfe. «Hie ischs äso schtotzend, da müäss mu sogar d'Henne bschla. Suschter trollund di nu abri bis ini Dala», erzählt lachend ein alter Albiner. «Wir sind froh, dass wir in Albinen diesen Übernamen haben. Die Henne ist ein sehr gutes Tier, produktiv und eigenständig», sagt Franziskus Hermann, der sich als Präsident des Kultur- und Fördervereins Altes Albinen für die Bewahrung althergebrachten Kulturguts engagiert. Wann und wie genau dieser Ortsübername entstanden ist, kann aber auch Kulturexperte Hermann nicht erklären. Er sei aber schon seit vielen Generationen in Gebrauch. Was auffällt: Die Oberwalliser Ortsübernamen sind ausnahmslos in der Mehrzahl gehalten, auch wenn sie dem Einzelnen an den Kopf geworfen werden. Man meint eben nicht die Eigenschaft einer einzelnen Person, sondern die einer ganzen Dorfschaft, zu der ein Einzelner gehört. «Mit unserem Übernamen können wir aber sehr gut leben», betont Franziskus Hermann. Wer in Albinen noch richtige Hennen sehen will, der muss ziemlich lange suchen. In einem einzigen Stall wird man schliesslich noch fündig. Wieso gibt es im Hennendorf Albinen so wenig Hühner? Eine mögliche Erklärung liefert ein Albiner, der, befragt nach dem Übernamen, antwortet: «Also eigentlich esse ich die Hennen am liebsten.»

Frank O. Salzgeber

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